To Hell or Glory Januar3. Januar: Die leichten Kreuzer USS Daytona, USS Portsmouth, USS Amsterdam, USS Little Rock und USS Providence gehen in Dienst.
5. Januar: Die modernen Schlachtschiffe USS Missouri, USS Wisconsin, USS New Jersey, USS Illinois, USS Kentucky und USS Montana werden den Kampfgruppen Baltic, Pacific und Chinese Sea zugewiesen.
Judge Advocate General's Corps 31.01.1950: Das Judge Advocate General’s Corps (JAGC) besteht aus Offizieren, die als Militärjuristen Dienst tun. Die Tradition wurde 1775 von George Washington ins Leben gerufen, als er William Tudor zum obersten Richter über amerikanische Soldaten berief. So werde auch ich als Angehöriger der U.S.-Streitrkäfte vor einem Militärgericht angeklagt. Den Vorsitz wird der aufgrund meines Ranges als Generals der Chef des JAGC persönlich übernehmen. Zusätzlich werden 12 Geschworene im Range eines Generalstabsoffiziers bestellt, da es sich bei der Anklage des Verrates um ein Kapitalverbrechen handelt. Die Verhandlung findet in einem Gerichtssaal in Charlottesville, Virginia statt.
"Erheben sie sich - alle die ein Anliegen vor diesem Kriegsgericht vorzubringen haben, sollen gehört werden. Den Vorsitz hat Major General Ernest M. Brannon."
"Möchte die Regierung etwas vorbringen?"
Lt. Colonel John Jessup, Vertreter der Anklage beim JAGC erhebt sich.
"Ja, Sir, die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika klagt den hier anwesenden Joseph Richards Griffonsteen, geboren am 7. September 1911 in Kansas City, Kansas, Lieutenant General der Vereinigten Staaten von Amerika an:
des Verrats gemäß Artikel 3, Absatz 3 der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika durch die Vorbereitung eines Angriffskrieges gegen ein Land, mit dem die Vereinigten Staaten von Amerika in Frieden koexistieren;
die Freilassung von Gefangenen ohne Genehmigung und Befehl eingeleitet zu haben;
die Weitergabe von Geheimdienstinformation an Personen, die nicht der Armee der Vereinigten Staaten angehört haben;
dem Unwürdigen Verhalten für einen Offizier der Armee der Vereinigten Staaten von Amerika gemäß Artikel 96, 116 und 134 der Kriegsgerichtsordnung der Armee der Vereinigten Staaten von Amerika."
Der Richter blickt zu mir herüber: "Ist der Beschuldigte anwesend und vertreten?"
Mein Verteidiger erhebt sich: "Ja, Euer Ehren."
"Was hat der Beklagte dem Gericht zu antworten?"
"Nicht schuldig in allen Punkten der Anklage, euer Ehren."
Getuschel bricht im Saal aus. Richter Brannon ruft sofort zur Ordnung auf.
"Ich möchte die anwesenden Personen im Zuschauerraum darauf aufmerksam machen, dass das Gericht, vor allem im Bezug auf die Schwere der Beschuldigungen, keinerlei Störungen des Prozesses dulden wird. Colonel Jessup, beginnen sie mit ihrem Eröffungsplädoyer.
Der Colonel erhebt sich und beginnt den zwölf Generalstabsoffizieren, die als Jury anwesend sind, zu beschreiben, wie ich ohne Wissens meiner Vorgesetzten im Geheimen eine Armee aufgebaut habe, um einen Angriffskrieg gegen die Sowjetunion vorzubereiten. Als er damit fertig ist erhebt sich mein Verteidiger, Major Joe Galloway, und legt dar, dass ich niemals außerhalb meiner Befugnisse und ich stets im Dienste meines Vaterlandes gehandelt habe. Danach wird die Verhandlung auf den nächsten Tag vertagt. Die Anklage muss mit mindestens zwei Zeugen beweisen, dass ich tatsächlich Verrat begonnen habe.
Forschungsergebnisse des Monats Januar 1950 (übermittelt von BuTech, Washington) |
Datum | Abgeschlossenes Projekt | Forschungsteam | Neues Projekt |
07.01. | Luftreservedoktrin | Adolf Galland | --- |
07.01. | --- | Curtis LeMay | Nachtangriffsdoktrin |
Februar2. Februar: Es ist der dritte Tag des Prozesses und heute kommt wird ein ganz entscheidender Zeuge der Anklage aufgerufen: Heinz Guderian. Dieser betritt den Gerichtssaal mit dem gewohnt forschen Schritt und geht ohne mich anzublicken auf den Zeugenstand zu. Der Gerichtsdiener, ein farbiger Warrant Officer, fragt ihn nach seinem Namen und seiner Geburtsort, danach legt General Guderian die Hand auf die Bibel und schwört, die ganze Wahrheit zu sagen und nichts als die Wahrheit. Der Richter wendet sich ihm zu:
"General..."
"Einspruch, Euer Ehren. Herr Heinz Guderian ist kein General mehr." Jessup wieder mit seiner übereifrigen, kalten Art.
"Colonel Jessup!", der Richter blickt kalt über seine Brille hinweg, "Sie werden es dem Gericht gefälligst selbst überlassen, wie es die Zeugen anspricht, habe ich mich klar ausgedrückt?"
"Jawohl, Euer Ehren, Sir, ich bitte um Entschuldigung, Sir!"
"Gut, also General Guderian, benötigen sie einen Dolmetscher, um die Fragen hier ordnungsgemäß beantworten zu können?"
"Nein, Herr Richter, mein Englisch ist gut genug."
"Gut, General, falls sie jedoch Schwierigkeiten haben, zögern sie nicht mich anzusprechen."
"Jawohl, Euer Ehren, ich bedanke mich für ihre Freundlichkeit."
"Keine Ursache, General.", und zum Ankäger gewandt, "Ihr Zeuge, Colonel Jessup."
"Herr Guderian... stimmt es das sie den Angeklagten 1945 im Januar das erste mal gegenüberstanden?"
"Ja, Herr Oberst."
"Was hat der Angeklagte von ihnen gewollt, Herr Guderian?"
"Nun er ersuchte mich, ihm bei der Ausbildung seiner Truppen zu helfen."
"Was haben sie ihm geantwortet?"
"Das ich niemals gegen mein Vaterland arbeiten würde."
"Was war ihre damalige Position?"
"Ich war Kriegsgefangener der Vereinigten Staaten von Amerika."
Ich schlucke schwer. Ich kenne Heinz Guderian gut. Ein aufrechter Mann, dem viel an der Wahrheit gelegen ist. Dabei kann ich mich kaum noch an den vollen Wortlaut unseres Gespräches vom Januar 45 erinnern.
"Herr Guderian, hat ihnen der Angeklagte ein Angebot gemacht?"
"Ja, Herr Oberst."
"Und?"
Guderian blickt verständnislos, während im Gerichtssaal leises Gelächter ausbricht, das sofort vom Richter unterbunden wird. Jessup erweitert leicht gereizt seine Frage.
"Welches Angebot war das?"
"Er bot mir an, meinem Land wieder seine Unabhängigkeit zu gewähren."
"Welche Bedingungen setzte er voraus?"
"Das wir auf die Gebiete von Ostpreußen und Schlesien verzichten müssten."
"Was noch?"
Jetzt kommt es, denke ich deprimiert.
"Das der Frieden gesichert sein müsse."
Ich sehe Guderian überrascht an - immer noch keine Regung im Gesicht des alten Haudegens, noch blickt er in meine Richtung.
"Herr Guderian, ich mache sie darauf aufmerksam, dass sie unter Eid stehen. Hat er ihnen noch irgendwelche Bedingungen genannt?"
"Nein, Herr Oberst."
"Er hat nicht gesagt, dass zuvor die Sowjetunion besiegt werden müsse?"
Joe Galloway springt auf die Füße: "Einspruch, Euer Ehren, der Ankläger legt dem Zeugen Worte in den Mund."
"Stattgegeben!"
"Euer Ehren...!", Jessup versucht zu protestieren.
"Ich sagte stattgegeben, Jessup, fahren sie fort."
"Lassen sie mich die Frage anders formulieren, Herr Guderian. Hat der Angeklagte die Sowjetunion erwähnt?"
"Ja, das hat er." Guderin nickt bestimmt.
"Was hat er darüber gesagt?"
"Dass er keinen Krieg mit der Sowjetunion wünsche."
Jessup blickt den deutschen Offizier sprachlos an, dann schüttelt er den Kopf.
"Keine weiteren Fragen, Euer Ehren."
"Major Galloway, ihr Zeuge."
"Danke, Euer Ehren. Ich habe an den Zeugen nur eine einzige Frage: Wie schätzen sie General Griffonsteen ein?"
"Als einen Offizierskameraden. Einen Mann der für sein Vaterland alles geben würde und immer treu gemäß seinem Eid handeln wird."
"Danke, General, keine weiteren Fragen."
"Sie sind entlassen, General Guderian."
Als Guderian auf dem Weg nach draußen an meinen Tisch vorbeikommt, zwinkert er mir mit dem rechten Auge zu. Ich bin viel zu dankbar, um zu reagieren und blicke ihn nur mit großen Augen an. Der alte Fuchs hat nicht einen Moment die Unwahrheit gesagt. Den mir ist eingefallen, was ich damals zu ihm gesagt habe: 'An dem Tag, an dem der letzte Feind des Weltfriedens, Josef Stalin, fällt, werden die Vereinigten Staaten dem Deutschen Volk seine Unabhängigkeit wieder geben. Mit Ausnahme von Schlesien und Ostpreußen wird ihr Staat wieder gegründet werden.'
3. Februar: Als nächsten Zeugen ruft Jessup den ehemaligen General der Waffen-SS, Wilhelm Bittrich, auf. Auch hier die ganze Prozedur mit dem Schwur auf der Bibel, nachdem seine Personalien festgestellt wurden.
"Herr Bittrich", beginnt Jessup in seiner kalten, näselnden Art, "hat sie der Angeklagte im April 1946 in ihrer Zelle im Gefängnis der Lehrter Straße in Berlin aufgesucht?"
"Ja, das hat er, Colonel."
"Was wollt er von ihnen?"
"Er wollte meine Hilfe, um seine Soldaten auf einen Konflikt mit Russland vorzubereiten."
Jessup blickte triumphierend zu mir herüber. Endlich hatte er mich.
"Was haben sie ihm geantwortet?"
"Das ich erst den Ausgang meines Prozesses abwarten wollte."
"Sie waren angeklagt, dass unter ihrem Kommando alliierte Luftlandesoldaten erschossen wurden, nachdem sie sich bereits ergeben hatten?"
"Einspruch Euer, Ehren, dass Verfahren ist abgeschlossen und tut nichts zur Sache!" Joe Galloway blickte den Richter an.
Jessup macht einen Schritt vorwärts.
"Die Anklage ist sich dessen bewusst - doch beziehen wir uns hier auf die Freilassung eines Gefangenen."
"Einspruch abgewiesen. Zeuge, antworten sie dem Ankläger." Joe Galloway setzte sich wieder hin.
"Ja, ich wurde zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt." Gemurmel im Gerichtssaal, der Richter benutzt seinen Hammer.
"Und stimmt es nicht, dass sie sich einige Tage später in einem Flugzeug nach England befanden?"
"Ja, das ist richtig."
"Sie waren also nicht länger Gefangener?"
"Aber natürlich war ich noch ein Gefangener. Ich wurde nur in ein anderes Gefängnis verlegt."
"Sie waren nicht frei?"
"Nein, im Vergleich zu den meisten anderen deutschen Offizieren dort war ich unter Arrest."
"Und das war zufällig in einem Ausbildungscamp der U.S. Army in Aldbourne, England?"
"Ja, das ist richtig."
"Was haben sie dort gemacht?"
"Nun ich wurde mit anderen Soldaten darin ausgebildet, was es heißt, in einer Demokratie zu leben und Englisch zu sprechen."
"Wozu lernten sie unsere Sprache?"
"Damit ich später meine Erfahrungen über den Krieg an ihre Soldaten weitergeben konnte."
"Ihre Erfahrungen im Russlandfeldzug?"
"Ja, natürlich. Es wäre unsinnig gewesen, ihnen zu erzählen, wie sie selbst gegen meine Soldaten gekämpft haben."
Gelächter im Gerichtssaal, auch einige Geschworenen und der Richter schmunzelten. Jessup schaut ziemlich verstimmt.
"Die Absicht war, die Soldaten auf einen Krieg gegen die Sowjetunion vorzubereiten?"
"Ja, das ist richtig."
Jessup triumphiert, hat die Pose eines Siegers. "Ihr Zeuge, Galloway."
"General Bittrich...", Jessup will aufspringen, aber mein Verteidiger ist schneller, "Entschuldigung, Herr Bittrich, sagen sie dem Gericht bitte, ob General Griffonsteen die Union der Sozialistischen Sowjet-Republiken angreifen wollte?"
"Nein, das wollte er nicht."
Jessup entgleisen alle Gesichtszüge, im Gerichtssaal bricht lautes Getuschel aus.
"Ruhe, Ruhe...", mehrere Hammerschläge stellen die Ordnung wieder her.
"Er wollte sie Sowjetunion nicht angreifen?"
"Nein, wie ich sagte."
"Wozu dann die Ausbildung?"
"Im Falle dass die Rote Armee Europa angreifen wollte, sollten die amerikanischen Truppen genau wissen, wie ihr Gegner agieren würde."
"Herr Bittrich - würden sie mir bitte sagen, ob sie noch ein Gefangener sind?"
"Nein, das bin ich nicht mehr. General Griffonsteen hat meinen Fall letztes Jahr einem Militärgericht vorgelegt und dort wurde ich wegen guter Führung vorzeitig entlassen - und danach als offizieller Berater der U.S. Army vereidigt und in ihren Dienst genommen."
"Sie haben ihre Strafe also ordnungsgemäß verbüßt?"
"Ja, so wie viele andere Offiziere auch, die ordnungsgemäß verurteilt wurden."
"Und sie haben Geheiminformationen erst erhalten, nachdem sie auf die Verfassung der Vereinigten Staaten vereidigt wurden?"
"Ja, das ist richtig."
Bittrich nestelt an seiner Brieftasche herum und holt ein Dokument hervor. Laut diesem war er am 29. April 1946 in meine Verwahrung gegeben worden. Ich hatte selbst seine Entlassungspapiere letztes Jahr unterzeichnet, im Beisein von Sandy Felter. Ein weiteres Papier bestätigt eine Unbedenklichkeitserklärung bis zur Geheimhaltungsstufe "Confidential".
Der Richter blickt ernst zur Anklagebank.
"Colonel Jessup, die Hauptpunkte ihrer Anklage stützten sich auf die Aussagen von General Guderian und General Bittrich. Laut Verfassung der Vereinigten Staaten müssen sie mindestens zwei Personen vorweisen, die den Sachverhalt des Verrates bezeugen können. Besitzen sie noch weitere Zeugen?"
"Nein, Euer Ehren..."
"Wie das Gericht an Hand der Papiere des Zeugen Bittrich sehen kann, hat sich General Griffonsteen auch nicht der vorzeitigen Entlassung von Gefangenen schuldig gemacht, stimmen sie dem zu?"
"Ja, Euer Ehren."
"Es bleibt also noch die Weitergabe von geheimen Informationen und dem unwürdigen Verhalten."
Jessup blickte nur noch zu Boden.
"Gut, ich denke wir wollen dann nicht länger die Zeit und das Geld der Steuerzahler hier verschwenden."
Der Richter wendet sich zur Geschworenenbank.
"Meine Herren, möchten sie sich zur Beratung zurückziehen?"
Ein kurzes Getuschel unter den 12 Generalstabsoffizieren und dann erhebt sich der Sprecher, General Gay.
"Nein, Euer Ehren, unser Beschluss ist bereits gefasst."
"Angeklagter, erheben sie sich." Ich stehe auf mit einem Gefühl unendlicher Erleichterung.
"Wie lautet der Beschluss der Geschworenen?"
"Nicht schuldig in allen Punkten der Anklage."
Der Richter klopfte mehrfach mit dem Hammer, als wieder Tumult im Saal ausbrach, während ich von einem unendlichen Glücksgefühle durchströmt wurde.
"Im Namen der Vereinigten Staaten von Amerika werden sie, General Joseph Richards Griffonsteen von allen Beschuldigungen gegen ihren Rang und ihren Namen freigesprochen. Lassen sie mich der Erste sein, der ihnen seine aufrichtige Anerkennung für ihr tadelloses Verhalten als Offizier der Armee der Vereinigten Staaten ausspricht. Die Sitzung ist geschlossen."
Das nächstes was ich spüre sind die Arme meiner Frau um meinen Hals und ich sehe Dutzende von Händen, die sich mir entgegen strecken. Vor dem Gerichtsgebäude warten Scharen von Journalisten. Mit Vicky untergehakt, versuche ich uns mit Hilfe von Major Galloway einen Weg zu bahnen.
"Was werden sie jetzt tun, General Griffonsteen?", ist die meist gestellte Frage, die von allen Seiten auf mich einstürmt. Kurz bleibe ich stehen.
"Zuerst werde ich ein wunderschönes Wochenende mit meiner Frau und meiner Familie verbringen, die nie an meiner Unschuld gezweifelt haben."
"Und dann?"
"Gehe ich zurück an die Arbeit. Es gibt viel zu tun."
Krauss-Maffei schickt mir die Konzeptzeichnung des M48 - die jetzt umgesetzt werden kann. 20.02.1950: Die deutschen Konstrukteure von Krauss-Maffei laden mich nach Grafenwöhr ein, um den neuen Hauptkampfpanzer U.S. Streitkräfte persönlich in Augenschein zu nehmen: den M48 Patton II - in einer Konzeptzeichnung bewundere ich die Arbeit. Eine Reise nach Europa muss noch auf sich Warten lassen.
25.02.1950: Die ersten schweren Kreuzer der Leahy-Klasse bereiten sich auf ihren Einsatz in Übersee vor: USS Portland, USS Chicago, USS New Orleans, USS Chester, USS Northhampton und USS Salt Lake City.
Forschungsergebnisse des Monats Februar 1950 (übermittelt von BuTech, Washington) |
Datum | Abgeschlossenes Projekt | Forschungsteam | Neues Projekt |
15.02. | Wasserstoffbombe | Robert Oppenheimer | --- |
15.02. | --- | Hyman Rickover | Atomarer Großkampfschiffsantrieb |
20.02. | Nachtangriffsdoktrin | Curtis LeMay | Kampfeinheitenzerstörungsdoktrin |
20.02. | Fortgeschrittener Kampfpanzer M48 | Krauss-Maffei | Moderne Artilleriei auf Sfl. |
März7.03.1950: Es ist an einem Dienstag Nachmittag, als ich verfrüht nach Hause komme. Vicky spielt gerade mit den Kindern und blickt erstaunt auf, als ich das Wohnzimmer betrete.
"Du kommst heim? An einem Arbeitstag so früh in der Woche?"
"Ja, irgendwas muss ich doch tun, um dich mit deinem Geliebten in flagranti zu erwischen.", scherze ich und kniee mich nieder, wo Victoria gerade mit dem kleinen Franklin beschäftigt ist. Sofort blickt sie mich misstraurisch an, denn ich scheine nicht ganz so lustig geklungen zu haben, wie ich es beabsichtigt hatte.
"Da ist doch irgendetwas im Busch. Heraus mit der Sprache!"
"Nun, sagen wir es so... der Präsident hält es für angemessen, dass ich ein bisschen von der Bildfläche verschwinde. Ich habe ihm wohl zuviel Staub aufgewirbelt."
"Und das heißt im Klartext?"
"Dass ich mit sofortiger Wirkung nach Europa versetzt bin, um mich selbst um den ordnungsgemäßen Abschluss des Unternehmens 'General Steuben' zu kümmern. Der Kongress hat die Einstellung befohlen."
Victoria guckt total entgeistert.
"Ja sind die denn wahnsinnig geworden?"
"Man ist bemüht, die Beziehungen zur Sowjetunion zu verbessern. Die Bekanntgabe, dass wir unsere Truppen auf einen Krieg mit der Roten Armee vorbereitet haben, gilt in Diplomatenkreisen als 'faux pas'. Man will es aus der Welt schaffen. Ich habe 6 Monate Zeit, sämtliche deutschen Truppenteile aufzulösen."
"Mein Gott..."
"Man hat mir im Pentagon 72 Stunden frei gegeben. Am Freitag morgen geht mein Flugzeug nach Europa. Ike weiß schon Bescheid, dass ich komme. Sandy auch."
Plötzlich schnüffelt Victoria am kleinen Franklin.
"Tja, dann hast Du ja noch genügend Zeit, unserem kleinen Racker hier die Windeln zu wechseln..."
"Ja, klar mach ich... immer noch besser als der große Scheiß, den ich vor mir habe..."
Victoria lächelt nur gequält, weiß sie doch wie ich, dass die Aktion der Washingtoner Politiker ziemlich blauäugig ist. Ich packe meinen Sohn unter den Arm, der jetzt auch das quengeln anfängt und begebe mich ins Kinderzimmer.
10.03.1950: Die ganze Familie ist zum Flugplatz gekommen einschließlich einiger meiner Mitarbeiter im Pentagon. Eng umschlungen stehe ich mit Victoria in der Abfertigungshalle. Wieder einmal trennt uns die Pflicht und ich kann noch nicht einmal sagen, ob ich in 6 Monaten zurück sein werde oder nicht.
"Pass auf Dich auf, Schatz, ja?"
"Klar... ich werde weder irgendwelchen Röcken nachjagen noch versuchen, eigenmächtig einen Krieg anzufangen.", scherze ich.
Victoria blickt mir ernst ins Gesicht.
"Du hast eine Familie... komm gesund wieder heim, wir brauchen Dich."
Ich nicke nur beklommen. Als nächstes umarme ich meine Schwiegermutter, die die Tränen nicht zurückhalten kann. Dann spüre ich die Hand meine Schwiegervaters auf den Schultern.
"Sohn, halte die Ohren steif. Ich werde dich beim Angeln vermissen, auch wenn du immer alle Fische verscheuchst."
Dann tritt ein Second Lieutenant aus meinem Stab im Pentagon hervor.
"Sir, im Namen aller Mitarbeiter des Büros möchten wir ihnen ein kleines Abschiedsgeschenkt überreichen."
Und somit übergibt er mir eine kleine Schachtel. Ich öffne sie, darin befindet sich eine ziemlich teuere Schweizer Armbanduhr mit der Gravur "Pentagon - 1948-1950 - Lt. Gen. Griffonsteen". Gerührt nehme ich die Uhr aus der Schachtel und lege sie sofort um mein linkes Handgelenkt. Die alte Uhr, die mich durch den ganzen Krieg begleitet hatte, lege ich sorgfältig in die Schachtel.
"Vielen Dank, Lieutenant. Richten sie den Jungs im Büro meine besten Wünsche für die Zukunft aus."
"Ja, Sir, wir werden sie auf dem laufenden Halten. Ihr Nachfolger, General Denvers, hat das bereits genehmigt."
Noch einmal drehe ich mich meiner Frau zu und nehme sie ein letztes Mal in den Arm. Dann begebe ich mich über das Rollfeld zu meiner Maschine. Auf meiner Schulter das Abzeichen der U.S. Army Europe. Ihr Motto ist "Sword of Freedom".
13.03.1950: Dienstbeginn im SHAEF und ich melde mich bei Field Marshall Eisenhower, der mich auf's herzlichste begrüßt. Das Wochenende habe ich mit dem Einrichten meines Quartiers und die Sichtung der Unterlagen mit Sandy Felter verbracht, der mich auch am Flughafen in Berlin-Tempelhof erwartet hatte. Jetzt hieß es, Nägel mit Köpfen zu machen und mich von meinem Lieblingsprojekt endgültig zu trennen, auch wenn es mir schwer fiel. Das ganze Wochenende hatte ich schon ein komisches Gefühl. Vor allem Sandy schien verdammt gut aufgelegt zu sein. Offensichtlich war er froh, endlich den Packen Arbeit der letzten Jahre über Bord zu werfen und hoffte sogar auf ein Truppenkommando. Ich verspreche mir selbst, das möglichste zu tun, um diesen tadellosen Offizier bei seiner Karriere weiter zu helfen.
"Schön, dass sie wieder da sind, J.R."
"Ich freue mich auch, hier zu sein, Ike. Ich wünschte nur die Umstände wären andere."
"So?", Eisenhower blickte mich sinnend an, "Freuen sie sich denn nicht auf ihren neuen Job?"
"Nun, Ike, um die Wahrheit zu sagen, halte ich das Projekt "Steuben" immer noch für eines der Besten, das die Armee je hatte."
Da blicken sich Eisenhower und Felter an und grinsen wie zwei verschmitzte Schuljungs.
"Sandy hat ihnen also noch nichts gesagt, wie? Na dann mal los, Felter."
"Yes, Sir!", Sandy machte eine kurze Pause, wie um mich auf die Folter zu spannen, "Sehen sie Sir, der Kongress hat befohlen, das Projekt "Steuben" zu beenden und die deutschen Einheiten aufzulösen. Er hat jedoch nichts darüber verlauten lassen, die deutschen Soldaten aus unseren Diensten zu entlassen. So haben General Eisenhower und ich uns mehrere Nächte den Kopf zebrochen..."
"Sie mehr als ich, Sanford.", unterbricht Eisenhower den Lt. Colonel und deutet dann mit einer Handbewegung an, fortzufahren.
"Die Lösung des Problems, Sir," wendet sich Sandy wieder an mich, "lag dabei auf der Hand. Wir werden einfach die Soldaten auf die anderen Einheiten der U.S. Army Europe verteilen, sofern sie ihre Zustimmung geben. Dies wird jedoch einige Zeit in Anspruch nehmen und wir gedenken uns, die 6 Monate Frist, die der Kongress gesetzt hat, voll auszunutzen. Wer nicht in die U.S. Army übernommen werden will, erhält eine ordnungsgemäße Entlassung. Die Offiziere und Kommandeure der Einheiten werden wir in die M.A.G. 'Steuben' aufnehmen, eine neu gegründete Einheit (M.A.G. = Military Advisor Group). Diese werden dann amerikanischen Einheiten zugewiesen. So halten wir das Projekt praktisch am Laufen und erfüllen zugleich die Vorgaben des Kongresses."
Mir steht der Mund offen und ich muss ein ausgesprochen dämliches Gesicht machen. Auf alle Fälle grinsen Eisenhower und Felter breit und blicken mich an. Eisenhower legt mir seine Hand auf die Schulter.
"Sehen sie, J.R., ich denke sie werden alt. Früher wären sie selbst auf so eine naheliegende Idee gekommen und hätten nicht gleich den Schwanz eingezogen, nur weil irgendein Köter in Washington bellt..."
"Ja, General, da haben sie wohl Recht."
Auch ich beginne breit zu grinsen. Die Welt ist wieder vollkommen in Ordnung und ich fühle mich gut, wie seit Monaten nicht mehr. Niemals aufgeben, denke ich mir. Und Sic Semper Tyrannis! - der alte Wahlspruch des Heimatsaates meiner Frau taucht in meinen Kopf auf.
Forschungsergebnisse des Monats März 1950 (übermittelt von BuTech, Washington) |
Datum | Abgeschlossenes Projekt | Forschungsteam | Neues Projekt |
23.03. | Mechanisierte Division Modell 51 | Mausser Werke | Elite Infanteriedivision |