[Orga] Hinweise und Tipps zum Spielen einer Hotseat

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Re: Hinweise und Tipps zum Spielen einer Hotseat

Beitragvon praefect » 6. Dezember 2010 10:29

3. Historische Hintergrundsinformationen

3.7. Das Kiewer Reich

Bei dem Kiewer Reich handelte es sich um das erste gemeinsame Staatsgebilde unter den Ostslawen. Der Übergang zu einer übergreifenden, herrschaftlichen Organisation unter den finnougrischen, ostslawischen und baltischen Stämmen erfolgte aus der Notwendigkeit heraus, eine dauerhafte machtpolitische Durchdringung und wirtschaftliche Erschließung der Wald- und Waldsteppenzonen zu gewährleisten. Die Reichsgründung wird in den Chroniken mit der Ankunft der Warägerbrüder Rjurik (Roderick), Sineus und Truvor 862 in Verbindung gebracht. Diese seien von den Slawen, Balten und finnougrischen Stämmen als Friedensstifter gerufen worden. Dabei habe sich Rjurik bei Novgorod, Sineus am Beloozero und Truvor in Izborsk mit ihren Sippen niedergelassen. Moderne Forscher sehen vor allem im Verfall der Sippenherrschaften und in der Herausbildung lokaler Fürstentümer und übergreifender Stammesverbände Vorstufen der Reichsgründung des 9. Jh. Nachweislich drangen auch waräger Kriegskaufleute in das Flusssystem der Wolga vor. Diese übernahmen bei dem lukrativen Handelsaustausch mit Byzanz eine führende Rolle und erschafften sich somit durch ihren Reichtum zahlreiche Machtbasen. Die Chronisten schreiben den Rjurikiden eine besondere Bedeutung bei der Reichsgründung zu. Sie hätten die einzelnen Stammesfürsten und begrenzt, die lokalen Burgherrschaften abgelöst und schon bestehende waräger Teilherrschaften zu einem lockeren dynastischen Verbund zusammengeführt. 879 starb Rjurik und dessen Nachfolger Oleg zog mit seinem Gefolge 882 nach Süden, wo er die Herrschaft der Warägerfürsten Askold und Dir in Kiew gewaltsam beendete. In den Folgejahren gelang es Oleg die Stämme der Slowenen, Krivicen und Drevljanen in eine tributäre Abhängigkeit zu seinem Fürstensitz Kiew zu zwingen. Das aufstrebende Novgorod ließ er von einem Statthalter verwalten. Nach außen musste sich das entstehende Reich unter Fürst Igor 914 der einfallenden Pecenegen und anderer Stämme erwehren. Nach innen musste die Hegemonie des Fürsten gegenüber den unterworfenen Stämmen gewaltsam durchgesetzt werden. Igors Frau und Nachfolgerin Olga bekannte sich 955 oder 957 zum Christentum, wobei sie Kontakt zu Konstantinopel aber auch zum deutschen König Otto I. aufnahm. Dagegen forcierte Olgas heidnischer Sohn Fürst Sjatoslaw wieder die Kriegsbemühungen und warf in einem Feldzug von 963-965 das Reich der Chazaren nieder. 965 gelang ihm der Sieg über die Wolgabulgaren. 969 kämpfte er als Verbündeter der Byzantiner erfolgreich gegen die Bulgaren jenseits der Donau. Auf seinem dann aber schmählich erzwungenen Rückzug wurde er schließlich 971 bei einem Überfall der Pecenegen getötet. Sjatoslaws Sohn Vladimir (der Heilige) musste sich die Herrschaft erst von Novgorod aus erkämpfen. Anschließend gelang es ihm das Reich bis in das Karpatenvorland zu erweitern und im Nordwesten die baltischen Jadwinger 982/83 zu bezwingen. Gegen die Überfälle der Pecenegen ließ er im Südwesten von Kiew zahlreiche Burganlagen errichten. 988 kam es zum Bündnis mit Byzanz, indem Fürst Vladimir die Schwester Kaiser Basileios II. heiratete und seinen persönlichen Beitritt zum Christentum nach byzantinischer Lehre vollzog. Im selben Jahr zwang er die Kiewer Bevölkerung zur Massentaufe im Dnjepr. Bereits zuvor hatten griechische Missionare das byzantinische Schrifttum und die byzantinische Kultur nach Kiew gebracht. Der Aufbau der neuen Kirche erfolgte in enger Zusammenarbeit mit Konstantinopel. So entsandten die Patriarchen griechische Metropoliten als Leiter der neuen Kirchenprovinzen. Die Christianisierung war eine Revolution von oben und so ist davon auszugehen, dass sich heidnische Bräuche in der weit verstreuten Landbevölkerung noch lange hielten. Nach dem Tode Vladimirs 1015 entbrannten bittere Kämpfe um die Nachfolge. Bis 1036 gab es de facto keinen Alleinherrscher. Doch nach dem Tode des Mitregenten Mstislaw konnte Jaroslaw (der Weise) die Zentralgewalt an sich reißen. Jaroslaw suchte den Anschluss an westliche Königshäuser, nahm selbst eine schwedische Prinzessin zur Frau und verheiratete seinen Sohn Izjaslaw mit der Tochter des polnischen Königs. Zu seinen Schwiegersöhnen zählten König Harald III. von Norwegen, König Andreas I. von Ungarn und König Heinrich I. von Frankreich. Um weiteren Unruhen nach seinem Tode vorzubeugen verpflichtete er seine Söhne zu einer Erbfolge nach dem Senioratsprinzip. Doch weil er es versäumte die Nachkommen seiner Söhne einzubeziehen, brachen zwischen diesen dennoch Zwistigkeiten aus, die die Einheit des Reichs gefährdeten. Erst 1097 wurde in Ljubec eine Einigung erzielt, indem dem Prinzip des Vatererbes der Vorrang eingeräumt wurde.


(Autor: Fortbinras)

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Re: Hinweise und Tipps zum Spielen einer Hotseat

Beitragvon praefect » 6. Dezember 2010 10:31

3. Historische Hintergrundsinformationen


Edit 2015: Die folgenden drei Beiträge sind aus einer Meinungsverschiedenheit zwischen Agrask und mir (Fortinbras) in der alten WK entstanden. Jahre danach muss ich immer noch den Kopf schütteln:

I Fortinbras: 3.8. Clemens III. (Wibert von Ravenna, Gegenpapst seit März 1084, Tod 1100)

Wibert begann seine Laufbahn am Hofe Bischof Galadus’ von Parma. Auf Betreiben Kaiserin Agnes’ wurde er als Nachfolger Gunthers von Bamberg zum italienischen Kanzler bestellt. Um 1060 ergriff er für den deutschen König Partei und verhandelte auf dessen Seite mit dem damaligen Papst Nikolaus II. Dabei erreichte er die Aufnahme eines Vorbehaltes zugunsten der Rechte des deutschen Königs bei der Papstwahl in das von Nikolaus II. entworfene Papstwahldekret von 1059. 1072 erhielt Wibert auf Fürsprache Kaiserin Agnes’ das Erzbistum Ravenna zugesprochen. Sein anfänglich gutes Verhältnis zu Gregor VII. wurde vor allem durch den Investiturstreit erschüttert. Wegen seiner oppositionellen Haltung zu Rom traf ihn daher auf der Fastensynode von 1078 der Kirchenbann. Heinrich IV. berief daraufhin eine Synode nach Brixen ein, um ein kanonisches (kirchenrechtliches) Verfahren gegen Gregor VII. einzuleiten. Wibert wurde zum königlichen Kandidaten für den Papststuhl und am 21. März 1084 wurde er schließlich nach der Einnahme Roms durch Heinrich auf Vorschlag desselben zum Papst gewählt und durch zwei hierzu nicht berechtigte Bischöfe als Clemens III. inthronisiert. Die gregorianische Reformpartei erhob nach dem Tode Gregors Viktor III. und schließlich Urban II. zum Papst, doch Clemens konnte sich weiterhin in Rom halten. Auch die Wahl Paschalis’ II. 1099 konnte seine Machtstellung nicht wesentlich gefährden. Erst die militärische Hilfe der Normannen für die Reformpartei zwang Clemens III. nach Norden auszuweichen. Er starb 1100 in Civita Castellana. Clemens III. kann keineswegs nur als Handlanger Heinrichs verstanden werden. Er vertrat durchaus eine eigenständige Politik. Er führte Verhandlungen mit dem Metropoliten von Kiew über eine Kirchenunion mit der russischen Kirche und strebte über eine Vermittlung des Erzbischofs von Reggio eine Wiederbelebung des Bündnisses mit Byzanz an. Clemens setzte sich aktiv für die kirchlichen Reformen ein. Es kam zu Beschlüssen gegen Simonie und Nikolaitismus (eine Bewegung, die das Zölibat negierte) auf der römischen Synode 1091/92. Diese Kanonikerreform förderte er auch über den Bereich der Kirche von Ravenna hinaus. Während seines Pontifikats wurde Ravenna Zentrum der päpstlichen und kaiserlichen Propaganda. Clemens griff auch selbst in die publizistische Auseinandersetzung mit ein. Entsprechende Streitschriften sind noch heute erhalten.


(Autor: Fortbinras)

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Re: Hinweise und Tipps zum Spielen einer Hotseat

Beitragvon praefect » 6. Dezember 2010 10:35

3. Historische Hintergrundsinformationen


II Agrask: 3.8. Unabkömmlichkeit des Papstes und Gegenpäpste im Kirchenrecht

Sedisvakanz steht für einen Zeitraum, während dessen der Papst zwar lebt, seinen Aufgaben auf dem Stuhl Petri aber aus gesundheitlichen Gründen nicht nachkommen kann. Zwar kann der Apparat der

3.8.1. Unabkömmlichkeit des Papstes

Die Sedisvakanz beginnt mit dem Tod oder dem Amtsverzicht (Abdikation) des Papstes. Dieser Amtsverzicht ist im Can. 332 § 2 des Codex Iuris Canonici ausdrücklich erwähnt und geregelt.
Faktische Römischen Kurie einen Großteil der päpstlichen Aufgaben übernehmen. Es gibt jedoch Handlungen, wie z.B. die Ernennung von Bischöfen und die Kreierung von Kardinälen, die zwingend und ohne Ausnahme dem Papst vorbehalten sind.

3.8.2. Gegenpäpste und deren Legitimität

Der Begriff der außerordentlichen Sedisvakanz geht davon aus, dass der Papststuhl unrechtmäßig besetzt ist. Die Möglichkeit der außerordentlichen Sedisvakanz wird in der katholischen Lehrtradition aufgrund der Verheißung Christi in Mt 16,18 („Und die Pforten der Unterwelt werden sie [die Kirche] nicht überwältigen.“) üblicherweise ausgeschlossen.
Die Vakanz des Stuhles Petri ist nach Auffassung der römisch-katholischen Kirche ein schwerer Notstand, da letzte Binde- und Lösegewalt der Kirche in dieser Zeit nicht ausgeübt werden kann, der Fels der Kirche fehlt. Daher muss auch eine Vakanz so schnell wie möglich beendet werden. Wer eine außerordentliche Vakanz (trotz eines vorhandenen Titelträgers) aufgrund theologischer (nicht kirchenrechtlicher) Kriterien behauptet, steht vor der großen Schwierigkeit, sein eigenes Urteil über das des formalrechtlich legitimen Papstes stellen zu müssen. Das bedeutet im Kern die Aufhebung des papalen zugunsten des subjektiven Prinzips.
Wer eine außerordentliche Vakanz (trotz eines vorhandenen Titelträgers) aufgrund theologischer (nicht kirchenrechtlicher) Kriterien behauptet, steht vor der großen Schwierigkeit, sein eigenes Urteil über das des formalrechtlich legitimen Papstes stellen zu müssen. Das bedeutet im Kern die Aufhebung des papalen zugunsten des subjektiven Prinzips.
Auf gut Deutsch: Wenn ein Kardinal dem rechtmäßigen Papst sein Amt aberkennt und sich somit ebenfalls zum Papst erhebt, liegt es an ihm zu beweisen, dass er im Gegensatz zum durch Kirchenrecht gewählten, rechtmäßigen Papst der wahre Vertreter des apostolischen Stuhles ist, was er de facto ja nicht tun kann, weil er nicht vom Kardinalskollegium gewählt und inthronisiert wurde, was wieder heißt: Er stellt selbst fest, dass er theologisch und kirchenrechtlich ohne Bedeutung ist.


Anmerkung von Fortinbras, Januar 2015: Ich erlaube mir nach den Jahren mal einen Kommentar, da dieser Beitrag in den historischen Informationen steht. Agrask erklärt hier, wann ein Papst rechtmäßig sein Amt erworben hat und wann nicht. Dies ist eine persönliche Ansicht, die stark wertend ist. Besser wäre in den Hintergrundinformationen die Formulierung "ein durch das Kardinalskollegium gewählter Papst". Ich glaube, dass Agrask vor allem das meinte. Gegenpäpste sind allerdings immer wieder erhoben worden, trotz der Regelung der Kardinalswahl. In einer Hotseat kann sich jeder einfach zum Papst ausrufen, allein es kommt darauf an, wer einem folgt ;).


(Autor: Agrask)

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Re: Hinweise und Tipps zum Spielen einer Hotseat

Beitragvon praefect » 6. Dezember 2010 10:37

3. Historische Hintergrundsinformationen

III Fortinbras: 3.9. Die freiwillige Abdankung eines Papstes im Mittelalter - Das Beispiel Coelestin V.

Ein nachweislich freiwilliger Rücktritt kam in der gesamten Kirchengeschichte nur ein einziges Mal vor. Das Beispiel Coelestin V. gibt vielleicht Aufschluss. Dazu ist in der Zeitschrift für Rechtsgeschichte, Kanonistische Abteilung ein Aufsatz von Martin Bertram erschienen mit dem Titel: Die Abdankung Papst Cölestins V. (1294) und die Kanonisten.
Daraus geht folgendes hervor: Bei Fällen wie Benedikt IX. (1032-1044), Gregor VI. (1045-1046) ist der Begriff "Abdankung" laut Bertram höchst umstritten. [Schlägt man unter den genannten Päpsten nach, so stellt man fest, dass sie offenbar mehr oder weniger zum Rücktritt genötigt wurden].
Coelestin V. ragt heraus, da er diesen Schritt freiwillig unternahm. Sein Beweggrund war eher privater Natur: Als Einsiedler verspürte er in hohem Alter den Wunsch die Zivilisation wieder zu verlassen und fühlte sich der Bürde seines Amtes wohl nicht mehr gewachsen. Daher setzte er sich mit seinen Rechtsgelehrten und Kardinälen zusammen, um darüber zu debattieren, ob er überhaupt zurücktreten könne. Im damaligen Kirchenrecht von Gratian und den Päpsten des 12. und 13. Jahrhunderts war eine Abdankung noch nicht vorgesehen.
Bereits vor dem Pontifikat Coelestins V. hatten sich aber Kanonisten und auch Päpste mit der Möglichkeit der Abdankung beschäftigt und mit den entsprechenden Texten mussten sich die Gelehrten jetzt auseinandersetzen. In der Kanonistik wurden für einen päpstlichen Amtsverzicht Gründe wie Krankheit, Alter oder der Wunsch in ein Kloster einzutreten genannt. Der Kanonist Huguccio verwährt dagegen dem Papst ein Abdankungsrecht in der Krisenzeit von Schisma oder Verfolgung. Eine willkürliche Abdankung könne weder verhindert, noch bestraft werden, aber sie sei sündhaft. Darin stimmen Huguccio und Bernardus Compostellanus überein. Alle Dekretisten dieser Zeit gehen aber von der grundsätzlichen Möglichkeit einer päpstlichen Abdankung aus. So verfasste auch Coelestin V. eine Konstitution, in der die Rechtsgültigkeit der Abdankung festgeschrieben wurde. Im Nachhinein wurde diese jedoch von verschiedenen Seiten angefochten, setzte sich aber bis in das heutige Kirchenrecht durch.
Bertram bringt das Problem auf den Punkt: "Im Mittelalter sollen die Kardinäle mehrere Päpste von ihren Abdankungsplänen mit dem Einwand abgehalten haben, eine Papstabdankung sei (...) eine unerhörte Neuerung. Damit ist in einer bis heute zutreffenden Weise der eigentümliche Widerspruch zwischen Kanonistik und historischer Erfahrung bezeichnet: die Papstabdankung ist erlaubt, aber sie kommt nicht vor."


Anmerkung durch Fortinbras, Januar 2015: Mittlerweile gab es ja nun einen zweiten freiwilligen Amtsverzicht. Wie im Beispiel Coelestins V. war dieser wohl bei Benedikt XVI. altersbedingt. Auch in einer Hotseat kann ein Papst meiner Meinung nach zurücktreten. Allerdings sollte dies nicht falsch motiviert geschehen. In der WK handelte es sich nach meiner Auffassung um einen falsch motivierten Rücktritt.


(Autor: Fortbinras)

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Re: Hinweise und Tipps zum Spielen einer Hotseat

Beitragvon praefect » 6. Dezember 2010 10:50

3. Historische Hintergrundsinformationen

3.10. Das Basileia ton Romaion

Vorwort


Byzanz ist ein irreführender Name, der erst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts von Forschern verwendet wird, wenn sie über das oströmische beziehungsweise das "griechische" Reich, wie es von den Herrschern Westeuropas nach dem großen Schisma von 1054 genannt wurde, sprechen.
In seiner über 1000-jährigen Geschichte war es stets die Weiterführung des Imperium Romanum.
Die Byzantiner bezeichneten sich daher auch stets als Römer beziehungsweise nach der einsetzenden Gräzisierung nach Herakleios als Romäer. Ihr Reich nannten sie bis zum Untergang der westlichen Kaiser Imperium Romanum Orientalis, danach Imperium Romanum und mit Beginn der Gräzisierung schließlich Basileia ton Romaion, was soviel heißt, wie Reich der Romäer.


3.10.1. Ursprünge


heute wird die feierliche Einweihung Konstantinopels, ehemals Byzantion, daher auch der heute bekannte Name byzantinisches Reich, durch den Kaiser Konstantin am 11. Mai 330 n.Chr. als Gründungsdatum des Reiches angesehen.
Als eigentliches "Reich" trat es jedoch erst nach der endgültigen Teilung des römische Reiches in Ost und West nach dem Tod Theodosius I in Erscheinung.
Schnell wurde klar, dass Ostrom seinem Gegenstück im Westen wirtchaftlich weit überlegen war. Dies drängte Westrom immer weiter in die Abhängigkeit Ostroms, das jedoch nicht im Stande war, den Untergang des Imperium Romanum Oxidentale zu verlangsamen, oder gar aufzuhalten.


3.10.2. 476-642: Zeit der großen Kriege und die arabische Eroberung

3.10.2.1. Justinian I der Große (527-565)

er ist sicherlich der berühmteste Herrscher der Spätantike.
Ihm gelang es durch seine Feldherren Belisar und Narses, wobei Belisar als der wohl beste Feldherr seiner Zeit gilt, weite Teile des alten Imperium Romanum zurückzuerobern. Er leiß den Balkan, Italien, die ehemaligen Provinzen Nordafrikas, sowie den Süden Hispaniens wieder in das römische Reich eingliedern. Dies brachte ihm ein hohes Maß an Popularität und Beliebtheit ein, was ihm schließlich den Beinamen "der Große" einbrachte. Er war der "letzte römische Imperator", da es ihm gelang das römische Reich beinahe komplett wiederherzustellen, mit Ausnahme Galliens und den nicht eroberten Teilen Hispaniens. Unter seinen Nachfolgern gingen diese Gebiete jedoch recht schnell wieder verloren. Einzig und allein in Italien gelang es Byzanz´ sich dauerhaft zu etablieren.
Belisar zerschlug durch seinen Feldzug in Nordafrika zusätzlich das Vandalenreich, was maßgeblich an dem Untergang des Westens beteiligt gewesen war.
Die "Restauratio Imperii" war jedoch nur möglich, da sich das Reich in einer Phase des Friedens mit der anderen Hegemonialmacht der Spätantike, den Sassaniden, befand.
Diese sollten Ostrom bereits ein knappes Jahrhundert später an der Rand des Untergangs treiben.

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Nach dem Tod Justinians setzte die Phase der sogenannten slawischen Landnahme ein. Die slawischen Stämme unterwarfen beinahe den gesamten römischen Balkan ihrer Kontrolle, was das Reich stark belastete. Zudem brach erneut ein Krieg mit den Sassaniden aus, nachdem der Kaiser Maurikios im Jahre 602 ermordet worden war.
Chosrau II, der letzte Großkönig der Perser, nutze Maurikios´ Tod aus und unterwarf bis 619 alle östlichen Gebiete des Reichs, sprich Syrien, Palästina und Ägypten. Begünsigt wurden die Perser zudem noch dadurch, dass sich der Kaiser Phokas und sein Rivale Herakleios einen heftigen Bürgerkrieg lieferten, aus dem Herakleios 610 schließlich als Sieger hervorging.


3.10.2.2. Herakleios (610-641)

Nach seinem Sieg im Bürgerkrieg gegen Phokas konnte auch Herakleios das Vordringen der Awaren auf dem Balkan und das der Sassaniden auf asiatischem Boden nicht verhindern, was schließlich zur ersten Belagerung von Konstantinopel im Jahre 626 führte. Diese kann jedoch groteskerweise als Wendepunkt des Krieges angesehen werden. Herakleios erkaufte sich bereits 622 einen kurzfristigen Frieden mit dem Awarenkhagan, was es ihm ermöglichte mit seinem Heer nach Kleinasien, wo er schließlich in Kappadokien einen bedeutenden Erfolg gegen die Perser errang, und in den Kaukasus zu ziehen.
Schließlich teilte er sein Heer auf und schickte eine Hälfte Richtung Konstantinopel, um die Belagerung zu beenden. Die Perser und Awaren sahen sich gezwungen die Belagerung abzubrechen und in der Folgezeit wurden die Sassaniden immer weiter zurückgedrängt. Das Reich der Awaren brach unterdessen mehr oder weniger in inneren Unruhen zusammen, was es den Römern ermöglichte weiter in die Offensive zu gehen. Die im Kaukasus verbliebende Armee fiel nun in das sassanidische Kernland ein, und besiegte die persische Armee schließlich vernichtend in der Schlacht von Ninive, nahe der Hauptstadt Ktesiphon, die aus dem griechischen Seleukeia hervorging. Chosrau fiel hiernach einer Rebellion zum Opfer. Sein Sohn, Siroe, sah sich nicht in der Lage, den Krieg gegen die Römer noch erfolgreich zu beenden und bat Herakleios schließlich Frieden an, zumal er sich auch noch den türkischen Völkern an der Nordostgrenze seines Reiches erwehren musste. Herakleios erhielt hierauf seine östlichen Provinzen zurück, inklusive der riesigen Reparationszahlungen, die die Perser zu leisten hatten. Somit endete der letzte und größte römisch-persiche Krieg nach nunmehr 26 Jahren im Jahre 628.
Der Krieg hatte die beiden Großmächte der Spätantike so sehr ausbluten lassen, dass die Araber bei ihrer islamischen Expansion leichtes Spiel hatten. 636 wurde die letzte große imperiale Armee der Spätantike in der Schlacht am Jarmuk vernichtend geschlagen, sodass die östlichen Gebiete, einschließlich der Kornkammer des Reiches, Ägypten, endgültig für Byzanz verloren gingen.
Die Araber eroberten hierauf auch Kleinasien sowie die römischen Besitzungen in Nordafrika. Das Exarchat Karthago fiel jedoch erst 698. Auf seinen Ruinen wurde später die heutige tunesische Hauptstadt Tunis erbaut.
Die Expansion der Araber führte schießlich zur zweiten Belagerung Konstantinopels (674-678 ), die jedoch ebenfalls erfolreich abgewehrt werden konnte.
Auch zerschlugen die Araber das gesamte (!) Perserreich.

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3.10.3. 642-868: die Zeit der Abwehrkämpfe

Nach der gescheiterten Belagerung von Konstantinopel durch die Araber, wurde Byzanz weiterhin in die Defensive gedrängt.
Durch innere Streitigkeiten unter den Arabern gelang es jedoch die kleinasiatischen Gebiete zurückzuerobern. In dieser Zeit wurde auch die bekannte Themenordnung eingeführt.




3.10.4. Höhepunkt der Macht: Basileos II Bulgaroktonos, der Bulgarenschlächter (976-1025)


Unter ihm gelang es Byzanz den alten Erzfeind, das Bulgarenreich, endgültig zu besiegen und zu vernichten. Auch eroberte er Armenien, was sich jedoch bei der Schlacht von Manzikert bitter rächen sollte.
Zudem konnte er Gebietsgewinne in Syrien und auf dem Balkan erzielen, was Byzanz wieder zur bestimmenden Großmacht der damals bekannten Welt aufsteigen ließ.
Seine Armee war die schlagkräftigste und disziplinierteste der damaligen Zeit.

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Innere Machtkämpfe und Einfälle der seldschukischen Türken schwächten das Reich in der Folgezeit ab den 1050-er Jahren.


3.10.5. Erste Anzeichen des Niedergangs und Verlust Kleinasiens; Romanos IV. (1068-1071)

Romanos musste einen militärischen Erfolg vorweisen, sodass er sich dazu gezwungen sah,in der unnötigen und folgenschweren Schlacht von Manzikert den Seldschuken gegenüber zu treten. Hierbei wurde Byzanz vernichtend geschlagen und nach den folgenden Wirren des Bürgerkriegs und der Erhebung Michaels VII zum Kaiser erfolgte dir türkische Landnahme in Kleinasien. Byzanz sollte es nie wieder gelingen diese wichtige Provinz komplett zurückzuerobern.



3.10.6. Zeit der Kreuzzüge

3.10.6.1. Dynastie der Komnenen (1081-1185)

Unter den Komnenen gelang die Wiedererstarkung der Reiches, sowie erheblicher Gebietsgewinne unter Manuel I in Kleinasien und auf dem Balkan. Unter ihm wurden die Ungarn unterworfen, sowie einer der Kreuzfahrerstaaten, das Fürstentum Antiochia, zu einem Vasallen.
1176 endete Manuels Großmachtpolitik jedoch in der zweiten vernichtenden Niederlage gegen die Türken bei Myriokephalon.

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3.10.6.2. Der 4. Kreuzzug und die Zerschlagung des Reiches

Der venezianische Doge Enrico Dandolo wurde zum Anführer des 4. Kreuzzugs gwählt, der es eigentlich vorsah Ägypten einzunehmen, um die Kreuzfahrerstaaten zu entlasten. Jeodch schlug der byzantinische Thronfolger Alexios Angelus vor gegen Byzanz zu ziehen, ihn auf den Thron zu erheben und mit großen Reichtümern in die Heimat zurückzukehren.
Dieser Plan hatte Erfolg doch dachte Alexios keineswegs mehr daran sein Versprechen gegenüber den Kreuzfahrern zu halten. Er forderte sie auf, sein Land zu verlassen und drohte ihnen sogar mit militärischer Gewalt.
Die Kreuzfahrer setzten Konstantinopel unter Belagerung. Schließlich gelang es ihnen nach 800 Jahren der Unbezwingbarkeit der mächtigen Mauern die noch aus der Spätantike stammten, zu erobern, die Stadt zu plündern und das Reich zu zerschlagen.
Hieraus resultierten das lateinische Kaierreich, das Kaierreich Nikaia, das Despotat Epirus, das Kaiserreich Trapezunt und das Königreich Thessaloniki.
Zypern und der Großteil der griechischen Inseln fielen unter venezianische Kontrolle.

<Bild auf dem Hoster nicht mehr Verfügbar -> muss neu hochgeladen werden>



3.10.7. 1204-1261 Zeit der Rückeroberungen


In der Folgezeit gelang es den Kaisern des Kaiserreichs Nikaia große Teile der Nachfolgestaaten zu erobern. 1261 gelang es Michael VIII Palailogos Konstantinopel erneut einzunehmen und das byzantinische Reich wieder auferstehen zu lassen. Es gelang ihm jedoch nicht alle Gebiete zurückzuerobern. Das Despotat Epirus und das Kaiserreich Trapezunt blieben in der Folgezeit autononome Staaten.

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1265-1453 Der endgültige Niedergang und Aufstieg der Osmanen

(Autor: Käptn Balu)

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Re: [Orga] Hinweise und Tipps zum Spielen einer Hotseat

Beitragvon blackjack » 14. August 2011 23:39

3. Historische Hintergrundsinformationen



3.11. Prolog und Chronik des Heiligen Römischen Reiches / Sacrum Imperium Romanum

Heiliges Römisches Reich war die offizielle Bezeichnung für den Herrschaftsbereich der römisch deutschen Kaiser im Mittelalter. Der Name des Reiches leitet sich vom Anspruch der mittelalterlichen Herrscher ab, die Tradition des antiken Römischen Reiches fortzusetzen und die Herrschaft unter Gottes heiligen Willen im
christlichen Sinne zu legitimieren. Das Reich bildete sich im 10. Jahrhundert unter der Dynastie der Ottonen aus dem ehemals Ostfrankenreich heraus. Aufgrund seines vor- und übernationalen Charakters blieb das Reich bis jetzt ein monarchisch geführtes, ständisch geprägtes Gebilde aus Kaiser und Reichsständen mit nur wenigen gemeinsamen Reichsinstitutionen.
Die Ausdehnung und die Grenzen des Heiligen Römischen Reiches veränderten sich im Laufe der Jahrhunderte erheblich. In seiner größten Ausdehnung umfasste das Reich fast das gesamte Gebiet des Mittel- und Teile Südeuropas. Im Folgenden wird ein chronologischer Überblick über die Reichsgeschichte gegeben.



800-> Krönung des Frankenkönigs Karl (des Großen) zum römischen Kaisers durch den Papst
926-> Reichstag in Worms: Heinrich I. erwirbt die Heilige Lanze vom brgundischen König Rudolf II.
936-> Otto I. wird in Aachen zum deutschen Kaiser gekrönt
-beginn der Adelsrebellion bs ca. 967
937-> Otto I. schlägt einen Einfall der Ungarn in Franken zurück
938-> Rebellion von Thankmar, der ältere Brunder Ottos I., welcher dabei ums Leben kommt
939-> Auch Heinrich, jüngerer Bruder Otto I. erhebt sich
941-> Versönung Otto I. mit Heinrich
945-> Mit Billigung Ottos I. vertreibt Markgraf Berengar von Ivrea König Hugo vom italienischen Thron
948-> Otto I. gründet die Bistümer Brandenburg und Havelberg für die Mission
950-> Otto I. unterwirft Böhmen
951-> Erster Italienzug Ottos I.
953-> Ottos I. Sohn Liudolf, Herzog von Schwaben, erhebt sich gegen den Vater
954-> Liudolf und Konrad verlieren ihre Herzogtümer
955-> Otto I. schlägt mit seinem Heer in der Schlacht auf dem Lechfeld die Ungar
960-> Otto I. gründet die Ostmark
961-> Zweiter Italienzug Ottos I. (bis 965)
962-> Krönung Otto I. in Rom zum römischen Kaiser
-Begründung des Heiligen Römischen Reiches
964-> Otto I. setzt Papst Benedikt V zugunsten dessen Vorgänger ab
966-> Dritter Italienzug Ottos I. (bis 972)
973-> Tod Ottos I. (des Großen) in Memleben.
-Otto II. folgt ihm als deutscher König nach
974-> Feldzug Ottos II. gegen die Dänen, welche in Nordalbingien eingefallen sind
976-> Endgültige Unterwerfung des aufständischem Herzogtums Bayern
979-> Aufgrund Frankreichs Besetzung Aachens führte Otto II. eine Belagerung von Paris durch
982-> Otto II. unterlag in Süditalien den Sarazenen und Byzantinern
983-> Tod Ottos II.
984-> Theopanu übernimmt gegenüber Wiederstand die Regentschaft des noch unmündigen Otto III.
989-> Theopanu unternimmt einen Italien- und Romzug (bis 990)
991-> Tod Theopanus
-Adelheid, Großmutter Ottos III., übernimmt die Regentschaft
994-> Otto III. übernimmt mit 14 Jahren die Regentschaft
996-> Erster Italienzug Ottos III.
-Otto III. wird zum römischen Kaiser gekrönt
997-> Zweiter Italienzug Ottos III. (bis 1000)
1002-> Otto III. stirbt an Malaria
-Heinrich II. übernimmt seine Nachfolge
1004-> Erster Italienzug Heinrichs II.
-wird in Pavia zum König der Lombardne gekrönt
1013-> Zweiter Italienzug Heinrichs II. (bis 1014)
1021-> Dritter Italienzug Heinrichs II. (bis 1022)
1024-> Tod Heinrichs II.
-Nachfolger wird Konrad II.
1026-> Erster Italienzug Konrads II. (bis 1027)
1027-> Konrad II. wird zum römischen Kaiser gekrönt
1037-> Zweiter Italienzug Konrads II. (bis 1038 )
1039-> Heirich III. wird Nachfolge des verstorbenem Konrads II.
1046-> Erster Italienzug Heinrichs III. (bis 1047)
-Krönung zum römischen Kaiser
1056-> Tod Heinrichs III.
-Regentschaft wird von seiner Witwe Agnes von Poitou für den unmündigen Heinrich IV. übernommen
1065-> Heinrich IV. übernimmt die Regentschaft
1066-> Heirat von Heinrich IV. und Berta von Turin
1069-> Feldzug Heinrichs IV. gegen den slawischen Stamm der Liutizen
1073-> Sachsenaufstand unter Otto von Northeim gegen das salische Königtum (bis 1075)
1075-> Investiturstreit um die Frage, ob König oder Papst über die Einsetzung der Bischöfe entscheidet
1076-> Syode in Worms mit Abschreiben an Greogor VII.
-Dieser erklärt den Kirchenbann über Heinrich IV.
1077-> Heinrichs IV. Gang nach Canossa zu Gregor VII
-Oppositionelle Fürsten küren Rudolf von Rheinfelden zum Gegenkönig
1080-> Schlacht an der Weißen Elster
-dabei findet Gegenkönig Rudolf den Tod
1081-> Erster Italienzug Heinrichs IV. (bis 1084)
-neuer Gegenkönig Hermanns von Salm
1084-> Heinrich IV. wird in Rom vom Gegenpapst Clemens III. zum Kaiser gekrönt
1085-> Nach dem Tod Gregors VII. verkündet Heinrich IV. den Gottesfrieden für das Reichsgebiet
1087-> Heinrichs IV. ältester Sohn Konrad wird 13-jährig zum König gekrönt
1088-> Gegenkönig Hermann findet den Tod
1090-> Zweiter Italienzug Heinrichs IV. (bis 1097)
1103-> Heinrich IV. verkündet einen allgemeinen Reichsfrieden für vier Jahre
1104-> Heinrich V. erhebt sich gegen Heinrich IV.
1105-> Heinrich V. nimmt seinen Vater gefangen und nötigt ihn zum Thronverzicht
1106-> Heinrich IV. kann fliehen, stirbt aber bald darauf
-Heinrich V. wird König
1110-> Erster Italienzug Heinrichs V. (bis 1111)
1111-> Heinrich V. zwingt Papst Paschalis II. ihn in Rom zum Kaiser zu krönen
1116-> Zweiter Italienzug Heinrichs V. (bis 1118 )
1121-> Gegenpaapst Gregor VIII. wird gefangen genommen, an Papst Kalixt ausgeliefert und eingekerkert
1122-> Wormser Konkordat: Heinrich V. verzichtet zugunsten des Papsttums auf sein Investiturrecht
1123-> Das Erste Laterankonzil bestätigt das Ende des Investiturstreits für Deutschland und Reichsitalien
1125-> Heinrich V. stirbt
-Herzog Lothar III. von Sachsen wird zum deutschen König gekrönt
1128-> Lothar III. wird zum König von Italien gekrönt
1132-> Erster Italienzug Lothars III. (bis 1133)
1133-> Lothar III. wird in Rom zum Kaiser gekrönt
1135-> Der Gegenkönig Konrad (seit 1127) unterwirft sich Lothar III.
1136-> Zweiter Italienzug Lothars III. (bis 1137)
1137-> Lothar III. stirbt bei der Alpenüberquerung
1138-> Konrad III. wird zum König gekrönt
-Beginn der Stauferdynastie
1139-> Zweites Laterankonzil
1143-> Gründung Lübecks als erste deutsche Hafenstadt an der Ostsee
1147: Konrad III. bricht in den Orient auf und nimmt am Zweiten Kreuzzug teil, nachdem 1145 Papst Eugen II. zu diesem ausgerufen hatte
1148-> Das Kreuzzugsheer mit Konrad III. und Ludwig VII. von Frankreich scheitert vor Damaskus
1149-> Von den 240.000 Kreuzfahrern kehrt nur ein Bruchteil zurück
1152-> Tod Konrads III.
-Barbarossa wird zum König gewählt
1153-> Vertrag von Konstanz:
-Friedrich I. Barbarossa und Papst Eugen III. sichern sich gegenseitige Unterstützung zu
1154-> Erster Italienzug Friedrich I. (bis 1155)



Autor: blackjack
"Wenn die Wissenschaft ihren Kreis durchlaufen hat, so gelangt sie natürlicher Weise zu dem Punkte eines bescheidenen Mißtrauens, und sagt, unwillig über sich selbst: Wie viele Dinge gibt es doch, die ich nicht einsehe." -Immanuel Kant (1724-1804), dt. Philosoph

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Re: [Orga] Hinweise und Tipps zum Spielen einer Hotseat

Beitragvon blackjack » 14. August 2011 23:41

3. Historische Hintergrundsinformationen
Seite 13.

Die großen Chroniken Europas, beginnend 375!

375 - 568 Beginn der Völkerwanderung. Anlass der Völkerwanderung ist 375 die Vernichtung des Ostgotenreiches durch die Hunnen in Südrussland (u.a.). Voraussichtlicher Beginn des Mittelalters.
507 Chlodwig erobert mit burgundischer Hilfe das Westgotenreich bis zu den Pyrenäen, stirbt 511 in Paris. Das Fränkische Reich wird unter seinen vier Söhnen aufgeteilt.
568 - 774 Die Langobarden fallen in Norditalien ein und gründen 568 das Langobardenreich.
711 Sarazeneneinfall in Spanien. Unter dem Feldherr Tarik setzen Araber bei Gibraltar über und dringen in das Westgotische Reich ein. (ca. Beginn des Rittertums)
732 Die arabischen Heere werden von Karl Martell (Großvater von Karl d. Grossen) bei Tours und Poitiers geschlagen.
751 Pippin wird nach dem Merowinger Childerich III. als erster Karolinger König der Franken.
768 Königskrönung Karls d. Grossen in Aachen.
772 - 804 Sachsenkriege von Karl d. Grossen, 772 Eroberung und Zerstörung der Ermesburg und Zerstörung der Irminsul (auch Irminsäule - heiliger Holzstamm der Sachsen). In der Folgezeit Massentaufen des Adels.
774 Eroberung des Langobardenreiches durch Karl den Grossen, Vereinigung mit dem fränkischen Reich. Langobardenkönig Desiderius wird zur Abdankung gezwungen.
782 Blutbad von Verden a. d. Aller Hinrichtung von (angeblich) 4500 aufständischen Sachsen durch Karl den Grossen. Daraufhin erneute sächsische Aufstände, Karl d. Grosse. dringt bis zur Elbe vor.
785 Friedensschluss zwischen Widukind und Karl, Taufe von Widukind.
793 Die Wikingerzeit beginnt mit der Plünderung des Klosters Lindisfarne in England.
800 Kaiserkrönung Karl des Großes in Aachen durch Papst Leo III.
802 "Lex Saxonum" ist das sächsische Gesetz, das den Sachsen, obwohl am fränkischen »Lex Ripuaria« orientiert, größtenteils ihr altes Volksrecht wiederbringt. Ende der Sachsenkriege.
836 Normanneneinfälle unter anderem in London, 845 in Hamburg und Paris.
881 - 882 Normanneneinfälle in Köln und Aachen, in Aachen, Zerstörung der Kaiserpfalz.
885 Alfred d. Große befreit London von den dänischen Wikingern.
906 Zerstörung des Großmährischen Reiches durch die Ungarn (Magyaren).
962 Otto I. wird in Rom zum deutschen Kaiser gekrönt. Beginn des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen.
1043 - 1099 Die Reconquista, die Rückeroberung Spaniens, schreitet unter Rodrigo Díaz, bekannt auch unter dem Beinamen "El Cid", voran. Der Südosten und Granada bleiben in arabischem Besitz.
1054 Königskrönung Heinrich IV. in Aachen im Alter von vier Jahren, Heinrich wird erst 1065 mündig
1063 Die Normannen beginnen von Süditalien aus mit der Eroberung Siziliens.
1066 Schlacht bei Hastings.
Wilhelm der Eroberer besiegt König Harald II. in der Schlacht bei Hastings und wird zum englischen König gekrönt.
1073 Ausbruch des Investiturstreits zwischen Kirche und Staat aufgrund des Verbots der Laieninvestitur (Einsetzung der Äbte und Bischöfe durch den Kaiser) von Papst Gregor VII.
1076 Synode von Worms Heinrich IV. und die deutschen Bischöfe erklären Papst Gregor VII. für abgesetzt. Heinrich IV. wird daraufhin von Gregor VII. mit dem Kirchenbann belegt.
1077 Gang nach Canossa: durch den Bußgang König Heinrichs IV. nach Canossa wird der über ihn verhängte Bann von Papst Gregor aufgehoben.
1080 - 1111 Mehrere Gegenpäpste, zeitweilig gab es gleichzeitig drei Päpste.
1084 Kaiserkrönung Heinrich IV. in Rom durch Gegenpapst Klemens III.
1095 Papst Urban II. ruft zum Ersten Kreuzzug auf.
1096 Aufbruch eines großen christlichen Heeres Richtung Osten (ca. 50000 - 70000 Menschen).
1099 Ende des Ersten Kreuzzuges, Erstürmung Jerusalems (grausames Massaker an der Bevölkerung von Jerusalem durch die Kreuzfahrer, kaum ein Bewohner, ob Jude oder Moslem überlebte, auch Frauen und Kinder wurden nicht verschont).
um 1100 Ausgehend von Frankreich verbreitet sich das Turniers als ritterliches Kampfspiel. Die Äbtissin Hildegard von Bingen kritisiert kirchliche Missstände und schreibt religiöse und wissenschaftliche Texte.
1113 Der Johanniterorden wird gegründet: Schwarzer Mantel mit weißem Kreuz, roter Waffenrock mit weißem Kreuz (Malteserkreuz).
1119 Der Orden der Tempelherren (Templer) wird gegründet: Weißer Mantel mit rotem Kreuz.
1122 Mit dem Konkordat von Worms endet der Invesiturstreit, indem Heinrich V. auf die Einsetzung der Bischöfe verzichtet.
1132 - 1133 1. Italienzug Lothars und Kaiserkrönung in Rom.
1146 Aufruf zum 2. Kreuzzug durch Papst Eugen III.
1147 - 1149 Die Rückeroberung Edessas, Ziel des Zweiten Kreuzzugs unter dem Staufer Konrad III. und Ludwig VII. scheitert.
1154 1. Italienzug Friedrich I. Barabrossa




1155

~Kaiserkrönung Friedrich I. Barabrossa in Rom
~Aufgrund der Rebellionen im Sacrum Imperium Romanum muss Kaiser Barabrossa seinen Anspruch in Italien fallen lassen
~Zwischen dem Frankenreich und dem Königreich England entbricht erneut Krieg aus. Das Frankenreich fordert all seine ehemaligen Besitztümer vom Engländer.
~Die Vladimir-Suzdal RUS erklärt dem Kumanenreich den Krieg.
~Das Sacrum Imperium Romanum sichert sich durch Bündnisse mit Dänemark, Ungarn und der Lombardei friedliche Zeiten und konzentriert sich auf rebellische Kurfürsten
~Kastilien-Leon und Aragon rufen zur heiligen Reconquista, ganz Iberien soll sich vereinen und die Mauren aus Europa vertreiben.
~Die Republik Pisa entsteht
1156
~England verbündet sich mit seinen früheren Feinden, den Schotten und sichert sich so im Norden den Frieden
~Die Mauren erlangen erste Erfolge im Kampf gegen Kastilien-Leon und Aragon
~Syrien verbündet sich mit den Kreuzfahrerstaaten und erlangt auf diplomatischem Wege die Feste Kerak
~Frankreich wirft erste Erfolge auf im Kampfe gegen die Engländer und erobert die Burg Angers
~Kaiser Friedrich I. Barabrossa versucht zwischen England und Frankreich zu vermittelt, scheitert aber aufgrund des unerbittlichen Hasses zwischen Engländer und Franzosen



Autor: blackjack
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Re: [Orga] Hinweise und Tipps zum Spielen einer Hotseat

Beitragvon Fortinbras » 8. Januar 2016 19:06

Abdülhamids Leitfaden für den Krieg im Hotseat


Einführung

Dieser Thread soll dazu dienen, die Grundlagen des Hotseatkrieges zu erklären, weswegen erfahrenere Spieler den Inhalt womöglich als trivial und überflüussig empfinden werden. Mir für meinen Teil ist aber aufgefallen, auch in der Beobachterrolle in manchen Hotseats, dass diese folgenden Inhalte nicht jedem bekannt sind und diesen Spielern damit Nachteile entstehen. Denn auch wenn man schönes RP macht, ist es sicherlich nicht sonderlich erheiternd, vom Nachbarn aufgrund mangelnden Wissens geschlagen zu werden.
Daher habe ich mich mit Mormegil besprochen, einem erfahrenen Spieler, dass dieser Leitfaden sicherlich die Spiele ausgeglichener und spannender macht und damit die Hotseats an sich langlebiger. Ich denke, der Sinn ist nun klar geworden, weswegen direkt der nächste Teil anhängt.

Wer angreift, siegt!

Der Krieg im Hotseatbereich unterscheidet sich in vielen Hinsichten von dem Krieg, welchen man im Einzelspieler womöglich erfolgreich führt. Dort ist es in einer Situation bspw. am besten, den Fullstack offen auf die Brücke zu stellen und die KI sich totangreifen zu lassen oder offene Belagerungen über ein halbes Dutzend Runden zu beginnen.
Im Hotseatkrieg hingegen führt immer derjenige Spieler eine Schlacht, welche sie in seinem Zug anzettelt! Das heißt, wenn Ihr belagert und Euer Feind macht einen Ausfall oder schickt Entsatzheere, um eine Schlacht gegen Eure Belagerungsarmee zu beginnen, passiert Folgendes: er führt seine eigenen Truppen, während Eure nicht von Euch, sondern von der sehr dummen KI gespielt werden. Dieses Ungleichgewicht wird dafür sorgen, dass Eure Armee höchstwahrscheinlich, trotz vielleicht überlegener Stärke, eine vernichtende Niederlage kassiert. Und damit wäre man der eigenen Niederlage einen Schritt näher.
Daraus kann man folgern: Wer im Hotseat angreift, siegt bleibt Erste und wichtigste Kriegsregel, auf ihr bauen alle anderen Tricks und Winkelzüge auf!

Einsatz von Katapulten beim Städterobern

Die Lösung für das Erobern, aber ohne Belagern Dilemma ist Folgende: Greift entweder mit Belagerungswaffen, wie Katapulten, Triböcken (Medieval 2), oder Onagern (in Rome) an. Bei Ballisten ist zu beachten, dass sie möglicherweise die Mauer wegen ihres schwachen Angriffes nicht durchbrechen können und der Einsatz von Ballisten gegen steinerne Mauern in den meisten Hotseats schlicht verboten ist. Orgelkanonen schaffen in Medieval 2 Vanilla zwar die Mauern einer Ortschaft, aber nicht mehr die einer Kleinstadt.

Das Problem bei Artillerie ist, dass sie extrem langsam ist und damit alles länger dauert. Die Alternative zu Artillerie beim Erobern soll der nächste Abschnitt zeigen.

Einsatz von Spionen beim Erobern und allgemein

Der Spion ist der wohl wichtigste Agent im Hotseatkrieg und das Herzstück der Hotseatkriegsführung. Im Einzelspieler mögen es viele als relativ unnötig empfinden, Spione zu bauen (da gehöre auch ich zu), denn von dem Geld kann man statt den Spionen mehr Truppen bauen.
Ich kann es im Hotseat dringendst raten, zuerst Gebäude für die Ausbildung von Spionen zu bauen, welche das auch sein mögen (Märkte in Rome, Tavernen in Medieval 2) und dann direkt mit dem Ausbilden anzufangen. Truppen hat man sowieso quasi immer und die Wirtschaft hat auch Zeit verglichen mit den Spionen.

Wenn nun ein Spion bereitsteht, kann er mehrere Dinge tun:
natürlich sagen viele jetzt, Abdül warum sagst du das extra, aber er kann feindliches oder unbekanntes Gebiet ausspähen, damit Ihr wisst was auf Euch zukommt. Im Hotseat ist das deswegen enorm wichtig, weil es etwa sehr fiese Gegner gibt, welche zulassen, dass Ihr mit einer gewaltigen Armee eine Stadt mittels Katapulten einnehmt, aber in Reichweite dieser Stadt hintendran eine ihrer Armeen auch mit Katapulten aufgestellt haben. Die Stadt ist dann quasi gedeckt, der Feind hat nur einen Truppe verloren und im Folgezug vernichtet der Feind Eure Armee gänzlich. Spione können Euch aufklären, ob Städte gedeckt sind, damit Ihr nicht ins Messer rennt. Dieser Trick hat mir schon überraschende Siege beschert, nachdem der Feind meinte, einen tollen Fang gemacht zu haben.

Fast noch wichtiger ist aber, dass Spione die Tore von Siedlungen und Forts öffnen können. Dazu müssen sie natürlich in die Siedlung reinkommen (die Wahrscheinlichkeit dazu skaliert mit dem Können des Agenten, seinen Augen in der Anzeige und mit der Grundwahrscheinlichkeit, welche in Rome für einen 3 Augenspion 100% beträgt und bei Medieval 2 z.B. nur 60%). Sowohl der Feind als auch Ihr selbst könnt natürlich eigene Spione in den Städten platzieren, welche dafür sorgen, dass die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Spionage des Gegners in dieser Stadt erheblich sinkt und ein Fall dieser Stadt unwahrscheinlicher wird.

Sobald der Spion in der Stadt ist, besteht eine gewisse Chance, dass bei einer einfachen Belagerung die Tore offen stehen und Ihr direkt angreifen könnt! Da aber nie klar ist, ob das nun der Fall ist, muss ein Trupp (nicht die ganze Armee, die hängt dann im Versagensfall vor der Stadt fest und Ihr könnt sie nicht mehr wegziehen!) die Stadt testweise belagern und schauen, ob die Tore offen sind. Falls ja können einfach alle weiteren Kräfte nachgeholt werden, die Ihr für den Angriff verwenden möchtet und dann beginnt die Schlacht.
Falls der Trupp aber versagt, bleibt dieser nicht dort stehen, sondern die Belagerung wird gelöst und der Trupp entlassen. Das ist immens wichtig, damit der Gegner nicht merkt, dass diese Stadt Euer Ziel ist. Wenn er es merkt, kann er sie z.B. decken. Klar gibt es Fälle, wo die Feindabsicht offensichtlich ist, aber der Feind braucht ja keine Sicherheit zu haben. ;)

Da sowohl Eindringens- wie auch Öffnungsschance von Spionen mit dem Können des Spions zusammenhängen, empfiehlt es sich dringenst, diese zu trainieren. Wenn jetzt jemand sagt, ja aber Abdül, dabei kann mein Spion ja sterben, rekrutiert halt einfach einen neuen, das ist es wert!. Dieses Training beginnt man in Friedenszeiten am besten an Rebellentruppen oder -Städten, denn wenn Eure Nachbarn einen Spion in ihrem Land sehen, könnten sie sauer werden. Ich für meinen Teil sehe Personen, deren Spione ich in meinem Land finde, als mögliche Feinde an. Dabei kriegt Euer Spion im Erfolgfall Skillpunkte.
Um den Nutzen davon zu verdeutlichen: (es wird von Medieval 2 Vanilla ausgegangen ohne feindliche Gegenspionage, für Mods kann und wird es variieren!)

Spion mit 2 Augen: 50% Chance, die Stadt erfolgreich zu infiltrieren, 24% Chance, die Tore zu öffnen
Spion mit 4 Augen: 75% Chance, die Stadt erfolgreich zu infiltrieren, 40% Chance, die Tore zu öffnen
Spion mit 7 Augen: 85% Chance, die Stadt erfolgreich zu infiltrieren, 64% Chance, die Tore zu öffnen

Von zwei auf sieben Augen hin verdreifacht sich die Chance für offene Tore und die Chance zum Infiltrieren steigt um mehr als das 1,5 fache das Altwertes! Das dürfte den Nutzen von Training hoffentlich bewiesen haben und ein solcher Vorteil ist auch ein paar tote Spione beim Training wert.
(Autor: Abdülhamid)