JuliDie Stabsoffiziere im SHAEF sind vom Erfolg der Operation überrascht. Zwar tauchte am 28. Juni noch einmal ein Gegner auf, mit dem wir einfach nicht gerechnet hatten: Nationalspanien. Hier musste schnell improvisiert werden und so stellte Eisenhower 2 Korps motorisierter Infanterie und ein Korps Marineinfanterie ab, um Richtung Spanien vorzustoßen und - wenn möglich - uns einen Brückenkopf jenseits der Pyrenäen zu sichern.
Dadurch das Vichy-Frankreich neutral bleibt, eröffnete sich im Hauptquartier eine vollkommen neue Lage. Wenn wir die Deutschen jetzt nicht zur Ruhe kommen lassen und alle Kräfte in zwei Stoßkeile einsetzen könnten... 'Operation Thunder-Strike' bietet sich gerade zu an. Die folgende Karte soll dies verdeutlichen:
Würde dieses Unternehmen gelingen, wäre die komplette Heeresgruppe West abgeschnitten. Das würde den Verlust so vieler Divisionen für die Deutschen bedeuten, dass sie uns de fakto keinerlei Widerstand mehr entgegensetzen können. Begeistert singen unsere Panzerjungs zur Zeit einen Song, der in den Staaten Furore macht:
Und dann setzen sich unsere Spitzen genau zum vorgegebenen Zeitpunkt in Bewegung. Was jetzt noch zählt ist die reine Geschwindigkeit. Nach genau festgelegtem Ablaufplan übernehmen die langsameren Divisionen die Flankensicherung. Alles fiebert im Hauptquartier mit. Sollte der Plan wirklich funktionieren, dann bestünde die Möglichkeit, noch dieses Jahr auf Berlin vorzustoßen.
8. Juli: Straßburg wird befreit. Durch jubelnde Menschenmassen fahren unsere Soldaten weiter nordwärts. Nur nicht aufgehalten werden, die Anspannung ist in die Gesichter der Männer gemeißelt. Vor Ihnen liegt die deutsche Reichsgrenze, stehen amerikanische Truppen davor, deutschen Boden zu betreten. Die Panzer-Divisionen führen dabei einen verbissenen Wettlauf, jede will die Erste sein. Während Operation Strike wie geplant verläuft, stoßen entlang der Kanalküste 6 Marineinfanterie-Divisionen und 2 mechanisierte Korps Richtung Rotterdam vor: der Donner (Thunder) rollt. Sie stoßen zuerst auf hartnäckigen Widerstand, doch gelingt es uns, diesen mit Hilfe der Airforce zu brechen.
15. Juli: das XIV. US-Panzerkorps schließt die Lücke und im Kessel von Chaumont sind 6 deutsche Divisionen gefangen. Zum selben Zeitpunkt dringen 3 Panzer- und 6 mechanisierte Divisionen bei Saarbrücken ins Deutsche Reich ein. Offenbar haben wir die deutsche Führung vollkommen überrascht. So wie 1940 die Wehrmacht in Frankreich stoßen unsere Panzerverbände beinahe unaufhaltsam weiter vor.
In den Industriezentren des Saarlandes stoßen die Männer das erste mal auf die Verwüstungen, die die alliierten Bomberflotten angerichtet haben. Zwischen den Ruinen stehen alte Männer, Frauen und Kinder und starren ungläubig auf die olivgrünen Fahrzeuge mit dem weißen Stern, die ohne anzuhalten weiter rollen. Weiter, immer weiter, das Ziel heißt Dortmund und dann Eindhoven und Arnheim.
Auch an der Kanalküste ist der Durchbruch geschafft, besetzen Marineinfanteristen die belgische Provinz Gent, während die Panzergrenadiere nur anhalten um Aufzutanken. Fahrer wechseln sich am Steuer ab, es wird auf den Fahrzeugen geschlafen, höchstens in der Nacht einmal für zwei, drei Stunden halt gemacht. Warme Verpflegung haben die Männer seit Tagen nicht mehr gesehen. Und doch fühlen sie eine wahnsinnige Energie in sich. Hier in Belgien und Holland schlägt ihnen eine grenzenlose Welle der Begeisterung entgegen, beflügelt unsere Boys, über sich selbst hinauszuwachsen.
21. Juli: Zwischen Eindhoven und Arnheim treffen die Panzerspitzen aufeinander, springen General Bradley und General Patton von ihren Führungsfahrzeugen und reichen sich die Hände. In Lüttich bleibt Generalfeldmarschall von Rundstedt nur die Feststellung übrig, dass seine gesamte Heeresgruppe West abgeschnitten ist. Über 30 Divisionen befinden sich in einem Kessel, der halb Belgien sowie Aachen und Köln umfasst.
Während die Deutschen verzweifelt versuchen, nach Westen auszubrechen, dringen unsere Verbände von allen Seiten in den Kessel vor. Am 29. Juli fällt mit Köln eines der Industriezentren des Reiches in unsere Hand.
United Press meldet am selben Tag, dass die Japanische Exilregierung in China wieder um Frieden ersucht. Unsere einzige Antwort lautet: "Unconditional surrender!"
Forschungsergebnisse des Monats Juli 1944 (übermittelt von 1st Lt. Sanford T. Felter) |
Datum | Abgeschlossenes Projekt | Forschungsteam | Neues Projekt |
19.07. | Frontfahrzeugreparatursystem | Ford Motor Co. | --- |
19.07. | --- | Omar Bradley | Fortgeschrittene Logistik |
AugustAm 2. August geht Köln noch einmal verloren, als die nach Westen zurückdrängenden Divisionen der Deutschen unsere Panzer zum Rückzug zwingen. Dabei wird die einst so stolze Metropole am Rhein durch die Kämpfe weiter verwüstet. Ein Kapitulationsangebot von Fieldmarshall Eisenhower lehnt Rundstedt geradeheraus ab.
6. August: Zwei weitere schwere Kreuzer der Alaska-Klasse, die USS Samoa und USS Puerto Rico werden in Dienst gestellt und zur Verstärkung der Atlantikflotte nach England geschickt.
12. August: In den Straßen von Köln bricht der letzte Widerstand der deutschen Divisionen zusammen. Von allen Seiten bedrängt, ohne Nachschub und Verpflegung müssen sich die einst so stolzen Divisionen der Wehrmacht ergeben. Einem amerikanischen Kriegsberichterstatter gelingen dabei bedrückende Bilder von den verzweifelten Kämpfen, als ein Panther-Panzer unseren Panzerjägern zum Opfer fällt:
Doch die Soldaten, die in unsere Hände fallen sind alte Männer und teilweise Kinder, angeführt von wenigen Veteranen, die unseren Verhöroffizieren von den schrecklichen Kämpfen an der Ostfront berichten. Das, was uns hier entgegen tritt, sind nicht die sieggewohnten Divisionen der einst so gefürchteten Wehrmacht. Es sind verbrauchte, abgekämpfte Verbände. Selbst die SS-Divisionen scheinen jegliche Illusion verloren zu haben, sind aber noch einigermaßen gut ausgerüstet. Das Deutsche Reich muss sich in einem erbarmungslosen Krieg mit der Sowjetunion ausgeblutet haben.
Unterdessen geht unser Vormarsch nach Osten und Norden weiter. Die G.I.'s, die ja mittlerweile durch halb Europa gezogen sind, machen eine verblüffende Entdeckung. Die Engländer sind, obwohl sie die gleiche Sprache sprechen, doch vollkommen anders in ihrer Mentalität als wir Amerikaner. Die Franzosen, die uns zwar warmherzig empfangen haben, unterscheiden sich nicht nur durch die sprachliche Barriere noch mehr. Und jetzt marschieren wir in ein Land ein, dass als unser schlimmster Gegner gilt und wir entdecken, dass sich die Mentalität der Deutschen nicht sehr von uns Amerikanern unterscheidet. Kaum marschieren wir in den teilweise in Trümmern liegenden Städten ein, klettern die Leute aus den Kellern und beginnen mit dem Wiederaufbau. Das ringt unseren Jungs Respekt ab.
Am 14. August fällt Nürnberg, die Stadt der Reichsparteitage in unsere Hand. Staunend stehen die Soldaten auf dem Zeppelinfeld, fotografieren den gewaltigen Adler mit dem Hakenkreuz. Mittlerweile mehren sich aber auch Berichte von Zwangsarbeitslagern, in denen die Nazis Tausende von Menschen aller Nationen, auch Deutsche, unter unmenschlichsten Bedingungen eingesperrt haben. Persönlich mache ich mich auf um eines der Lager bei Erfurt zu besichtigen. Meine Frau begleitet mich. Nach dem Besuch sind wir beide ernüchtert. Das Land, das einen so sauber und adretten Eindruck hinterlässt, das uns so sehr an zu Hause erinnert, weist einen dunklen Fleck auf.
Jetzt sehen wir die dunkle Seite der Diktatur, den wahren Geist der Unterdrückung. Ich erinnere mich an mein Gespräch mit General Rommel und weiß, dass dieser Mann solche Maßnahmen niemals unterstützt hätte. Und doch hat es Täter gegeben und ich schwöre mir, dass jeder von ihnen zur Rechenschaft gezogen wird. Einige der Lagerinsassen sind offenbar erst vor kurzem eingeliefert worden. Es hat, so erfahren wir, am 20. Juli einen Aufstand von Offizieren und anderen Gegnern des Regimes gegeben. Der Name Claus Graf Schenk von Stauffenberg fällt. Erschüttert lese ich die Akten über Verhaftungswellen, in denen der wahnsinnige Diktator in seiner Rachsucht sogar die Angehörigen der Widerständler einsperren hat lassen.
Doch bleibt mir nicht viel Zeit, mich mit den Schattenseiten der Nazi-Diktatur auseinander zu setzen. Nachdem ganz Holland befreit wurde, stoßen unsere nördlichen Divisionen am 22. August an Hamburg vorbei und besetzen die Stadt Lübeck. Damit sind wiederum die deutschen Divisionen in Hamburg, Flensburg und Dänemark abgeschnitten. Nach einem kurzen Gespräch im Hauptquartier lassen wir die Panzerdivisionen nach Osten abbiegen, während die südliche Armee über Dresden vorstürmt. Mittlerweile hat die Wehrmacht Truppen aus Jugoslawien und anderen Ländern abgezogen, teilweise Einheiten ihrer Verbündeten. Da diese schlecht ausgerüsteten Infanterie-Divisionen für unsere Truppen keine wirkliche Bedrohung darstellen, lassen wir sie einfach links liegen.
26. August: Wieder kommt es bei Magdeburg zu einer Kesselschlacht, in der drei Divisionen des Gegners aufgerieben werden. Zuvor muss ich aber auch über ein Disaster berichten: Das 1. U.S.-Luflandekorps sollte zuvor Magdeburg mit einer Luftlandeoperation einnehmen. Alle drei eingesetzten Divisionen, die 10., 82. und 101., wurden dabei von deutschen Panzerverbänden zerschlagen. Zerknirscht melde ich Fieldmarshall Eisenhower den Ausgang der Operation. Auch der nachträglicher Erfolg unserer Panzerdivisionen stimmt mich nicht wirklich froh.
Unsere Logistik steht mittlerweile vor dem gewaltigen Problem der Unmengen an Kriegsgefangenen. Zwar stehen genügend Lebensmittel zur Verfügung, doch fehlen uns die Soldaten zur Bewachung solcher Massen. An einem Abend diskutieren der Oberbefehlshaber und ich über die Möglichkeit, deutsche Soldaten, die aus bereits besetzten Gebieten stammen, auf Ehrenwort zu entlassen. Allerdings muss sichergestellt sein, dass sich unter ihnen keine Nazis oder Angehörige der SS befinden. Victoria notiert alles mit und setzt danach den entsprechenden Befehl an die Besatzungstruppen aus.
30. August: Wendell Wilkie, der 1940 gegen FDR kandidiert hatte, stirbt an einem Herzversagen. Dabei war er als ein aussichtsreicher Kandidat für die Republikaner bei den kommenden Präsidentschaftswahlen im Herbst angesehen worden. Doch nach dem überwältigenden Erfolg, den unsere Operationen in Europa und Asien dieses Jahr gezeigt haben, hätte selbst ein Heiliger keine Chance, gegen den derzeitigen Präsidenten zu gewinnen.
Denn mittlerweile stehen unsere Divisionen bereit zu einem Zangenangriff auf Berlin. Wir wissen aus zuverlässiger Quelle, dass Adolf Hitler in einem Bunker unter der Reichskanzlei sitzt und verzweifelt versucht, sein zerbrechendes Reich zusammen zu halten. Im Osten ist die Sowjetarmee zur Offensive angetreten. Jetzt gilt es für mich, das wir uns beeilen. Ich erinnere mich an das dem Präsidenten gegebene Versprechen und will so viele Gebiete wie möglich vor dem Zugriff der Russen schützen. Ich habe eine geheime Organisation mit dem Decknamen 'General Steuben' gegründet. Die ihr zugeteilten Offiziere, allesamt der deutschen Sprache mächtig, sollen unter den Kriegsgefangenen Offiziere ausfindig machen, die sich keinerlei Verbrechen schuldig gemacht haben und bereit sind, bei der zukünftigen Neugestaltung eines freien Europas mitzuwirken. Ganz oben habe ich persönlich ein paar Namen auf die Liste gesetzt. Darunter Erwin Rommel und Heinz Guderian.
Forschungsergebnisse des Monats August 1944 (übermittelt von 1st Lt. Sanford T. Felter) |
Datum | Abgeschlossenes Projekt | Forschungsteam | Neues Projekt |
10.08. | Durchbruch bei einer Geheimwaffe: Raketenabfangjäger ist jetzt verfügbar |
SeptemberGleich am Anfang des Monats werde ich in Magdeburg Zeuge eines Skandals. Ein farbiger U.S.-Soldat beschuldigt drei seiner weißen Kameraden, deutsche Frauen vergewaltigt zu haben. Es kommt zum Prozess und Fieldmarshall Eisenhower bestimmt mich zum Richter. Die Verhandlung dauert genau drei Stunden, danach sind die beiden Corporals und der First Sergeant zu jeweils 4 Jahren Zuchthaus im berüchtigten Militärgefängnis Fort Leavenworth verurteilt. Bevor ich abreisen kann, betritt ein Adjutant mein Zimmer und meldet mir, dass der Zeuge der Anklage gegen Mitternacht tot aufgefunden wurde. Man hatte ihn an einem Baum erhängt und eine schwarzes Kreuz, ein berüchtigtes Zeichen des Ku-Klux-Klans, aufgestellt und angezündet.
Sofort lasse ich die in Frage kommende Einheit antreten, die zu meiner Schande aus dem Heimatstadt meiner Frau, Virginia, stammt. Mit unterdrückter Wut in der Stimme erteile ich folgenden Befehl: Bis zum Mittag müssen sich die Mörder der U.S. Militärgerichtsbarkeit stellen. Sollte bis dahin keine Meldung eingehen, wird die gesamte Einheit degradiert, zurück in die Staaten geschickt und unehrenhaft aus der Armee entlassen. Vom Mannschaftsdienstgrad bis zum Regimentskommandeur. Es haben sich auch hunderte von Deutschen eingefunden, da ich das Regiment auf dem Platz vor dem Rathaus antreten habe lassen. Zu ihrem Erstaunen wiederhole ich meinen Befehl auch auf Deutsch, worauf spontaner Applaus ausbricht.
Gegen Mittag melden sich tatsächlich ein 2nd Lieutenant und 5 seiner Soldaten. Der Offizier hatte die Bestrafung des Mannes befohlen, nur weil er es als Farbiger gewagt hatte, weiße Kameraden anzuzeigen. Ich blicke den jungen Offizier ernst an und treffe dann die Entscheidung:
"Sie haben der Uniform und dem Land, dem sie dienen, Schande angetan. Und das wissen vor allem sie als Offizier sehr genau. Ich werde wegen Befangenheit nicht den Vorsitz dieser Gerichtsverhandlung übernehmen. Jedoch sorge ich dafür, dass der Ankläger die Todesstrafe fordern wird. Weil sie sich jedoch freiwillig gemeldet haben, wird er auf den Tod durch Erschießen plädieren. Auf ihre Männer wartet mindestens Zuchthaus, da sie einem verbrecherischen Befehl Folge geleistet haben."
Bleich tritt der junge Offizier ab. Am gleichen Tag verlasse ich Magdeburg mit einem Gefühl des Ekels. Gerade als ich das Fahrzeug besteigen will, kommt ein Major auf mich zu und möchte mich sprechen. In seiner Bekleidung ein deutscher Offizier mit blanker Jacke, offenbar ein Kriegsgefangener. An seinem linken Ärmel immer noch das Symbol des Adlers, also ein Offizier der Waffen-SS. ich verspürte überhaupt keine Lust, mich jetzt auch noch auf ein Gespräch mit diesem Mann einzulassen, da fängt der Major an zu reden:
"General, das ist Hauptsturmführer Kleiner. Eines der Vergewaltigungsopfer war seine Ehefrau. Er möchte sich bei ihnen persönlich für ihre Rechtsprechung bedanken, auch im Namen seiner Frau."
Schicksalsergeben nicke ich und bedeute dem Major, den Deutschen vortreten zu lassen. Dieser knallt die Hacken zusammen und entbietet mir einen militärischen Gruß, den ich jedoch nicht erwidere. Dann beginnt er mit einem schnarrenden Ton auf Deutsch:
"Herr General, im Namen von mir und meiner Frau möchte ich mich bedanken, dass sie den Tätern Gerechtigkeit widerfahren ließen. Auch was ich über den...", das Wort kostet ihn sichtlich Überwindung, "Neger gehört habe, bedauere ich tief. Ich wünschte mir nur, wir hätten in der deutschen Führung Männer wie sie besessen."
Der Major will anfangen zu übersetzen, ich winke jedoch ab und antworte dem Offizier selbst in immer noch perfektem Deutsch:
"Herr Kleiner, meine Vorfahren stammen aus diesem Land. Es liegt bestimmt nicht an einem Mangel an Ehre, eher an Verblendung, dass es zu den Taten der vergangenen Jahre gekommen ist."
Mit offenem Mund starrt mich der SS-Offizier an, dann knallt er die Hacken zusammen und führt einen nahezu perfekten militärischen Salut aus. Diesmal erwidere ich ihn und dann steige ich, ohne mich noch einmal umzudrehen, in den Wagen. Ich schäme mich. War mir doch vor Augen geführt worden, dass auch wir Amerikaner keineswegs perfekt sind, dass auch wir nur Menschen sind. Mit ihren guten wie bösen Seiten. Sinnend blicke ich aus dem Wagenfenster, während die vom Krieg verwüstete deutsche Landschaft an mir vorüberzieht. Ich will zurück zu meiner Frau, fühle mich schrecklich alleine.
Doch kehren wir zurück zum Geschehen auf dem europäischen Kriegsschauplatz:
8. September: Unsere vom Erfolg verwöhnten Soldaten marschieren in Hamburg und Kiel ein. Es besteht kaum Widerstand, aus den Fenstern hänge weiße Fahnen. In den letzten Tagen müssen deutsche Standgerichte gewütet haben. An vielen Laternen und Bäumen hängen Männer, teilweise mit Schildern um den Hals und als Deserteur oder 'Niggerfreund' bezeichnet. Im Marinehafen von Kiel finden wir die Pläne und Prototypen eines neuen Elektro-U-Bootes. Unsere Ingenieure sind begeistert. Kaum zu glauben, in wie weit die Deutschen uns in dieser Hinsicht voraus waren.
Während die Marineinfanteristen die deutschen Truppen weiter nach Dänemark zurückdrängen, stoßen unsere Panzerspitzen nördlich und südlich er Reichshauptstadt vorbei.
10. September: Der Kessel um Berlin ist geschlossen - ich lasse die langsameren motorisierten Infanterie-Divisionen unterstützt von wenigen Panzergrenadieren um die Stadt Aufstellung nehmen. Unterdessen stoßen die Panzer weiter vor, werden von meinen Befehlen unerbittlich vorangetrieben. Los, schneller, nach Ostpreußen... denn unsere Aufklärung meldet, dass die Ostfront der Wehrmacht zusammengebrochen ist und sich eine Flut an sowjetischen Truppen Richtung Westen ergießt.
11. September: Im alliierten Hauptquartier in Potsdam erreicht uns die Nachricht, dass Danzig in unserer Hand ist. Über der Stadt, die Hitler zum Hauptgrunde des Krieges gegen Polen benutzt hat, weht das Sternenbanner. Spät nachts sitzen, wie in letzter Zeit fast täglich, Fieldmarshall Eisenhower, meine Frau und ich bei einem Glas Moselwein zusammen und reden über die Ereignisse des Tages. Der Oberbefehlshaber merkt, dass ich etwas auf dem Herzen habe.
"Na schießen sie schon los, J.R.! Ich sehe doch, dass sie etwas bedrückt..."
"General, Sir, ich... ich möchte beim Sturm auf Berlin dabei sein..."
"Das kommt gar nicht in Frage!", fällt meine Frau mir ins Wort. "Dein Job ist hier und das weißt Du verdammt genau.."
"Lassen sie ihn doch ausreden, Victoria. Vielleicht hat er einen triftigen Grund."
"Nun, General, wie sie wissen stammen meine Eltern aus Deutschland. Ich möchte einfach... sagen wir ich möchte persönlich dabei sein, wenn der Mann, der für all diese Verbrechen verantwortlich ist, die er seinem Land und der Welt angetan hat, in unsere Hände fällt."
Sinnend blickt der General in das flackernde Kaminfeuer in der prächtigen Villa, in der wir das Hauptquartier eingerichtet haben. Ihr vormaliger Besitzer war irgendein hoher Nazi-Funktionär:
"Nein, sage ich!", Victoria ist aufgesprungen und presst wieder ihre Fäuste in die Seiten. "Du bist viel zu wichtig, um Dich solcher Gefahr auszusetzen..."
"Nun, " antwortet Eisenhower bedächtig, "es ist Krieg... und sich der Gefahr aussetzen gehört zu unserem Job. Außerdem habe ich gehört, dass eine gewisse Person sich von der Gefahr auch nicht abschrecken lässt."
Vicky plumpst zurück in ihren Sessel. "Sie haben ja Recht, Sir... darf ich ihn begleiten?"
"Nein, Victoria, diesmal nicht... Du bist viel zu wichtig für das Projekt Steuben, das weißt Du."
Meine Frau gibt sich geschlagen und Fieldmarshall Eisenhower erhebt sich.
"Allerdings, mein Sohn, nur unter einer Voraussetzung... sie nähen sich nicht weiter als 500 m der FLOT (First Line of Own Troops - Hauptkampflinie), ist das klar?"
"Yes, Sir!"
Es gibt nicht mehr viel zu sagen - nur in der Nacht noch eine hitzige Diskussion mit meiner Frau. Schlussendlich verspreche ich ihr hoch und heilig, mich keiner persönlichen Gefahr auszusetzen.
13. September: 4.30... ich blicke auf die Uhr als der Sekundenzeiger umspringt. Im gleichen Monat flammt der Horizont auf, erfüllt das Donnern von Tausenden Artilleriegeschützen die Luft, lässt sogar den Boden erzittern. Die Vorbereitung für den Angriff auf Berlin. Ich stehe im Hauptquartier des XIV. Korps und Lt. General Gay grinst mich an, bleibt aufrecht stehen, während ich bei dem Aufröhren zusammengezuckt bin. Der finale Stoß beginnt. Schon am Vortag habe ich die grimmige Entschlossenheit unserer G.I.'s gesehen. Doch ist uns auch klar, dass Berlin von der Garde verteidigt werden wird. Dabei ist der Kampf aussichtslos. Wir wissen das - und der Gegner muss es - verdammt noch mal - doch auch einsehen. Mehr als 18 Divisionen treten zum Sturm auf die Reichshauptstadt an.
Darunter ein mechanisierte Regiment, das erst vor kurzem aus den Staaten eingetroffen ist. Die 54th Massachussets Colored Infantry soll die Tradition eines berühmten Verbandes der Nordstaaten aus dem amerikanischen Bürgerkrieg hochhalten. Das Neue an dieser Einheit: ich habe mit Hilfe des Präsidenten durchgesetzt, dass sämtliche Offiziere ebenfalls Amerikaner afrikanischer Abstammung sind. Allerdings geht es nicht ganz ohne Beratung durch fronterfahrene Soldaten. Dabei wurde Wert darauf gelegt, dass keiner der weißen Offizier besondere Vorurteile hegte. Die meisten der unteren Offiziersdienstgrade allerdings sind schwarze Sergeants und Master Sergeants, die sich in der Normandie und Frankreich hervorgetan haben.
Um 6 Uhr beginnt dann der Angriff und zügig stoßen unsere Truppen in die Vororte von Berlin, rollen mit ihren Schützenpanzern durch die Trümmer einer einst prächtigen Stadt. Dann vermelden die Frontkommandeure sich verstärkenden Widerstand. Bellende Abschüsse der gefürchteten Acht-acht treffen die Führungsfahrzeuge. Schon bald befinden sich unsere Männer in einem verzweifelten Ringen von Haus zu Haus. Trotzdem gelingt irgendwo immer der Einbruch in die feindlichen Stellungen, dringen unsere Truppen Straße für Straße weiter vor.
15. September: Die Spitzen unserer Divisionen stehen an der Spree, nur noch 750 m von der Reichskanzlei entfernt. Jetzt hält es mich nicht mehr, ich muss nach vorne. General Gay, der sehr wohl von der Anweisung Eisenhowers weiß, meint nur trocken:
"J.R. ... wenn sie sich von den Deutschen abknallen lasse, dann schubse ich sie bis in alle Ewigkeit von jeder Wolke, auf der ich sie finde. Denn zweifellos lässt mich Ike standrechtlich erschießen, wenn er davon erfährt."
"Keine Angst, Mortimer, ich kann schweigen wie ein Grab."
"Gerade das wollen wir doch vermeiden, oder? Los, hauen sie schon ab. Notfalls kann ich immer noch vor dem Kriegsgericht behaupten, dass ich gerade auf dem Klo war..."
Ein kurzer Gruß zwischen Männern, die den Geruch und Geschmack des Krieges kennen. Dann schwinge ich mich in einen Willis Jeep und brülle dem Fahrer zu: "Los, Gefechtsstand der 54er."
Gerade als wir die Marschallbrücke über die Spree erreichen, hören wir ein unheilverkündendes 'wop-wop-wop'. Sofort springen wir aus dem Jeep und in Deckung. Dann schlagen auch schon schwere Mörsergranaten rings um uns herum ein. Während ich mich in den Dreck drücke, grinst mich ein schwarzer G.I. aus der Ruine an.
"Behalte lieber den Kopf unten - jenseits der Brücke sitzt ein Beobachter der Deutschen und deckt uns ein, sobald wir nur einen Mucks machen!"
"Bringen sie mich lieber zu ihrem Regimentskommandeur..."
Jetzt erst scheint der Private zu bemerken, dass er es mit einem Offizier zu tun hat.
"Yessir, folgen sie mir."
Geduckt springen wir von Mauervorsprung zu Mauervorsprung, dann in ein tiefes Loch. Als ich mich wieder aufrapple stehe ich in einem Keller. Vor mir ein großer, kräftiger Neger mit dem Silberblatt eines Lieutenant Colonel.
"Patterson, Sir! Da haben sie sich aber ein verdammt heißes Eck ausgesucht."
Unglaublich wie diese weißen Zähne im dunkel des Kellers aufblitzen in der makaberen Version eines Lächelns.
"Nun, Colonel Patterson, eigentlich habe ich sie ja auf der anderen Seite der Brücke erwartet..."
"Da waren wir auch schon, Sir, aber dann hat uns die SS wieder zurückgetrieben... und jetzt decken sie uns ein mit allem was sie haben..."
"Na, dann sagen wir doch mal danke - haben sie eine Verbindung zum Divisionsgefechtsstand?"
"Ja, unser Funkgerät ist noch in Ordnung. Kommen sie..."
Schnell mache ich der Division die Lage verständlich. Schwere Artillerieunterstützung ist hier nötig, dann soll Nebel geschossen werden. Rasch werden weitere Details geklärt. Gott sei Dank kennt mich der Divisionskommandeur der 7. gut. Wir machen einen Uhrzeitvergleich und legen als Angriffszeitpunkt 17.45 fest.
"Hören sie, Colonel, um 17.45 legt die Ari und die Airforce los, das sollte die Burschen erstmal in ihre Löcher treiben. Eine halbe Stunde darauf werden wir beginnen Nebel zu schießen und dann nichts wie ab über die Brücke. Die Division hat mir eine Kompanie Jagdpanzer M36 Jackson zugesichert... wir müssen da hinüber."
Ich deute mit der Hand Richtung des anderen Ufers der Spree.
"Meinen sie, ihre Männer schaffen das?"
"Klar, General, die sind eh stinksauer, dass die Deutschen ihr Mittagessen kassiert haben."
"Gut - ich werde sie beim Angriff begleiten."
Der schwarze Lieutenant-Colonel zuckt zusammen aber ist klug genug, den Mund zu halten. Dann beginnt das Warten. Minuten dehnen sich wie Stunden, immer wieder blicke ich auf die Uhr, dann wieder dieses drückende Gefühl im Bauch und ich krümme mich. Der Lieutenant Colonel nickt nur ernst.
"Gehen sie in den Nebenraum, da ist eine deutsche Familie - aber auch eine Toilette."
Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Schnell springe ich auf. Im kleinen Keller nebenan drückt eine Frau ängstlich ihre zwei Kinder an sich, ein alter Mann, offenbar der Großvater blickt mich mürrisch an.
"Entschuldigen sie bitte. Dürfte ich ihre Toilette benutzen?"
Wenn der Deutsche überrascht über meine Sprachkenntnisse ist, so lässt er es sich zumindest nicht anmerken. Stumm deutet er nur auf einen Verschlag mit einem Vorhang davor. Schnell verrichte ich mein Geschäft, beschämt darüber, dass die Personen im Keller alles mit anhören können. Dann streue ich Kalk in den Eimer und lege den Deckel wieder auf. Als ich aus dem Verschlag trete und mich bei dem Mann bedanken will, reicht mir die Frau eine Schüssel mit etwas schmutzigen Wasser und dazu ein - man staune - blütenweißes Handtuch. Dankbar nehme ich die Gelegenheit war und lächle die Frau an.
"Ihr Mann, mein Sohn, ist letztes Jahr in Russland gefallen." Fängt plötzlich der Alte das Reden an, verstummt dann aber genauso schnell.
Ich nicke nur ernst, lange in meine Brusttasche und hole ein Stück Schokolade heraus, das von meiner Ration noch übrig war. Dankbar nimmt die Frau es an, reicht die Kostbarkeit an ihre Kinder weiter, vermeidet aber nach wie vor mich anzusehen. Als ich den Keller verlassen will, spüre ich die Hand des Mannes auf meinem Unterarm.
"Machen sie mir einen Gefallen... erschießen sie das Schwein..."
Ich nicke ihm nur zu und kehre zurück zu Colonel Patterson. Die eintönige Zeit des Wartens beginnt von Neuem. Dann springt der Minutenzeiger auf den vereinbarten Zeitpunkt. Bis hierher können wir den Donner der Abschüsse hören, das unheilverkündende Pfeifen, als die Geschosse über uns hinweg sausen und dann mit gewaltigen Dreckfontänen in den Ruinen auf der anderen Flusseite einschlagen. Schon die erste Lage liegt im Ziel. Wir pressen uns fest in den Dreck, ich nur meine .45er Pistole in der Hand, mein Fahrer hält seine Maschinenpistole fest umklammert. Dann ändert sich die Art der Einschläge, klingt dumpfer, und ich blicke auf. Über den feindlichen Stellungen breiten sich weißgelbe Schwaden aus. Da höre ich auch schon die Trillerpfeifen der Kompaniechefs und wir erheben uns, stürmen wie von Sinnen über die Brücke.
Was heißt hier eigentlich stürmen? Es ist eigentlich ein vorwärts taumeln, unterbrochen vom Hinwerfen in Dreck und Schmutz, ein Stolpern über Mauerreste und Metallteile, das Herz rast, es pocht schmerzhaft in den Ohren, der Mund ist weit aufgerissen, schnappt verzweifelt nach Luft während der Schweiß brennend in die Augen rinnt. Man fühlt sich auf der mit Trümmern übersäten Brücke wie auf dem Präsentierteller, dann ist es geschafft. Jetzt wollen die Panzer uns folgen. Da höre ich einen Knall rechts von mir, schießt aus einem Kellerloch ein Dampfstrahl auf die Brücke zu, fast sieht man den taumelnden schwarzen Kopf der Panzerfaust, bevor er in den Führungspanzer einschlägt und eine blakende Stichflamme in den Himmel schickt. Dann erst folgt der Donner der Explosion, als sich die Munition des Tanks entzündet und diesen in einen glühenden Sarg verwandelt. Da springt noch einer heraus, schlägt um sich, versucht die Flammen an seinem Körper zu löschen. Dann fällt er von der Brücke in den Fluss, ein Aufklatschen, letzte Luftblasen... aus.
Mit einem Wutschrei springe ich in das Kellerloch, reiße die Pistole hoch und will abdrücken. Ich starre in das Gesicht eines vielleicht zwölf Jahre alten Jungen, der mich mit weit aufgerissenen Augen anstarrt. Seine Uniform ist die eines Hitlerjungen, eine Waffe hat er keine... nur einen Stapel Panzerfäuste in der Ecke. Mein Zorn verfliegt, ich senke die Pistole und sage nur: "Du dummer, dummer Junge..."
Offenbar hat auch dieser mitgekriegt, was sein Schuss angerichtet hatte, hat den brennenden Mann von der Brücke fallen sehen. "Ich... ich habe das nicht gewollt, glauben sie mir... ich... " Dann heult er los. Ich wende mich nur ab, fühle wie es in mir tobt und zerrt. Da höre ich ein Poltern und dann das Knattern eines Maschinengewehrs. Als ich mich wieder umdrehe sehe ich den Hitlerjungen, wie er zurück in den Keller fällt, die Brust von mehren Einschlägen aufgerissen, aus seinem Mundwinkel rinnt Blut. Gurgelnd stößt er noch einmal die Worte hervor: "Ich habe das nicht gewollt..." Dann fällt der Kopf zur Seite. Erschüttert stehe ich über den jungen Körper, verfluche mich, verfluche Gott. Ich beginne den Krieg mit einer Inbrunst zu hassen, die ich nie für möglich gehalten hätte. Da stürmt ein schwarzer G.I. in den Keller.
"Sir, der Colonel lässt ausrichten, dass wir nur noch 500 m von der Reichskanzlei entfernt sind."
Dann sieht er die Leiche, die Pistole in meiner Hand und seine Augen werden groß. Ich weiß, was er denken mag, mir ist es egal.
Unendlich müde sage ich nur: "Gehen sie voran. Bringen wir es endlich zu einem Ende."
Das letzte Aufgebot der Wehrmacht
16. September: Unser Regiment ist nur noch eine Straßenbreite vom Bunkereingang entfernt. Die letzten Stunden haben den Männern alles abverlangt. Da erreicht uns die Nachricht, dass von der Bravo-Kompanie ein Soldat auf den Reichstag geklettert ist und dort das Sternenbanner gehisst hat. Der historische Moment prallt an uns ab. Wir haben nur noch ein Ziel... über die Straße und dann das Schwein in seinem Bunker abknallen. Da taucht plötzlich ein weißes Tuch im Eingang auf, wird wild geschwenkt. Wir können es nicht glauben, es scheint endlose Minuten zu dauern, bis wir das Symbol realisieren. Dann erhebe ich mich langsam, mit mir der Colonel. Auf deutsch rufe ich hinüber: "Kommen sie heraus, wir stellen das Feuer ein!"
Kurz darauf taucht ein SS-Offizier in tadelloser Montur auf, stellt sich uns als SS-Sturmbannführer Otto Günsche vor. Dieser bringt mich zum Befehlshaber der Verteidigungskräfte um die Reichskanzlei, SS-Brigadeführer Wilhelm Mohnke. Und von dem erfahren wir dann die ganze Wahrheit. Hitler hat bereits gestern Nachmittag Selbstmord begangen und wurde im Garten hinter der Reichskanzlei verbrannt. Unbewegt stehe ich mit dem SS-Offizier vor der Grube, in der der einst mächtigste Mann Europas sein Ende gefunden hat. Dann lasse ich mit Hilfe des Offiziers Kontakt zum Stadtkommandanten von Berlin, General Weidling, aufnehmen und lasse diesem die ehrenhafte Kapitulation antragen. Gegen 16 Uhr schweigen in Berlin die Waffen. Da wird mir bewusst, dass Hitler schon tot war, als der Hitlerjunge starb. Ich lasse meinen Helm zu Boden fallen und sinke auf einen Trümmerrest nieder. Tränen rinnen über mein schmutziges Gesicht. Die Soldaten schweigen betreten und machen einen großen Bogen um mich, lassen mich in Ruhe. Nach einigen Minuten habe ich mich wieder unter Kontrolle. Als ich zurück zum Gefechtsstand gehe, salutieren die Soldaten vor mir. Müde erwidere ich ihren Gruß. So endet also der Kampf um die Reichshauptstadt nicht mit einem Gefühl des Triumphs sondern nur mit maßloser Trauer und Niedergeschlagenheit.
Am selben Tag erreichen unsere Panzerspitzen Königsberg und erobern die Stadt. Als ich zurück ins Hauptquartier fahre, fällt mir Victoria um den Hals, während Eisenhower mir auf die Schulter schlägt.
"Guter Job, J.R., ich bin stolz auf sie!"
"Danke, General, aber es ist noch nicht vorbei."
"Nenne sie mich Ike, J.R. - übrigens wartet eine Menge Arbeit auf sie, Herr Generalmajor."
Ich nicke nur schicksalsergeben, viel zu erschöpft, um mich über die Beförderung zu freuen. Vicky führt mich in ein Zimmer mit einem Bett. Müde lasse ich mich darauf niederfallen. Fünf Minuten später bin ich tief eingeschlafen.
Am nächsten Tag bespreche ich mit Ike, Bradley und Patton die Lagekarte. Unsere Truppen stehen am Bug und dort sollen sie auch bleiben. Ostpreußen und das Kurland sind erobert. Jetzt geht es darum die restlichen deutschen Streitkräfte zur Aufgabe zu zwingen. Wir stehen an der Grenze zu Böhmen, der Slowakei, Ungarn und haben noch das komplette Bayern zu erobern. Dann die gefürchtete Alpenfestung... und der ganze Balkan. Trotz des Todes des Diktators stehen die Verbündeten offenbar weiter auf Seiten der Deutschen.
Von den deutschen Offizieren in Berlin erfahren wir, dass Admiral Dönitz sich in Norwegen mit der Besatzungsarmee verschanzt. Das kann warten. Schlimmer ist die Nachricht, dass Heinrich Himmler und Martin Borman in Belgrad versuchen, mit deutschen Verbänden einen neuen Widerstand zu organisieren. Darunter schwere SS-Panzerdivisionen. Also lege wir unser Hauptaugenmerk auf den Balkan. Der Russe nähert sich mittlerweile dem Bug. Wir entschließen uns, sämtlichen Soldaten der Ostfront in Gefangenschaft zu nehmen, die sich zu unseren Linien durchschlagen können.
28. September meldet Associated Press, dass Japan den Vereinigten Staaten erneut ein Friedensangebot unterbreitet, in dem es unter anderem auf die Inseln Iwo Jima und Okinawa verzichtet. Unser Präsident bleibt eisern: die aufständische japanische Exilregierung hat sich den Anweisungen ihres Kaisers zu fügen. Und diese lauten, vor unseren Streitkräften zu kapitulieren. Dies teilen wir dem Unterhändler auch mit. Unsere eigenen Friedensangebote an Rumänien, Ungarn und die Slowakei werden ebenfalls abgelehnt.
"Dann halt auf die harte Tour.", schnarrt General Patton.
Alle nicken schweigend. Mich schickt Eisenhower an den Bug. Schließlich muss jemand mit den Russen reden.
Anmerkung: Bild bearbeitet am 11.06.2010 - keine Originalaufnahme!!!
Forschungsergebnisse des Monats September 1944 (übermittelt von 1st Lt. Sanford T. Felter) |
Datum | Abgeschlossenes Projekt | Forschungsteam | Neues Projekt |
30.09 | Atomenergie | Robert Oppenheimer | --- |
30.09. | --- | General Electric | Fortgeschrittenes Zentimeter-Radar |