[HoI II AAR] The guilty have no pride

AARs zum Zeitpunkte der beiden Weltkriege

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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 4. Oktober 2012 22:36

Im Anschluss an das Fruehstueck traten die Mannschaften, Unteroffiziere und Offiziere der Franz-Josef-Kaserne auf dem Exerzierplatz an, damit ihr neuer Divisionskommandeur sich Ihnen vorstellen konnte. Das ganze wirkte aber weit weniger souveraen als man sich vorstellen mochte, denn auch Hund meinte sich den Maennern vorstellen zu muessen. Waerend meiner Vorstellung begann der Dackel von seinem ihm zugewiesenen Platz auf das Podest zu trotten und gaehnte nach einer Weile herzzerreißend. Er machte in einer einzigen Geste klar was er von dieser Veranstaltung hielt. Da ich persoenlich auch kein Freund uebermaeßig vieler Worte war beließ ich es dann bei dem Notwendigsten inklusive eines eindeutigen Hinweises darauf das ich bei ernsthaften Problemen fuer jeden meiner mir unterstellten Soldaten ansprechbar bin.

Im Anschluss daran folgte eine Inspektion der Franz-Josef-Kaserne in welcher wir kein Gebaeude ausließen. Wir zogen im Sturmschritt durch die Hauptwache, die San-Staffel, das Stabsgebaeude, die Kommandantur, die Poststelle und die Bekleidungskammer. Das ein oder andere Gespraech mit Soldaten die in den einzelnen Gebaeuden ihren Dienst taten reihte sich folglich ein und so kamen nach dem Mittagessen die restlichen Gebaeude an. Wir begannen in der Truppenkueche gingen weiter durch die einzelnen Unterkuenfte und schlossen unsere Inspektion dann auf dem angeschlossenen Sportplatz ab. Die Anlage machte einen spartanischen Eindruck, was wohl auch dem Alter geschuldet war und bedurfte an einigen Stellen dringender Renovierungsarbeiten. Insbesondere die Unterkuenfte sahen grausig aus, was aber nicht an den Quartieren lag sondern an den baulichen Gegebenheiten. Ein ernstes Gespraech mit dem Kasernenkommandanten spaeter war ich auch ueber den Stand der Genehmigungsverfahren im Bilde. Fuer die drohende Langeweile hatte der liebe Gott die Buerokratie erfunden.

Gegen Abend ließ ich noch ein Rundschreiben an den Divisionsstab heraus geben, in welchem ich fuer den uebernaechsten Tag eine erste Lagebesprechung anberaumte. In dieser wollte ich mich ueber den generellen Zustand der Division informieren und auch das weitere Vorgehen bezueglich des Fall Gruens abstimmen. Den Rest des Abends ueberflog ich dann kurz die Liste mit den Offizieren des Divisionsstabes und gab mich danach meinen Gedanken hin. Mich bewegte an diesem Abend nichts geringeres als die Frage warum gerade ich hier gelandet war.

Es gab ohne Zweifel genug Offiziere die sich um ein Kommando gerissen haetten und sicher haette das OKH auch jemanden benennen koennen der aus Oesterreich stammte. Neue Besen kehren zwar bekanntlich gut aber trotz allem widerspricht meine Verwendung den Grundsaetzen einer homogenen Divisionsstruktur, wie die Wehrmacht sie fuer das Heer anstrebt. Eigentlich wollte man Divisionen moeglichst aus einer Eng abgegrenzten geographisch -/ kulturellen Region heraus aufstellen. D.h. Von der Kompanie an aufwaerts nur Personen einziehen die dem selben Kulturkreis entstammten. Dadurch sollte der personelle Zusammenhalt, die Belastbarkeit oder kurz die Kampfkraft des Verbandes gestaerkt werden. Gleichzeitig verhindert die Tatsache, das die meisten Soldaten sich aus dem zivilen Leben bereits kennen, das einzelne ueber die Straenge schlagen oder unter starker nervlicher Belastung zusammenbrechen.
Durch die homogene Mannschaftsstruktur war selbst in der Ferne immer ein Stueck Heimat mit dabei, was die Moral der Truppe nicht unerheblich erhoeht.

Die Amerikaner verzichten auf so eine homogene Zusammensetzung der Truppe. So etwas laesst sich in ihren Punktesystemen, das dem ganzen einen Hauch Wissenschaftlichkeit verleihen soll, schwer auswerten. Da die Amerikaner ihr Einzusgebiet fuer Soldaten auf die ganze USA ausdehnen kriegen sie im Gegenzug sicher schneller Divisionen ausgehoben. Dafuer hat der amerikanische Soldat immer das Gefuehl in einer anonymen Masse unterzugehen. Du bist nichts, der Verband ist alles. Um die Moral der Truppe zu festigen setzen die Amerikaner Horden von Psychiatern ein, die als Seelsorger fungieren und den Soldaten als Ansprechpartner dienen sollen.

Das ich hier nun als Norddeutscher im tiefsten Oesterreich die Fuehrung einer Division uebernehme, die recht homogen nur aus oesterreichischen Deutschen besteht ist hingegen sonderbar.

22. Juli 1938, Deutschland, Salzburg. Ich machte heute meinen Antrittsbesuch beim Korpskommandeur Generalleutnant Paul Hausser.

Bild

Paul Hausser war vom Geiste her ein alter Generalstaebler geblieben, der besonders auf Pflichterfuellung, Disziplin und Gehorsamkeit wert legte. Neben seinem fundiertem taktischen und strategischen Wissen zeichnete sich Hausser noch dadurch aus, das er Hinweise oder Anregungen von Dritten nicht als Kritik an sich und seinen Entscheidungen verstand. Eine gewisse Kaltbluetigkeit kann man ihm ebenfalls nicht absprechen. Nach der ueblichen Begrueßung und dem Austausch von Hoeflichkeitsfloskeln erhielt ich dann eine Einweisung in die derzeitge Lage.
Derzeit war Paul Hausser in einer Doppelfunktion taetig. Er war Korpskommandeur des VI Korps und Divisionskommandeur der 9. Infanterie-Division. Dem VI Korps war weiterhin noch die 3. Infanterie-Division unter dem Divisionskommandeur Generalmajor Christiansen und die 1. Alpenjaegerdivision mit mir als Divisionskommandeur angeschlossen. Das Arbeitspensum war allein schon durch die Eingliederung des Bundesheeres in die Wehrmacht mehr als umfassend. Durch die Einleitung des Fall Gruens kamen nun noch mehr Organisationsfragen auf mit denen er sich nicht mehr belasten wollte. Also hatte er beim OKH kurzerhands nach einem Divisionskommandeur fuer die 1. Alpenjaegerdivision angefragt. Dazu muss gesagt werden das Glt. Hausser zuvorderst auch noch Divisionskommandeur der 1. Alpenjaegerdivision gewesen ist. Die Entscheidung ueber meine Einsetzung wurde ohne ihn dann im OKH gefaellt und nur von Glt. Hausser bestaetigt.

Durch den Fall Gruen war ein Aufmarschplan in Gang gesetzt worden der vorsah dass, das VI Korps bis 10. August seinen Aufmarsch in die Bereitschaftsraeume nahe der tschechischen Grenze im Raum Linz abgeschlossen haben musste. Das waren weniger als 20 Tage und setzte daher ein hohes Maß an logistischer Organisation voraus, machbar war es aber auf jeden Fall. Ich bekam dann meine Befehle noch einmal in Schriftform ueberreicht und verabschiedete mich. Hernach kehrte ich unverzueglich in die Franz-Josef-Kaserne zurueck, wo mich „Hund“ schon freudig erwartete.
In Anbetracht dieser Tatsache und um den Kopf frei zu bekommen entschied ich mich zur Leibesertuechtigung und suchte daher den Sportplatz der Anlage auf. Zusammen mit „Hund“ lief ich dann mehrere Runden auf der Außenbahn. Nach einigen weiteren sportlichen Uebungen versuchte ich mich noch in der Dressur des Hundes, was aber aufgrund meiner oder der Dussligkeit des Dackels eher mißlang. Der Dackel fand wenig Interesse daran irgendwelchen Befehlen zu gehorchen oder ein Ball zu apportieren. Seinem neuen Herrchen hingegen kreuz und quer ueber den Platz zu folgen schien ihm hingegen wirkliche Freude zu bereiten. Verstehe einer Hunde.

Im Anschluss an die Leibesertuechtigung begab ich mich dann zusammen mit einer kleinen Mahlzeit an die Arbeit und arbeitete mich durch die schriftlichen Befehle um einen Organisationsplan fuer die morgige Sitzung des Divisionsstabes zu erstellen. Die schriftlich abgefassten Plaene waren kurz und buendig ausgearbeitet und hatten weiterhin eine strategische Planung des Fall Gruen welcher vom OKW ausgearbeitet worden war zum Inhalt. Dies ließ einige Rueckschluesse auf die Staffelung der Armeen und der strategischen Planungen zu.

Dazu ist folgendes zu sagen...
Widerstand ist echt mein Ding! - S. Tapir



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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 8. Oktober 2012 21:00

... der Fall Gruen, wie jetzt angestrebt, stimmt nicht mit der Ursprungsplanung ueber ein.

Gemaeß der frueheren Aufmarschplanung sind insgesamt 40 Heeresdivisionen fuer drei Armeen vorgesehen.
Die II. Armee stellt die staerkste Armee, mit 18 zugewiesenen Divisionen, drei davon in strategischer Reserve, dafuer allerdings mit der nominell der laengsten Front. Diese erstreckt sich entlang der westlichen Tschechoslowakei von Linz bis nach Cottbus. Die Hauptaufgabe der II. Armee ist die Deckung des Reichsgebietes und Unterstuetzung der IV. Und VIII. Armee.
Die IV. Armee verfuegt lediglich ueber 11 Divisionen, zwei davon strategische Reserve. Der Einsatzraum beschraenkt sich auf den Großraum Breslau. Die Aufgabe der Armee ist es, ihre Kraefte offensiv gegen die Tschechoslowakei in Richtung Ostrau zu entfalten. Von dort soll die maehrische Pforte in Besitz gebracht und ueber Prerau/Olmuetz der VIII. Armee entgegen gegangen werden. Nach Erreichen dieses Ziels gliedert sich die Armee nach Osten defensiv und entfaltet ihre unverbrauchten Kraefte in Richtung Reichenberg. Dabei sollen im Zusammenwirken mit der II. Armee die tschechoslowakischen Grenzbefestigungen flankiert werden.
Die VIII. Armee verfuegt ebenfalls ueber 11. Divisionen, zwei in der strategische Reserve. Konzentriert ist die Armee im Großraum Hollabrunn und Wiener Becken. Die Kraefte der VIII. Armee sollen von dort aus gegen Bruenn entfaltet werden um sich anschließend mit der IV. Armee zu vereinen. Nach Erreichen dieses Ziels schwenkt die Armee nach Westen, an Budweis vorbei, in Richtung Tabor ein. Auch hier sollen im Zusammenwirken mit den Kraeften der II. Armee die Grenzbefestigungen flankiert werden.
Das strategische Ziel hinter dieser Aufmarschplanung ist, die Tschechei von der Slowakei zu trennen und, in Umgehung der starken Grenzbefestigungen, von Osten aus nach Prag vorzustoßen.
Die verbleibenden Kraefte der Wehrmacht sollen derweil die restlichen Landgrenzen des Reiches sichern und hinhaltenden Widerstand leisten. Denn im Falle eines ernsthaften Eingreifens einer dritten Macht, waeren diese nicht in der Lage einen entschlossenen Angreifer abzuwehren.

Diese alte Aufmarschplanung des Fall Gruen entspricht im wesentlichem dem Konzept der eierlegenden Wollmilchsau. Noch treffender ist das Ganze mit den Worten: „Wer alles verteidigt, verteidigt nichts.“ charakterisiert.
Die angedachte Schwerpunktbildung in den Großraeumen Breslau und Hollabrunn ist halbherzig, zu schwach und an den falschen Stellen angesetzt. Die Modernisierung der tschechoslowakischen Grenzbefestigungen von Ostrau bis Strakonitz ist, den letzten Aufklaerungsergebnissen nach, erst im Fruehjahr 1937 abgeschlossen worden. Dies umfasst eine Reihe von Kampfwertsteigerungen, Neubauten und Sprengvorbereitungen an wichtigen Nachschubslinien. Die Ueberwindung dieser tief gestaffelten Grenzbefestigungen kann, nach derzeitigen Vorstellungen, nur durch Einsatz starker Kraefte, entsprechender Konzentrierung der Artillerie und Einsatz der Luftwaffe erzwungen werden. Wir haben aber werder das Eine noch das Andere.
Entsprechend der Aufgabe und dem Einsatzraum, sind die Kraefte der II. Armee vom Großraum Regensburg bis nach Dresden auseinander gezogen. In ihrer derzeitigen Aufstellung sind sie nicht in der Lage die Befestigungen zu ueberwinden, noch ist es ihre Aufgabe.
Die IV. Armee mit ihren 11 Divisionen steht im Grenzraum von Ostrau den modernen Grenzbefestigungen gegenueber und ist bei entschiedener Verteidigung derselben zu schwach um einen dauerhaften Erfolg zu erringen.
Der weiche Bauch der Tschechoslowakei, die Grenzregion Linz bis Preßburg, hingegen wird nur durch unzureichende Kraefte bedroht. Insgesamt stehen dort durch die II. Und VIII. Armee nur 14 Divisionen zu einem Angriff bereit. Selbst bei einem erfolgreichen Durchbruch durch die tschechoslowakischen Linien im Raum Bruenn, fehlen die noetigen Reserven um den Erfolg weiter auszubauen. Sollte die tschechische Heeresleitung in diesem Raum gar eine Entscheidung suchen, also dort starke Kraefte konzentrieren, aufgrund der schwachen Bedrohung der restlichen Grenzabschnitte kann sie dort Truppen frei machen, so koennte sie dort jeden Angriff vereiteln und gar zum Angriff ueber gehen. Dies waehre sogar anzuraten, da die im Vergleich veralteten Befestigungen den Verteidigungswert nicht gerade stark erhoehen.

Bild

Sollten die Westmaechte gar in den Konflikt intervenieren so muss eine Entscheidung am Verhandlungstisch herbei gefuehrt werden, da die Wehrmacht den Verteidigungsauftrag des Reichsgebietes garantiert(!) nicht erfuellen kann.

Bei solch, mir ungewohnten, strategischen Fehlern durch das OKH draengt sich mir der leise Verdacht auf, das man mit dieser Planung die Reichsregierung von der Aussichtslosigkeit eines militaerischen Konfliktes ueberzeugen will. Zu ernsthaften Offensiven sind wir zu schwach und die Verteidigung gegen Dritte wuerde ebenfalls scheitern, was die Heeresleitung auch schon seit langem anmahnt. Von daher muesse man vom militaerischen Kraeftemessen Abstand nehmen und einen friedlichen Anschluss der sudetendeutschen Gebiete voran treiben.
Sollte dies der, durchaus vernueftige, Hintergedanke bei der Erstellung dieser Planung gewesen sein, so hat man dabei die Entschlossenheit des Reichskanzlers nicht mit ein kalkuliert. Denn die Reichsregierung, in Person des Reichskanzlers, tat nichts geringeres als die Verantwortung fuer Aufmarschplanung des Fall Gruen an sich zu reißen und den Plan grundlegend zu veraendern um einen erfolgreichen Abschluss des Fall Gruens zu erreichen.

Dieser Schritt ist aber fuer den Reichskanzler nicht ohne Risiko. Genauer gesagt wirft er sein persoenliches Ansehen und seine ganze Autoritaet in die Waagschale um sein Ziel zu erreichen. Vermutlich ist das auch der Grund weshalb die alte Planung des Fall Gruens den Unterlagen beigelegt wurde. Die offenkundigen Schwaechen des alten Planes vom OKW sollen dem ueberarbeitetem Plan des Reichskanzlers gegenueberstehen, welcher einen Teil der Fehler ausmerzt und damit der Generalitaet die Einsicht vermitteln will, das der Reichskanzler dem OKW in strategischer Hinsicht ueberlegen ist. Das waere im uebrigen auch bitter noetig, denn seit dem Spaniendebakel, das eigentlich sein Adlatus Goering zu verantworten hat, steht des Reichskanzlers strategisches Koennen bei der Generalitaet in keinem hohen Glanz.

Tatsaechlich erscheint die ueberarbeitete Planung des Reichskanzlers auf den ersten Blick gelungen. In der Summe werden nun 54 Divisionen an der tschechischen Grenze zusammengezogen was knapp 90% des Heeres entspricht. Das ist aber nur moeglich wenn man jede Reaktion von außen explizit ausschließt. So vermessen ist aber niemand, außer dem Reichskanzler.
Und selbst wenn doch, nach der schriftlichen Darlegung des Reichskanzlers benoetigt Frankreich fuer die Mobilmachung mindestens drei Wochen, England sogar wesentlich laenger und von daher habe man mindestens zwei Wochen Handlungsfreiheit um die Tschechoslowakei zu unterwerfen. Anders herum ausgedrueckt muss, bei einem Eingreifen der Westmaechte, die Tschechoslowakei innerhalb von zwei Wochen militaerisch geschlagen werden. Gelingt es der Wehrmacht nicht innerhalb von den zwei Wochen eine Entscheidung herbei zu fuehren, hat das Reich den Zweifrontenkrieg, den es aufgrund der Schwaeche der Wehrmacht nicht mehr gewinnen kann.

Und was ist mit Polen, Italien und Jugoslawien? Was wenn, egal wann und unabhaengig vom Eingreifen der Westmaechte eine dritte oder wieder eine zweite Front eroeffnet wird? Diese Fragen klammert das OKW aus, als wuerden sie nicht existieren. Dazu kommt das Ausblenden jeder langfristigen Vorstellung von so einem Kriege. Was machen wir mit einem in den Krieg eingetretenen Frankreich und Groß Britannien? Was wenn es zu einer erneuten Seeblockade kommt? Existiert alles nicht. Es kann nicht sein was nicht sein darf.

Dennoch, je oefter ich den ueberarbeiteten Fall Gruen gelesen habe desto mehr bekomme ich das Gefuehl, das dieser Plan der einzig funktionierende Ausweg ist. Von dieser Aufmarschplanung geht etwas aus, das man schwer in Worte kleiden kann. Esprit, Geist und Ueberzeugung liegen dem Gesuchten recht Nahe, dazu die politische Betrachtung unser (moeglichen) Gegner und deren innenpolitische Situation.
Gerade das klammert die Aufmarschplanung des OKW aus und reiht stattdessen erbarmungslos Fakten aneinander. Kurz gesagt: “Der vorliegende Fall Gruen motiviert, der Alte fuehrt in die Lethargie.“.

Wen soll man mit dem alten Plan hinter dem Ofen hervor locken? Was wenn unser Regimentskommandeur uns, den Fuehrern der Stoßtruppen, zum Beginn der Fruehjahrsoffensive 1918 gesagt haette: „Also Kameraden, die Statistik und alle Erfahrungen sprechen gegen uns. Seit drei Jahren schaffen es unsere Gegner nicht die Westfront zu durchbrechen. Wir sind nur einige wenige die Hunderten von Gegnern hinter dem Niemansland gegenueber stehen, Wir koennen den Gegner nicht aus den Stellungen werfen aber der Plan sieht einen Angriff vor.“ ?
Da haetten wir es auch bleiben lassen koennen. Doch, im Gegensatz zu den Propagandatruppen, beherrschte unser Kommandeur die Kunst der Motivation. Er sagte uns damals das wir etwas neues sein, ein neuer Typ Soldat, mit einer speziellen Gefechtsausbildung und neuem Fuehrungsverstaendniss. Durch das Zusammenspiel aller Kraefte, unseren modernen Waffen und dem Koennen jedes Einzelnen wuerden wir den Gegner schlagen. Er heizte uns auf, er gab uns nach all den Jahren Zuversicht und er gebraucht kein „Wenn“ in seiner Ansprache. Es wird gesiegt, Punkt.

Der neue Fall Gruen mag seine Schwaechen haben, doch er verliert sich nicht darin. Das Fazit daraus ist: Ein moeglicher Konflikt mit der Tschechoslowakei, ist bei den uns zur Verfuegung stehenden Kraeften zu gewinnen. Innerhalb von zwei Wochen muss der Konflikt entschieden werden und er wird entschieden werden. Danach koennen wir uns auf eine moegliche neue Bedrohungslage einrichten.

Doch wie sieht er denn aus, dieser neue Fall Gruen?
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 15. Oktober 2012 21:44

Der neue Fall Gruen basiert auf zwei separaten Konzepten die einander logisch ergaenzen. Das grundlegende und somit formgebende ist die strategische Planung. Ihr folgt dann ein ausgekluegeltes Programm aus Propaganda und Desinformation um unsere Schwaechen zu verdecken.

Die strategische Planung traegt zwar erkennbare Zuege des alten Fall Gruen, allerdings sind statt drei Armeen zwei komplette Heeresgruppen vorgesehen. Komplett?
Nun ja, nicht ganz. Auf dem Papier und ueber unsichere militaerische Kanaele ist immer die Rede von zwei Heeresgruppen. In der Realitaet sind bedeutend weniger Truppen vorhanden, welche aber in den Aufmarschraeumen so positioniert werden, das einem Beobachter der Eindruck entstehen muss es mit bedeutend mehr Truppen zu tun zu haben. Um das Bild zu vervollkommenen erhalten viele, an dem Aufmarsch beteiligte, Streitkraefte andere Namen wodurch fuer einen Menschen, der die Information auswerten muss und nicht vor Ort pruefen kann, ein voellig falsches Bild entsteht.
Die ist der Hauptaspekt der Desinformation. Die Tschechoslowaken muessen ihre Informationen aus oertlicher Beobachtung und Ueberwachung beziehen. Eine andere Informationsquelle steht ihnen derzeit nicht zur Verfuegung. Die Abwehr mag zwar ein intriganter Sauhaufen sein aber die Gegenspionage beherrscht sie.

Die Aufgabe der Propaganda und Desinformation ist in diesem Falle ganz klar dem Gegner ein voellig ueberzogenes Bild zu suggerieren und ihn so in die Verhandlungsbereitschaft zu zwingen. Natuerlich muss man sich auch in seinen Feind hinein versetzen und da draengt sich mir in erster Linie die Frage auf wie Glaubwuerdig die Informationen sind die ich erlange. Warum ist es mir moegliche Informationen ueber einen militaerischen Aufmarsch via Funkverkehr zu erhalten? Will mich der Feind desinformieren? Oder ist er sich seiner Sache so sicher das er die Geheimhaltung eher schlampig umsetzt? Wie deckt sich dieser ploetzliche Informationsgewinn damit das der Gegner sonst jede effektive Spionage unterbindet?

Doch zur Aufmarschplanung. Fuer die gesammte Operation sind zwei Heeresgruppen, naemlich die Heeresgruppe A und B vorgesehen.

Bild

Die Heeresgruppe A hat ihren Sitz und die Masse der ihr unterstellten Streitkraefte im Raum Breslau konzentriert.

Gliederung der Heeresgruppe A:
Breslau:
    Heeresgruppe A (Bloomberg)
    HQ
    Heeresgruppe A (Fleck)
      3. Infanterie-Division
      8. Infanterie-Division
      18. Infanterie-Division
      23. Infanterie-Division
      28. Infanterie-Division
    II. Armeekorps (Hoth)
      2. Infanterie-Division
      12. Infanterie-Division
      32. Infanterie-Division
    VI. Armeekorps (Foehrenbach)
      6. Infanterie-Division
      16. Infanterie-Division
      26. Infanterie-Division
    XI. Armeekorps (von Wuertemberg)
      12. Infanterie-Division
      19. Infanterie-Division
      31. Infanterie-Division
Cottbus:
    X. Armeekorps (Pogrell)
      20. Infanterie-Division
      22. Infanterie-Division
      30. Infanterie-Division
Dresden:
    IV Armeekorps (Hansen)
      4. Infanterie-Division
      14. Infanterie-Division
      24. Infanterie-Division
Nuernberg:
    V. Armeekorps (Fett)
      5. Infanterie-Division
      25. Infanterie-Division
      35. Infanterie-Division
    IX. Armeekorps (von dem Hagen)
      9. Infanterie-Division
      15. Infanterie-Division
      29. Infanterie-Division

Aufgabenstellung:

Die Aufgabe der Verbaende in den Raeumen Cottbus, Dresden und Nuernberg ist in erster Linie defensiver Art und dient der Deckung des Reichsgebietes. Die Angriffsbewegungen der Truppen aus Breslau muessen sie ggf. allerdings unterstuetzen. Erste Handlung in einem moeglichem Konflikt ist ein Taeuschungsmanoever der Truppen im Raum Breslau. Nach kurzer Artillerievorbereitung findet ein Scheinangriff auf den Raum Ostrau statt um die Feindkraefte zu binden. Die entscheidende Offensive beginnt dann erst wenn die Heeresgruppe B ihr Primaerziel erreicht hat. Im Vorfeld eines Konfliktes soll mit den Soldaten der 2.-, 12.- und 32. Infanterie-Division eine Bekaempfung von Befestigungsanlagen mit Panzerunterstuetzung geuebt werden. Hierzu sind zu Panzerspaehwagen umgebaute 6-Rad-LKW's, Attrappen die oft bei Uebungen der Panzerwaffe verwendet wurden um den Mangel an richtigen Panzern auszugleichen, per Einsenbahntransport herbei geschafft worden. Tatsaechlich ist eine Verwendung der 1-3. Panzerdivision fuer den Raum Breslau nicht vorgesehen. Wieder Desinformation.

Die Heeresgruppe B hat ihren Sitz und die Masse ihrer Streitkraefte in Hollabrunn.

Gliederung der Heeresgruppe B:
Hollabrunn:
    Heeresgruppe B (Rundstedt)
    HQ
    Heeresgruppe B (von Epp)
      7. Infanterie-Division
      10. Infanterie-Division
      17. Infanterie-Division
      27. Infanterie-Division
      44. Infanterie-Division
      45. Infanterie-Division
    I. Landwehrkorps (Hausser)
      1. Panzer-Division
      2. Panzer-Division
      3. Panzer-Division
    XV. Armeekorps (Sachs)
      15. Infanterie-Division (O.)
    V. Korps (von dem Bach-Zelewski)
      7. Infanterie-Division (O.)
    III. Armee (Kaul)
      2. Infanterie-Division (O.)
    XIII. Armeekorps (Kiesling auf Kieslingstein)
      11. Infanterie-Division (O.)
    XIV Armeekorps (von Hase)
      1. Infanterie-Division (O.)
    III. Korps (von Arnim)
      5. Infanterie-Division (O.)
    I. Armee (Kasper)
      1. Kavallerie-Division (O.)
    XXI. Armeekorps (von Hannek)
      14. Infanterie-Division
    IV. Armee (Busch)
      8. Infanterie-Division
Linz:
    I. Korps (Hammerstein-Equord)
      3. Infanterie-Division (O.)
      9. Infanterie-Division (O.)
      10. Infanterie-Division (O.)
      12. Infanterie-Division (O.)
    III. Armeekorps (Nachtwandler)
      1. Alpenjaeger-Division (O.)
Regensburg:
    II. Korps (Ulex)
      4. Infanterie-Division (O.)
      6. Infanterie-Division (O.)
      13. Infanterie-Division (O.)

Aufgabenstellung:

Die Aufgabe des II. Korps im Raum Regensburg ist defensiver Natur. Die Truppen in Hollabrunn eroeffnen die Feindseligkeiten mit einer Offensive auf Bruenn. Dabei bilden die 1.-3. Panzerdivision unter dem Decknamen „I. Landwehr Korps“ die Speerspitze, welche den Durchbruch erzwingen soll. Ihnen nachfolgend soll dann die Kavallerie mit der Infanterie die verbleibenden Widerstandsnester niederkaempfen. Im unmittelbaren Anschluss daran wird die Offensive auf Ostrau forgesetzt. Dies ist das Startsignal fuer die Heeresgruppe A ihrerseits gegen Ostrau aus dem Raum Breslau vorzugehen. Auf diesem Wege sollen die tschechoslowakischen Streitkraefte durch einen Angriff von zwei Seiten nieder gerungen werden.
Die Truppen in Linz werden unmittelbar nach dem Durchbruch der Panzerstreitkraefte durch die HKL eine Offensive auf Tabor einleiten. Dabei werden sie durch Verbaende aus dem Raum Hollabrunn unterstuetzt. Mit der Wegnahme Tabors soll eine tschechische Zufuehrung von Reserven nach Bruenn aus dem Raum Pilsen unterbunden werden. Nach Ueberwindung der tschechoslowakaschien Streitkraefte wird die I. Armee nach Osten einschwenken und zuegig die Slowakei besetzen. Der I. Armee werden hierfuer 3 Infanterie-Divisionen zugewiesen.

Es zeigt sich das fuer die Offensive aus dem Raum Hollabrunn massiv auf Taeuschung gesetzt wird. Mehrere Schattenarmeen und Korps werden dort Konzentriert. Als wirkliche Ueberraschung sollen dann die Panzer ins Gefecht gefuehrt werden. Das Gelaende ist fuer einen Einsatz von Panzern ideal und die Befestigungsanlagen sind derzeit noch zu schwach um sie Effektiv bekaempfen zu koennen. Auch scheint sich die personelle Zusammensetzung der Korpskommandeure noch einmal zu aendern. Mein derzeitiger Korpskommandeur Hausser uebernimmt wohl die drei Panzerdivisionen und wird durch den General Hammerstein-Equord ersetzt. Schauen wir mal was uns die naechsten Tage so bringen.

23. Juli 1938, Deutschland, Salzburg, Franz-Josef-Kaserne.

Puenktlich um neun Uhr wurde die erste Divisionsstabssitzung mit mir als neuen Divisionskommandeur abgehalten. Nach kurzer gegenseitiger Vorstellung uebernahm Oberst Oestenmarsch, seines Zeichens erster Generalstabsoffizier der Division, die Erlaeuterungen zu den, der 1. Alpenjaeger-Division unterstellten, Regimentern. Hernach erlaeuterte ich kurz die Lage und die an uns gestellten Aufageben durch das OKH.
Es wurde ein interner Aufmarschplan erstellt, der vorsah als erstes die Aufklaerungs- und Teile der Nachschubsdienste in unseren Aufmarschraum nahe Linz zu verlegen. Dort sollten geeignete Bereitschaftsstellungen ausgekundschaftet, sowie Versorgungsstrukturen aufgebaut werden um den spaeter folgenden Truppenteilen die notwendige Versorgung zu ermoeglichen.

Persoenlich werde ich in den naechsten Tagen die einzelnen Kasernen der 1. Alpenjaeger-Division besichtigen und anschließend in unseren Bereitschaftsraum abreisen. Es gibt viel zu tun...

5. August 1938, Deutschland, Raum Linz.

Wir haben unsere Bereitschaftraeume im Raum Linz erreicht und besetzt. Wir sind somit Wochen vor dem eigentlichen Stichtag aufgerueckt. Dies war aber mit dem Korpskommandeur abgestimmt, da ich die logistische Leistungsfaehigkeit der Division einem Test unterziehen wollte. Alles in allem bin ich recht zufrieden, auch wenn es am 2. August Probleme mit einem Bataillon gab welches einen halben Tag lang im Gelaende umher irrte weil es seinen zugewiesenen Bereitschaftsraum nicht finden konnte. Das war aber nicht der Fehler des Bataillonkommandeurs sondern lag ganz simpel daran das man vergessen hatte den Bereitschaftsraum vorzubereiten. Gegen Abend stand die Versorgung, was mich zuversichtlich hinsichtlich der Reaktionsfaehigkeit der Division bei ploetzlichen Lageaenderungen, stimmt. In den naechsten Tagen werden Gelaendeuebungen durchgefuehrt an denen ich teilnehmen werde. Anschließend werden wir versuchen die tschechoslowakischen Grenzbefestigungen auszuspaehen um uns mit dem Gelaende jenseits der Grenze vertraut zu machen.

24. August 1938, Deutschland, Raum Linz.

Habe heute Post von Biewalksi bekommen. Er ist inzwischen wieder genesen und wohlauf. Meine Stelle ist bis jetzt noch nicht neu besetzt worden und die Abteilung I der Abwehr ist in Sektlaune. (Mobile Verteidigungsdoktrin)

Die Sudetenkrise schwelt derweil weiter vor sich hin. Der Divisionsstab ist bemueht mittels Uebungen und Manoevern mit anderen Truppenteilen und Zerstreuungsangeboten die Kampfkraft und Moral der Truppe zu staerken bzw. hoch zu halten. Die Reichsfuehrung sollte sich aber nicht mehr allzuviel Zeit lassen, denn auf Dauer sinkt die Moral bei einer Truppe im Feld ohne wirkliche Aufgabe ins Bodenlose. Außerdem geht bei den Mannschaften die Latrinenparole um das General von Hammerstein-Equord in Linz eingetroffen sei. Mir ist allerdings nichts dergleichen bekannt.

25. September 1938, Deutschland, Raum Linz.

General von Hammerstein-Equord hat heute das Kommando ueber das I. Korps uebernommen. Da ich keine Einladung erhalten habe bin ich der Kommandouebergabe fern geblieben und habe meine Grenzbeobachtungen zusammen mit dem Kommandeur des I. Bataillons fortgesetzt. Er hatte mir vor ein paar Tagen schriftlich mitgeteilt das die Tschechoslowaken Scharfschuetzen in ihren Zuegen haetten. Tatsaechlich konnten wir heute recht ungestoert aus einem Waldstueck heraus die Tschechoslowaken bei Schanzarbeiten beobachten. Es werden von den Tschechen Sperranlagen vorbereitet sowie kleinere Test der Effektivitaet selbiger durchgefuehrt. Hinweise auf Scharfschuetzen in den Reihen der Tschechoslowakischen Streitkraefte konnte ich aber keine sammeln.

26. September 1938, Deutschland, Raum Linz.

Ich habe die Nacht im Befehlsstand des I. Bataillons verbracht und heute morgen, gegen Sieben Uhr, feststellen muessen das mein Adjutant Uffz. Dengelmann verschwunden ist. Er hatte gestern Abend die Beobachtungen der tschechoslowakischen Streitkraefte noch fortgesetzt und wollte gegen Mitternacht im Befehlsstand eintreffen. Wir beschlossen ein Suchtrupp aufzustellen konnten dies aber nach der Ankunft eines ziemlich mueden Uffz. Dengelmann abbrechen. Doch er kam nicht allein. Bei sich hatte er ein Berthier Modell 1907/16 Karabiner mit aufgesetztem Zielfernrohr und vier-fach Vergroeßerung.

Ich befand mich nun in einer echten Zwickmuehle, denn einerseits hatten wir jetzt einen Beweis dafuer das die Tschechen tatsaechlich Scharfschuetzen einsetzten und andererseits hatten ich nun einen Soldaten vor mir der einen illegalen Grenzuebertritt in der Nacht durchgefuehrt hatte, denn ueber die Grenze haben die Tschechen das Gewehr ganz bestimmt nicht geworfen. Waere er erwischt worden haette ihn dies nicht nur sein Leben kosten koennen sondern den Tschechen einen nicht unerheblichen Propagandaerfolg beschert, sowie eine weitere Verschaerfung der Krise verursacht.
Was also tun? Belobigen und/oder Abmahnen?

Ich entschied mich dazu Uffz. Dengelmann nur im Beisein des Bataillonskommanders zu maßregeln und vereinbarte dann mit dem Kommandeur das von diesem Vorfall eine geaenderte Version in das BTB eingetragen wurde. Uffz. Dengelmann hatte gegen Abend seinen Beobachtungsposten verlassen, konnte aber auf Grund der Ortsunkenntniss und Dunkelheit den Befehlsstand nicht erreichen. Am darauf folgenden Tag wurde ein Suchtrupp zusammen gestellt, welcher aber nicht ausruecken musste da Uffz. Dengelmann bei Tageanbruch aus eigener Kraft den Befehlsstand erreichen konnte.
Das Beutegewehr habe ich erst einmal an mich genommen, zusammen mit dem Problem das ich klaeren muss wie das Ding in meinen Besitz gelangt ist.

Waerend der Rueckfahrt zum Divisionshauptquartier habe ich dann meinen Adjutanten noch einmal persoenlich ins Gebet genommen und ihm mitgeteilt das ich Eigeninitiative zwar schaetze, aber das ein illegaler Grenzuebertritt in ohnehin schon angespannter Lage den Rahmen des Ertraeglichen ueberschreitet. Auf meine Frage hin warum er ueberhaupt diese Aktion durchgefuehrt habe, erwiderte er das er sehr negative Erfahrungen mit Scharfschuetzen in Spanien gemacht habe und es daher fuer wichtig haelt zu klaeren ob der Feind im großen Stile Scharfschuetzen einsetzt oder nicht. Außerdem wuerde ich dazu neigen Dinge erst dann in meine Planungen einzubeziehen wenn es Beweise fuer ihre Existenz gibt.
Wo er Recht hat, hat er Recht.

Bei unserer spaeteren Ankunft im Divisionshauptquartier herrschte auf den ersten Blick ein Riesendurcheinander...
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 16. Oktober 2012 20:26

... da so ziemlich alles, was zwei Beine hatte gerade unterwegs schien. Mein Adjutant und ich bahnten uns einen Weg zum Divisionsstab, nur um festzustellen das der Betrieb dort nicht minder ausgepraegt war. Der erste Generalstabsoffizier, Oberst Oestenmarsch, gab den anderen Offizieren, insbesondere dem Divisions-Nachrichtenfuehrer, permanent Anweisungen die dieser an die einzelnen Divisionsteile weiter zu leiteten hatten.
Dem ersten Ordonanzoffizier stand waerend dessen der Schweiß auf der Stirn, da er mit dem aktualisieren der Karten so seine Probleme hatte. Ich beobachtete das ganze eine Weile und so langsam beschlich mich das Gefuehl, das ich hier eigentlich nicht gebracht wurde und mich bequem in mein Quartier zurueck ziehen koennte. Natuerlich ging das ganze so einfach nicht, und so ließ ich mich dann kurz unterrichten was eigentlich vorgefallen seie das diesen ganzen Aufwand rechtfertige. Als Antwort erhielt ich knapp, das fuer die gesammte 1. Alpenjaeger-Division Gefechtsbereitschaft befohlen worden war und nun das Aufruecken in die Aufmarschraeume durchgefuehrt wurde. Ein kurzer Blick auf die taktische Karte verriet mir das auch die Nachschubseinheiten zu den Aufmarschraeumen aufschlossen. Ein eindeutiges Zeichen dafuer das offensichtlich die Wehrmacht Offensiv vorgehen wollte.

Meine Frage ob schon Krieg herrsche wurde verneint. Ich wies Oberst Oestenmarsch dann an den Aufmarsch weiter durchzufuehren, hielt mich anschließend etwas im Hintergrund und begann, in all dem Trubel um mich herum, einen Tagesbefehl fuer eine immer wahrscheinlicher werdende Eroeffnung der Feindseligkeiten zu schreiben. Tatsaechlich blieb mir kaum etwas anderes uebrig, da der erste Generalstabsoffizier bereits seit drei Stunden den Aufmarsch leitete. Bis ich mich in den jetzigen Kenntnisstand eingearbeitet haette wuerde zudem unnuetz Zeit vergehen und das Chaos bei etwaigen Befehlsaenderungen wollte ich dann lieber nicht verantworten. Von Korpskommandeur Hammerstein-Equord war derweil nichts Neues zu vernehmen.

Gegen Abend beruhigte sich die Lage dann im Hauptquartier etwas. Die uns unterstellten Soldaten waren nun bereit und mussten nun jede Stunde mit einem beginnenden Krieg rechnen. Als ich das Hauptquartier zu spaeter Stunde und nach einem laengerem Gespraech mit Oberst Oestenmarsch verließ um „Hund“ kurz nach draußen zu fuehren, viel mir eines im Lager auf. Die absolute Stille.
Wo vorher noch Soldaten ausgelassene Scherze machten, lachten und ein reger Zeitvertreib herrschte, war jetzt die sprichtwoertliche Ruhe eingekehrt. Die Angehoerigen der Division wussten was die Stunde geschlagen hatte und gingen jetzt in sich. Es handelte sich um eine Zeit der Besinnung und Nachdenklichkeit in der viele Soldaten mehr mit sich selbst sprachen als mit ihren Kameraden. Es war die Stimmung am Vorabend der Schlacht.

27. September, Deutschland, Raum Linz.

Ich habe mein Bett in den Befehlsstand verlegt um nicht den Auftakt zu verpassen. Oberst Oestenmarsch war am Vormittag zu einer Inspektion beim II. Bataillon aufgebrochen als gegen 9.30 Uhr ein Krad-Melder im Befehlsstand auftauchte und mir einen handschriftliches Schreiben samt einer versiegelte Befehlsmappe des Korpskommandeurs Hammerstein-Equord ueberreichte. In ihm wurde mir mitgeteilt das ich rueckwirkend zum 19. Juli 1938 zum Generalmajor befoerdert werde und das man aufgrund eines Uebermittlungsfehlers vergessen haette mich zur Begruessung des neuen Korpskommandeurs einzuladen. So weit so trivial.
Nachfolgend wurde ich dann aufgefordert die mir ueberreichte Befehlsmappe zu oeffnen und die dort enthaltenen Weisungen auszufuehren.

Als ich dann das Siegel der Befehlsmappe brach und hastig den Text ueberflog blieb mein Blick auf folgender, gesuchter, Zeile haengen.

„Fall Gruen, 1. y = Tag = 28. 9., Uhrzeit 4.00“

Alea iacta est.

Meine Befoerderung war durch einen angekuendigten Krieg grundlegend verhagelt. In den folgenden Stunden gingen wir daher noch einmal die Abfolge unserer Truppenbewegungen durch und ließen im Anschluss per Kradmelder die Befehle verteilen. Gegen 12 Uhr setzten sich dann die verbliebenden Nachschubseinheiten in Richtung der Aufmarschraeume in Bewegung. Im Hauptquartier erlahmte danach zusehends die Taetigkeit und so etwas wie die Stille im Gefecht trat nun ein. Der Kommandeur hat bei Gefechten immer das Problem, das weiterfuehrende Informationen ausbleiben und man sich in einer seltsamen Ungewissheit befindet die man gerne unterbrechen wuerde. Leider sind bei einem Kampfe immer die guten Informationen zuerst da, damit die schlechten und wirklich wichtigen Informationen, die meistens einen laengeren Umweg nehmen, einen hinterher um so mehr beuteln.

Gegen 16 Uhr setzten sich dann auch die Kampfverbaende zur Grenze hin in Bewegung und wir verloren auch noch den letzten Bezug zum eigentlichen Geschehen. Die Entscheidungen wurden jetzt von den unteren Raengen ausgetragen und waren von uns fuer das Erste nicht mehr zu beeinflussen...
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 29. Oktober 2012 19:52

Obwohl ich im Angesicht des Kommenden keinen Hunger verspuerte, hatte ich mich halb in der Nacht mit den anderen Mitglieder des Divisionsstabes zu einem spaeten Abendbrot getroffen. Die Stimmung war allgemein gedrueckt und so brachte erst ein Meldegaenger Leben in unsere Trauergesellschaft. Dieser stob naemlich im Sturmschritt herein und ueberbrachte uns einen gerade eingetroffenen Befehl des OKW:
„Eroeffnung der Feindseligkeiten verboten! Truppen anhalten und zurueck fuehren, Aufmarsch Gruen besteht.“

Ich war fassungslos. Jeder Soldat der einmal eine Division in Bewegung gesehen hat wird ermessen koennen, was das Umwerfen des Marschbefehles in letzter Stunde bedeutet. Alle Regimenter der Division die in voller Bewegung auf die Grenze hin waren, in einem teilweise unzugaenglichen Gebiet, mussten innerhalb weniger Stunden angehalten und noch vor Morgengrauen am besten wieder in ihre Aufmarschraeume zurueck beordert werden. Letzteres aus dem simplen Grund dem moeglichen Feind nicht unsere wahre Staerke zu verraten.
Erschwerend kam hierbei hinzu das die Regimentsstaebe ebenfalls auf dem Marsch waren und der Funkverkehr aus Tarnungsgruenden nicht freigegeben war.

Wir saßen jetzt auf gluehenden Kohlen und schnappten uns in der Folge saemtliche Kradmelder deren wir habhaft werden konnten. Allesamt erhielten sie von uns schriftlich abgefasste Sonderbefehle und sogleich jagten diese den Kampftruppen hinterher. Doch damit nicht genug, nun versuchten auch Mitglieder des Divisionsstabes zu den forderen Fuehrungsstaeben zu gelangen. Oberst Oestenmarsch z.B. war mit einem KdF-Wagen, den er dem 2. Ordonnanzoffizier der Quartiermeisterabteilung abgeschwatzt hatte, ausgerueckt und versuchte sich nun zum I. Bataillon durchzuschlagen. Das I. Bataillon stand am weitesten Oestlich von uns und war ueber die Straßen die in ihren Aufmarschraum fuehrten schon tagsueber nur schwer zu erreichen. Aus diesem Grunde hatte die Bataillonsfuehrung ihre Nachschubabteilung schon recht frueh in Bewegung gesetzt und wuerde des Naechtens folgerichtig nur schwer zu finden seien.
Mir kam von daher der Gedanke doch den Versuch zu wagen mit dem Divisionststab der 3. Infanterie-Division Kontakt aufzunehmen und sie darum zu bitten ihrerseits einen Kradmelder in Richtung des I. Bataillons zu schicken.

Die Kontaktaufnahme mit dem Divisiontsstab scheiterte zwar, dafuer bekamen wir aber eine fernmuendliche Verbindung mit dem am westlichsten stehenden Regimentsstab zustande. Der dortige Kommandeur war sehr gescheit und erkannte sofort die Notlage in der wir steckten und versicherte uns alles Menschenmoegliche zu unternehmen um uns auszuhelfen. Nach einer knappen halben Stunde erhielten wir vom dortigen Major einen Rueckruf in dem er uns mitteilte das er einen Sd.Kfz.232 in Richtung unseres I. Bataillons habe schicken koennen. Da dieses Fahrzeuge ueber recht gute Fahreigenschaften im Gelaende verfuegte bestand nun berechtigte Hoffnung den Marsch des I. Bataillons ueber die Grenze noch aufhalten zu koennen.

Bild

Wir waren nun mit unserem Latein so ziemlich am Ende und prueften ob es noch andere Kommunikationswege geben wuerde. Ein Vorschlag dessen Effektivitaet nicht von der Hand zu weisen war, ware der Einsatz optischer Signale. Der Nachteil des ganzen waere aber gewesen das die Tschechoslowaken dann ganz sicher ueber unseren „Fast-Einmarsch“ im klaren waehren. Da ich aber nicht als derjenige Geschichte eingehen wollte der das deutsche Reich in einen neuerlichen Krieg gestuerzt hat ließ ich Munition fuer die Leuchtpistole bereit legen.

28. September 1938, Deutschland, Raum Linz.

Im laufe der Nacht trudelten dann so nach und nach Rueckmeldungen der einzelnen Regimenter und Bataillone ein. Gegen 2 Uhr Morgens erreichte uns dann auch die letzte Rueckmeldung, naemlich die des I. Bataillon. Es war tatsaechlich durch ein Sd.Kfz.232 ueber die geaenderte Situation informiert worden. Somit war die unmittelbare Gefahr abgewendet und ich beschaeftigte mich hernach mit der Frage, was sich unser OKW bei dem naechtlichen Abbruchbefehl gedacht haben mochte. Einen Befehl zum einmarsch in fremdes Territorium erteilt man doch nicht einfach so aus dem Bauch heraus. Ein Entscheidung zum Kriege sollte doch die schwerste Entscheidung ueberhaupt sein die ein Staatsoberhaupt sich abringen muss.
Gewiss wird der Reichskanzler seine berechtigten Gruende fuer den Abbruch haben, nur empfinden wir Soldaten uns nun als Manoevriermasse auf dem politischen Schachbrett und das kommt unserer wirklichen Bedeutung nicht Nahe, zumal in erster Linie wir den Kopf fuer die Entscheidungen der Reichsregierung hinhalten. Auf jeden Fall war die ganze Tarnung und Taeuschung unseres Aufmarsches nun dahin und der Feind wusste gewiss auch ueber unsere naechtlichen Aktivitaeten bestens Bescheid. Vielleicht war dies ja aber auch Absicht um die Tschechoslowaken zu Verhandlungen zu zwingen.

Spaet am Nachmittag kehrte Oberst Oestenmarsch zu uns zurueck. Er hatte das I. Bataillon erst gegen 5. Uhr morgens erreicht, waere also zu spaet gekommen. Von daher muss ich meine Entscheidung eines der Regemineter unser Nachbardivision zu belaestigen, trotz des Risikos der Entdeckung, im nachhinein als Richtig bewerten.
Das sollte im uebrigen noch ein kleines Nachspiel haben. Der Major des Regiments, Kronstaal, der sich durch sein entschlossenes Handeln so verdient gemacht hatte, kam vor das Kriegsgericht weil er ohne Befehl gehandelt hatte. Tatsaechlich gab es im dortigen RTB keinen Eintrag ueber unsere fernmuendliche Anfrage da der Major Kronstaal beabsichtigte uns zu decken, damit unser naechtliches Problem nicht an die große Glocke gehaengt wurde.

Das haette insofern auch prima geklappt, waere nicht Kamerad Zufall zugegen gewesen. Gegen Sieben Uhr morgens trudelte naemlich in Major Kronstaals Regimentsstab der Divisionskommandeur Oberst Schleifer (der Name ist Programm) zusammen mit Generalmajor Guderian ein um die mot. Aufklaerungsabteilung zu inspizieren. Es wurden also flugs alle Sd.Kfz.232 bemannt und zur Inspektion aufgestellt. Alle bis auf einen.
Gluecklicherweise viel auch das nicht auf, da die Aufklaerungsabteilung an verschiedenen Standorten stationiert worden war und man so ein Sd.Kfz.232 als Verschiebemasse benutzte und so das Fehlen eines Sd.Kfz.232 verschleiern konnte. Als dann gegen 12 Uhr die Inspektion beendet und der Divisionskommandeur zusammen mit dem Generalmajor im Abdampfen begriffen war geschah es dann natuerlich.
Den beiden Offizieren und Major Kronstaal kam ein voellig verdreckter Sd.Kfz.232 mit breit grinsender Mannschaft entgegen. Das Grinsen war bald aus den Gesichtern der Verwunderung gewichen. Der Divisionskommandeur tobte wie ein Derwisch und drohte allen Beteiligten mit Kriegsgericht, was dann ja auch eintrat.

Als ich von dem Verfahren erfuhr ergriff ich selbstredend sofort fuer Major Kronstaal und seinen Maennern Partei und erklaerte den Umstand, das das RTB keinen Eintrag erhielt damit das auch wir in unserem Stab das DTB in dieser Nacht erst nachtraeglich geschrieben haetten. Von daher wuerde ich mich auch nicht fuer die Hundertprozentige Aktualitaet unseres DTB's verbuergen wollen. Major Kronstaal wurde dann mit einer schriftlichen Ermahnung, wegen der versuchten Vertuschung, und einer spaeteren Versetzung in ein Regiment der 1. Panzer-Division bedacht.
Kommandeur der 1. Panzer-Division zu diesem Zeitpunkt war ein gewisser Generalmajor Guderian. Zufaelle gibt’s... ?

29. September 1938, Deutschland, Muenchen.

Im Zuge der drohenden Kriegsgefahr in Zentraleuropa beginnt in Muenchen eine Konferenz der Regierungschefs von Frankreich, Italien, Groß Britannien und des deutschen Reiches zur Sudetenfrage. Die Latrinenparole besagt das der italienische Regierungschef Mussolini ein neues Verhandlungsangebot unterbreitet hat.

30. September 1938, Deutschland.

In der Nacht wurde von den Regierungschefs Frankreichs, Italiens, Groß Britanniens und des deutschen Reiches in Muenchen ein Abkommen ratifiziert das eine Teilrevision des Friedensdiktates von St. Germain darstellt. Mit dem als „Muenchener Abkommen“ bezeichneten Vertrag wurde die Sudetenkrise faktisch geloest. Voraus gesetzt die Tschechoslowaken akzeptieren die Bedingungen des Vertrages, denn diese wurden zu der Muenchener Konferenz nicht eingeladen.

Aber was soll ihnen anderes uebrig bleiben, welche Handlungsalternativen besitzen Sie noch?

Die Tschechoslowakei ist ein Vielvoelkerstaat, in dem die teilweise unterdrueckten Minderheiten, Ungarn, Polen und Deutsche, bei kriegerischen Konflikten illoyal zur jetzigen Regierung handeln koennten. Weiterhin ist durch das Muenchener Abkommen die militaerische Bedrohung des deutschen Reiches durch die Westmaechte neutralisiert. Dies bedeutet, die einzige militaerische Option der Tschechoslowaken, das Spiel auf Zeit und den Entsatz durch eine Offensive der Westmaechte, ist Wertlos geworden. Folglich kann man nur noch auf militaerische Unterstuetzung durch die Sowjetunion hoffen. Doch so wie es derzeit aussieht hat man sich dieser Moeglichkeit bisher wohl verschlossen und so keinen Plan B zur Hand.

Der Reichskanzler hat damit dieses Vabanquespiel eindeutig fuer sich entschieden. Die Bevoelkerung jubelt ihm nun offen zu und die „Bedenkentraeger bei den Generalen“ haben gegenueber dem Reichskanzler an Boden verloren. Die Scharte die das Spanienabenteuer an ihm hinterlassen hatte ist somit ausgewetzt.

1. Oktober 1938, Deutschland, Sudetengebiete

Einige Nachbardivisionen schließen in die sudetendeutsche Gebiete auf und werden durch die Bevoelkerung mit Jubel empfangen. Die Tschechoslowakischen Soldaten ziehen derweil ab und raeumen ihre Stellungen. Obwohl unsere Division keinen Marschbefehl erhalten hat, haben einige Mitglieder des Divisionsstabes und ich die Moeglichkeit genutzt und auf sudetendeutschem Gebiet eine der hastig verlassenen Befestigungsanlagen inspiziert. Dabei fanden wir dann auf ganz wunderhafte Weise ein Berthier Modell 1907/16 Karabiner mit aufgesetztem Zielfernrohr und vier-fach Vergroeßerung. Damit habe ich hoffentlich unsere Beschaffungsware durch meinen Adjutanten Uffz. Dengelmann endlich einen legalen Hintergrund gegeben. Gegen Abend sind wir dann wieder in unseren Befehlsstand zurueck gekehrt.

England, London.

Der englische Premierminister Chamberlain hat bei seiner Rueckkehr aus dem deutschen Reich den „Peace for our time“ verkuendet. Hitler haette ihm versichert das die Rueckgewinnung der sudetendeutschen Gebiete den gesamten Umfang seiner Expansionsbestrebungen darstelle. Das wuerde allerdings bedeuten das ich fuer den Besuch der Heimatstadt meiner Mutter weiterhin ein polnisches Visum brauche.

3. Oktober 1938, Deutschland, Raum Linz.

Die 1. Alpenjaeger-Division wird demobilisiert. Die einzelnen Regimenter kehren in ihren Kasernen zurueck, und der Aufmarschraum Linz ist nun Geschichte. Ich bin nicht unbedingt traurig darueber das wir keinen Krieg bekommen haben. Ich halte es da wie Friedrich Wilhelm I.: „Krieg macht die Armee kaputt“.
Dennoch nehme ich einige Anregungen von der Sudetenkrise mit.

Erstens, ist zu pruefen wie feindliche Scharfschuetzen, ohne eigene zur Verfuegung zu haben, effektiv bekaempft werden koennen. Hierzu denke ich ueber ein kleineres Manoever nach welches die Erstuermung von einer Feindstellung, welche unter anderem mit Scharfschuetzen verteidigt wird, zum Ziele hat durchfuehren zu lassen.
Zweitens, gedenke ich einigen Manoevern mit den Sd.Kfz.232 beizuwohnen. Die Schnelligkeit mit denen diese Fahrzeuge auch in bewaldetem und huegligen Gebiet unterwegs sind, waere fuer unsere Truppenkommunikation eine wirksame Ergaenzung. Insofern sie unseren Einsatzanforderungen genuegen.
Drittens, muessen wir die Kommunikationswege einer generellen Pruefung unterziehen. Das Chaos waehrend dem Abbruchbefehl soll sich kein zweites Mal wiederholen.

24. Oktober 1938, Deutschland, Heereswaffenamt in Kummersdorf.

Die Reichsfuehrung hat die Generale der Armeen und Korps des Heeres zu einer Besprechung in das Heereswaffenamt geladen. Ebenda wurden wir in den groeßten, verfuegbaren Saal, von zwei Wachsoldaten scherzhaft „Audimax“ genannt, gequetscht und durften im Anschluss eher einer Ansprache des Reichskanzlers lauschen. Zu einer Aussprache ließ es der Reichskanzler hier nicht kommen.
Dennoch schlug der Inhalt seiner Ansprache bei uns ein wie eine Bombe. Vom heutigen Tage an wuerde ein Ruestungsprogramm anlaufen das sich zum Ziele gesteckt habe das Heer innerhalb von zwei Jahren mehr als zu verdoppeln. Die verdatterten Gesichtsausdruecke der mich umgebenden Personen werde ich hierbei nicht so schnell vergessen. Auch ich war von dieser Neuigkeit mehr als verbluefft und machte mir hastig einige Notizen zu dem Gesagten.

Neuaufstellungen:

60 Infanteriedivisionen
zzgl. 1 Fallschirmjaeger-Division
zzgl. 4 Infanterie-Divisionen die speziell im Ueberwinden von Fluessen und seeseitigen Anlandungen ausgebildet werden sollen.
10 mot. Infanteriedivisionen
10 mobile Hauptquartiere
20 Abfangjaeger-Geschwadern
1 Transportflugzeug Geschwader
30 Artillerie Bataillons
20 Pak Bataillons
20 Pionier Bataillons
3 schweren Panzer Bataillons

Mir persoenlich mißfaellt hierbei das keine Erweiterung der Gebirgstruppen vorgenommen wird, aber General von Fritsch deutete, nach einem kurzen Vortrag meinerseits zur Lage der Gebirgstruppe, an, das diesbezueglich noch nicht das letzte Wort gesprochen sei. Weiterhin stellte man mir die Aufgabe einen Maßnahmenkatalog zur Verbesserung der Ausruestung der Truppe zu erstellen und diese an das Heereswaffenamt und in Kopie an das OKW zu uebergeben. Erfreulicherweise bekam ich am selben Tage noch die Zuteilung von 120 K98 Karabiner mit 4xfach Zieloptik fuer meine Soldaten genehmigt.
Trotzdem war ich bestrebt mir jetzt ja keine falschen Vorstellungen zu machen. Das Heer hat bisher auf die Ausbildung von Scharfschuetzen verzichtet und ich beginne daher mit den Erfahrungen des 1. Weltkrieges. Praktisch bin ich zwar schon etwas weiter, da ich mit meinen Taktikstudien der franzoesischen Doktrin viel ueber den Einsatz der Scharfschuetzen habe lernen koennen. Auch mehrere Uebungen mit der Berthier Modell 1907/16 Karabiner koennten mir ein paar neue Einsichten vermitteln. Dennoch stand mir in dieser Sache noch sehr viel Arbeit bevor.

Ich hoffe daher das wir bald die zugesagten Karabiner mit Zielfernrohr erhalten, damit die Ausbildung einiger ausgewaehlter Gebirgsjaeger an dieser Waffe beginnen kann.

30. Oktober 1938, Deutschland, Berlin.

Heute habe ich von Biewalksi in der Abwehr besucht und ihm unter anderem von meinen Plaenen zur Ausbildung von Scharfschuetzen erzaehlt. Er hat mir hierfuer militaerische Fachliteratur aus dem Ausland, speziell der Sowjetunion, zur Verfuegung gestellt. Desweiteren moechte er gerne einmal unsere Schießbahnen besuchen um sich selber an solchen Waffen zu versuchen. Einen Besuch haben wir zu Ende des Jahres eingeplant. Beim Verlassen der Abwehr war die Abteilung I mal wieder in Sektlaune. (frueher Jagdpanzer von GB)

11. November 1938, Tuerkei.

Staatstrauer in der Tuerkei. Das Staatsoberhaupt Kemal Atatuerk ist heute gestorben.

30. Dezember 1938, Deutschland, Salzburg, Franz-Josef-Kaserne.

Von Biewalski ist heute mit seiner Familie eingetroffen. Ich habe ihn am Bahnhof abgeholt und in einer freien Wohnung in der Kommandantur einquartiert. Seine reizende Frau und seine beiden wohlerzogenen Knaben haben sich am Nachmittag meinen Dackel gegriffen und schauen sich jetzt Salzburg zusammen mit einem ortskundigen Fuehrer an. Von Biewalski und ich haben derweil eine unser umgebauten Schießbahnen besucht und einige Selbstversuche unter Anleitung der Scharfschuetzen unternommen. Nachdem wir unsere Ergebnisse ausgewertet hatten werden meine Soldaten die Leistungsfaehigkeit des deutschen Offizierskorps wohl noch einmal grundlegend ueberdenken. Spaß hatten wir trotzdem und auf der Karabinerschießbahn waren unsere Ergebnisse auch wesentlich besser.

Als verspaetetes Weihnachtsgeschenk hat mir von Biewalski noch einen Teil der militaerischen Fuehrungsdoktrin der franzoesischen Armee zur Vergfuegung gestellt. In ihr sind auch mehrere Taktikaufgaben fuer Scharfschuetzen beschrieben was unserer Ausbildung sicherlich zu gute kommen wird. (Gr. Schlachtplan Doktrin)
Dazu gab es dann noch ein paar Informationen zu unserer Militaermission in China sowie zur allgemeinen Lage des deutschen Reiches.

Lage in China:

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Staerke der deutschen und der argentinischen Wehrmacht:

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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 1. November 2012 19:40

1939

1. Januar 1939, Deutschland, Salzburg, Franz-Josef-Kaserne.

Beim betreten der Kommandantur heute morgen wurde ich von den Mitgliedern des Divisionsstabes im Foyer erwartet. Auf die Frage hin was dies zu bedeuten habe, erklaerte mir der I a der Division, Oberst Oestenmarsch, das es Tradition sei das der Divisionskommandeur das erste Blatt des Divisionskalenders abreiße und den Kalenderspruch auf der Rueckseite vorlesen muss. Tatsaechlich hing im Foyer, ein von mir bis dahin wenig beachteter, Zierkalender auf welchem vorne in großen schwarzen Lettern der aktuelle Tag und der Monat angegeben war.
Ich ging also zu eben jenem Zierkalender herueber und betrachtete hierbei das Kalenderblatt welches sich mir anbot. Auf ihm war diesmal in Rot das Datum des Neujahrstages, samt Wochentag und Jahreszahl angegeben. Ohne viel Pathos entfernte ich das Kalenderblatt und ueberflog die Rueckseite in Erwartung einer Hausfrauenweisheit wie: „Heute ist nicht dein Tag.“. Damit gab sich der Hersteller des Kalenders aber wohl nicht zufrieden.
Nachdem ich mich wieder zur gesamten Mannschaft umgewandt hatte, trug ich den ersten Kalenderspruch des Jahres mit fester Stimme vor:

„Eines Tages wird jemand die Welt aus den Angeln heben und nur dadurch das er denkt.“

Mir persoenlich war dieser Spruch herzlich egal. Wer mochte konnte sich gerne eine Welt zusammen traeumen in der von irgendwo jemand kommt der Kraft seines gesunden Menschenverstandes den Lauf der Dinge in bessere Bahnen lenkt, sozusagen die Welt aus den Angeln hebt. Ich persoenlich bin eher der Meinung das dieser denkende Jemand sich nicht mit solch einer undankbaren Aufgabe belaedt. Denn was außer dem Undank ist der Welten Lohn?

Offensichtlich sah ein aelterer Oberleutnant dies wohl aber grundlegend anders. Er begann naemlich vor meinen Augen am ganzen Koerper zu zittern und musste durch zwei herbei geeilte Wachsoldaten gestuetzt werden. Unter großer Anteilnahme der anderen Offiziere oeffnete man dem Manne den Kragen, da er nach Luft schnappte wie ein Ertrinkender. Aber erst dem Divisionsarzt gelang es den Manne wieder zu beruhigen. Sei es mit Worten, sei es durch seine medizinischen Tricks und Kniffe. Persoenlich war ich von der Reaktion des Mannes auf diese paar Worte sehr ueberrascht und so verkniff ich mir ein paar tiefer gehende Bemerkungen.
Statt dessen ordnete ich an das der Oberleutnant sofort in den San-Bereich gebracht und dort medizinisch untersucht wird um einer moeglichen schweren Erkrankung vorzubeugen.

Am fruehen Nachmittag besuchte ich den Oberleutnant dann im San-Bereich. Eine erste aerztliche Diagnose deutete auf einen Schwaecheanfall hin, aber wodurch dies so ploetzlich ausgeloest wurde vermochte mir der Arzt nicht zu sagen. Wesentlich auskunftsfreudiger war hingegen der Oberleutnant selber. Doch zuvor versuchte er sich fuer den Vorfall zu entschuldigen. Obwohl mir schleierhaft ist wie der gute Mann das Handeln seines Koerpers haette beeinflussen koennen, nahm ich seine Entschuldigung, die ihm offenbar eine Herzensangelegenheit war, an. Auf meine Frage hin warum er nach dem verlesen des Kalenderspruches so reagiert habe sagte er mir dann, das er diesen Kalenderspruch schon einmal aus dem Munde eines Divisionskommandeurs, hier in der Kommandantur, gehoert habe. Am 1. Januar 1914 als Wachsoldat.

Ich vermochte mir nun vorzustellen woran der Oberleutnant in dem Moment, als ich den Kalenderspruch verlas, gedacht haben mochte.

7. Januar 1939, Deutschland.

Heute ist in saemtlichen Tageszeitungen auf der ersten Seite zu lesen das Hjalmar Schacht vom Reichskanzler im Amt des Reichswirtschaftsministers belobigt wurde. Dem folgte eine nicht enden wollende Aufzaehlung seiner Leistungen fuer das deutsche Reich, den Wiederaufbau der deutschen Wirtschaftsmacht, die Stabilisierung der deutschen Waehrung und was er noch so alles forciert habe.
Es klang fuer den geneigten Leser mehr als uninteressant, aber war es das wirklich? Mitnichten!
Denn viele Leistungen die man Herrn Schacht gerade oeffentlich hoch anrechnete hatte sich zuvor der Reichsmarschall Hermann Goering als Bevollmächtigter für den Vierjahresplan an die Brust geheftet. Somit war dieser Artikel ein direkter Seitenhieb auf den Adlatus des Reichskanzlers und zeigte offen die verschiedenen Kraefte die in der Reichsregierung gegeneinander wirkten. Von der viel beschworenen Einigkeit war auch dort nichts vorbildhaftes zu sehen. Das diese Kritik ueberhaupt veroeffentlich wurde, zeugt aber davon das auch der Reichskanzler selbst mit seinem Reichsmarschall unzufrieden ist.

14. Januar 1939, Deutschland.

Die Reichsregierung haelt Wort. Heute wurde tatsaechlich die Aufstellung der ersten neuen Infanteriedivisionen abgeschlossen. Es handelt sich hierbei um die 50.-, 52.-, 56.-, 57.- , 58.-, 59.- Infanterie Division. Da ein Teil der verlorenen Gebiete nach dem 1. Weltkrieg inzwischen wieder „heim ins Reich“ geholt wurde, stellt sich mir aber die Frage warum jetzt aufgeruestet wird. Wenn der Reichskanzler tatsaechlich keine Expansionsbestrebungen mehr habe brauch er folgerichtig auch keine neuen Divisionen.

15. Maerz 1939, Deutschland, Reichsprotektorat „Boehmen und Maehren“.

Heute sind deutsche Truppen in die „Resttschechei“ eingerueckt und haben die tschechische Regierung abgesetzt. Offizieller Grund hierfuer seien innere Unruhen innerhalb der Tschechoslowakei. Um dem entgegen zu wirken hat der Reichskanzler das Reichsprotektorat „Boehmen und Maehren“ gegruendet, in welchem Teile der Gebiete der Resttschechei zusammen gefasst sind. Der slowakische Teil der Tschechoslowakei, welcher versuchte die Unabhaengigkeit zu proklamieren und damit die inneren Unruhen verursachte, wurde Ungarn zugeschlagen. Im Gegenzug hat Ungarn mit dem deutschen Reich einen Buendnissvertrag geschlossen. Von den Westmaechten ist nur wenig bis gar kein Protest zu hoehren.

Weiterhin habe ich nach ausgiebigen Test beschlossen keine Sd.Kfz.232 in unserer Truppe zu verwenden. In schwierigem Gelaende erwies sich das Fahrzeug als unfaehig seiner zugedachten Rolle gerecht zu werden. Auch haette die Einrichtung notwendiger Wartungsabteilungen, Ersatzteillagerung, Treibstoffversorgung und -transport einen immensen logistischen Aufwand nach sich gezogen. Um dennoch die Schlagkraft der Truppe zu erhoehen fuehren wir derzeit einige Erprobungen mit modernen Artilleriegeschuetzen durch. Hierbei sind auch einige Spezialisten des Heereswaffenamtes zugegen. Erklaertes Ziel dieser Erprobungen ist es die Geschuetze Gebirgstauglich zu machen.
Sollte uns dies in einem zufriedenstellenden Maße gelingen, werde ich wohl eine Modernisierung unseres Artilleriebestandes beantragen. Das was wir derzeit naemlich noch mit uns herum tragen sieht naemlich nicht nur nach Franz-Josef aus...

16. Maerz 1939, Deutschland, Berlin – Salzburg.

Ein Schreiben vom OKH ist eingetroffen in welchem uns mitgeteilt wurde binnen eines Monats die Ausbildungskapazitaeten unserer Standorte zu verdoppeln. Nach Bekanntgabe des Befehls sah ich in eine Reihe von Gesichtern hinter denen sich die selben Gedanken verbargen wie bei mir. Wie sollen wir das anstellen? Die zur Verfuegung stehenden Ausbildungsmoeglichkeiten entsprechen den Beduerfnissen dieser Division und sind nicht dazu geeignet eine neue Gebirgstruppe aus dem Boden zu stampfen. Es sei denn wie wechseln in unseren Ausbildungsverfahren von der Friedens- in die Kriegszeit.
Die dafuer benoetigten Ausruestungs- und Versorgungsgueter haben wir beantragt und noch am selben Tag bewilligt bekommen. Offensichtlich hat man die Umstellung erwartet.

20. Maerz 1939, Deutschland , Salzburg.

Die Modernisierung der 1. Alpenjaegerdivision ist abgeschlossen. Die gesamte Division ist jetzt mit modernen Kampfmitteln und Uniformen ausgeruestet.

24. Maerz 1939, Deutschland, Memel.

Litauen hat das nach dem ersten Weltkrieg annektierte Memelgebiet an das deutsche Reich zurueck gegeben. Die Westmaechte halten weiter still.
Was wird das? Der Umfang der Expansionsbestrebungen des Reichskanzlers erweitert sich Tag fuer Tag und die Westmaechte, die einstigen Garanten der Staaten die uns umgeben, halten still. Mich beschleicht langsam das Gefuehl das es bei dem Muenchener Abkommen noch einen Zusatzvertrag gegeben haben muss.

Im Offizierskorps rumort es derzeit ebenfalls. Aufgrund der Erfolge des Reichskanzlers beginnt ein Teil der Offiziere den Reichskanzler vorbehaltlos zu unterstuetzen. Teilweise oeffnen sie die Kasernen sogar der Propaganda der NSDAP.
Ich selber weiß nicht so richtig was ich davon halten soll. Zum einen bin ich natuerlich sehr gluecklich darueber das die deutschen Gebiete wieder in das Reich zurueck kehren und auch die Kompromisslosigkeit mit der das umgesetzt wird imponiert mir. Nur komme ich mir langsam wie der Zauberlehrling vor, der die Geister die er rief nicht wieder los wird. Ich kann nur hoffen das der Reichskanzler weiss was er tut.
Politische Agitation in unseren Kaserne bleibt allerdings weiterhin untersagt. Die Wehrmacht ist unpolitisch!

26. Maerz 1939, Italien – Albanien.

Italien hat Albanien den Krieg erklaert. Dies erstaunt, wo doch die Italiener lange Zeit den Albanern finanziell unter die Arme griffen um ein funktionierendes Gemeinwesen aufzubauen. Da es ein erklaertes Ziel der faschistischen Fuehrung Italiens ist in „ihrem“ Balkan an Einfluss zu gewinnen, muss man annehmen das dies wohl auf dem friedlichen Wege nicht so richtig gelungen ist.
Bei der Betrachtung der Kraefteverhaeltnisses duerfte dieser Krieg wohl recht schnell zu Ende gehen.

30. Maerz 1939, Polen - Groß Britannien.

Beide Staaten haben heute medienwirksam verkuendet das Groß Britannien die Unverletzlichkeit der polnischen Grenzen garantiert. Das ist nun eine eindeutige Reaktion der Westmaechte auf den bisherigen Expansionskurs der Reichsregierung. Folglich duerfte wohl die Bitte der Reichsregierung an Polen, einen Korridor durch den Korridor bauen zu koennen, nur noch mit militaerischer Gewalt durchsetzbar sein.

Aber ob dieses Abkommen mehr Wert ist als das Beistandsabkommen der Westmaechte mit der Tschechoslowakei? Die Westmaechte sind schon einmal vor einer militaerischen Drohkulisse eingeknickt.

8. April 1939, Italien.

Italien annektierte Albanien und hat selbiges zu ihrem Protektorat erklaert. Schwache Proteste des Westens.
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 19. November 2012 20:36

1. Juni 1939, Deutschland - Polen.

Die Spannungen zwischen Deutschland und Polen schwellen immer weiter an. Die Reichsregierung fordert von den Polen die Erlaubnis durch den polnischen Korridor die Reichsstraße 1 und eine Schienenverbindung bauen zu duerfen. Nebenher schwebt immer noch die Forderung gegenueber dem Voelkerbund im Raum, die Stadt Danzig wieder dem deutschen Reich anzugliedern. Ziel des ganzen ist es eine Landverbindung mit Ostpreußen herzustellen.
Um Polen die Sache schmackhaft zu machen soll der Danziger Hafen einen Freihafen werden. Dieser wuerde es Polen erlauben seine Waren zollfrei umschlagen zu lassen, womit Polen, neben dem Hafen von Gdingen, ein zweiter Tiefwasserhafen zur Verfuegung stuende. Flankiert wurden diese Vorschlaege noch mit weiteren Angeboten, wie z.B. umfassenden Grenzgarantien und einer Verlaengerung des Nichtangriffspaktes usw.
Nichtsdestotrotz lehnt die polnische Fuehrung diese Vorhaben entschieden ab. Denn durch die Annahme koennte Polen nichts gewinnen. Die vom Voelkerbund verwaltete Stadt Danzig war bereits ein Freihafen und Teile der Stadt zudem schon unter polnischer Kontrolle. Auch Grenzgarantien und eine Verlaengerung des Nichtsangriffspaktes waren nicht notwendig. Großbritannien hatte Polens Souveraenitaet gerade garantiert und gemaeß seinem eigenen Selbstverstaendnis war Polen seinen Nachbarn ohnehin militaerisch ueberlegen. Kurz gesagt, allein das unterbreiten eines solchen Angebotes wurde durch die polnische Fuehrung als Affront gegen seine Großmachtstatus betrachtet und dementsprechend negativ war die Reaktion darauf.

Die Reichsregierung schien mit einer solchen Reaktion nicht gerechnet zu haben, hatte Sie doch die Polen seit 1933 bevorzugt behandelt. Zu nennen waeren da der deutsch-polnische Nichtangriffspakt, die Beendigung der deutsch-sowjetischen Zusammenarbeit um den Polen die Angst vor einer Umfassung ihres Landes zu nehmen, enger wirtschaftlicher Zusammenarbeit und gipfelte, unter Tolerierung durch das deutsche Reich, in der polnischen Besetzung von tschechoslowakischem Gebiet am 2.-3. Oktober 1938. Die Reichsregierung hoffte wohl mit der bevorzugten Behandlung der Polen deren guten Willen fuer die Loesung strittiger Grenzfragen gewinnen zu koennen. Allerdings unterschaetzte man dabei wohl das Selbstverstaendnis der polnischen Regierung.
Die polnische Regierung war gern bereit alles Anzunehmen was ihr zum Vorteil gereichte, aber keineswegs war man bereit wieder etwas davon heraus zu geben. Eine Gegenleistung fuer all die „Wohltaten“ hatte man dort nie auf der Agenda gehabt. Die Zugewinne standen Polen zu.

In dem Moment als die Reichsregierung nun anfing wegen deutscher Interessen Druck auf Polen auszuueben, um eine Loesung der strittigen Fragen zu erreichen, wandte sich die polnische Regierung wieder vom dem deutschen Reich ab und entdeckte seine alten Verbuendeten Frankreich und Großbritannien wieder neu. Die Westmaechte wiederum, welche sich zu lange dem deutschen Reich gegenueber passiv verhalten haben, blieb nun keine andere Wahl mehr als den polnischen Opportunismus zu unterstuetzen um die gewollte Einkreisung des deutschen Reiches aufrecht zu erhalten. Mit den neuen Garantien der Westmaechte im Ruecken fuehlte sich die polnische Regierung in ihrem Opportunismus unterstuetzt und war nicht bereit nennenswerte Verhandlungen einzugehen.

Um die Garantien der Westmaechte zu entwerten versuchte die Reichsregierung nun, wie schon in der Sudetenkrise, mit der militaerischen Drohkulisse Verhandlungsbereitschaft zu erzwingen. Das hatte ja schließlich schon einmal funktioniert...

Deutschland, Salzburg, Franz-Josef-Kaserne.

Fuer einen moeglichen Krieg gegen Polen hatte schon die Fuehrung der Reichswehr eine Planung ausgearbeitet (Deckname „Fall Weiß“). Das OKW wollte nun nach dieser Planung die Vorbereitungen zum Aufmarsch deutscher Verbaende ausfuehren. Allerdings mischte sich abermals die Reichsfuehrung ein und versuchte Aenderungen in der Aufmarschplanung zu erzwingen. Damit stieß die Reichsfuehrung allerdings auf echten Widerstand. Denn das OKW war nicht bereit sich zu einem reinen Befehlsempfaenger degradieren zu lassen und forderte das sein Aufmarschplan Eins zu Eins umgesetzt werde. Doch die Reichsregierung war ebenso wenig bereit auf seine, in der Sudetenkrise, neu gewonnene Weisungshoheit zu verzichten. Damit dieser Streit auch niemandem verborgen bliebe schickten dann Reichsregierung wie auch OKW Aufmarschanweisungen an die Truppen heraus.
Das Ziel dahinter war eindeutig. Die Divisionskommandos sollten sich jetzt aussuchen wessen Befehle sie nun befolgen. Die Reichsregierung hoffte wohl auf eine Spaltung des Offizierskorps in jene die dem Reichskanzler die Treue halten und jene die sich gegenueber dem OKW weiterhin loyal verhalten. Da eine Spaltung des Offizierskorps aber um jeden Preis zu vermeiden war bliebe dem OKW nichts anderes uebrig als einzuknicken.

Dieser Streit war dann auch die Ursache dafuer, das ich gegen 9 Uhr zwei verschiedene Aufmarschanweisungen auf dem Tisch liegen hatte und bei meinem verzweifelten Versuch in hoeher liegenden Kommandoebenen jemanden Befehlsgewaltigen zu erreichen im deutschen Fernsprechsalat haengen blieb. Als letzten Trumpf zog ich meine Verbindungen in die Abwehr hervor und rief direkt bei (nun wieder) Oberst von Biewalksi an, der mir die o.g. Hintergrundinformationen anvertraute und es dann tatsaechlich schaffte mich direkt zu Generaloberst Freiherr von Fritsch durch zu stellen.
Ich erklaerte diese nun meine missliche Lage und fragte was ich nun tun sollte. Von Fritsch erwiderte mit gefasster Stimme: „Dies ist eine Gewissensentscheidung. Sie moegen einen Eid auf den Reichskanzler geschworen haben, aber Sie wissen auch das Sie in erster Linie dem OKW Rechenschaft schuldig sind. Diese Entscheidung kann ich nicht fuer Sie treffen. Sie muessen sie treffen.“.

Wem gilt meine Loyalitaet? Dem Reichskanzler, der mit großer Tatkraft Probleme anpackte die jahrelang als unloesbar galten? Dem Reichskanzler der es in sechs Jahren geschafft hatte das deutsche Reich wieder zu einem Akteur in Europa zu machen und die verlorenen Reichsgebiete reihenweise heim ins Reich holte? Jenem Geist den auch ich gerufen hatte und vor dem ich mich zunehmend zu fuerchten begann?
Oder dem OKW, dem ich mein Kommando zu verdanken habe. Dem ich meinen militaerischen Aufstieg zu verdanken habe und das mich auch vor politischen Angriffen aus der Reichsfuehrung gedeckt hatte? Diese Karte haette von Fritsch mir gegenueber ausspielen koennen aber der alte Preuße tat dies nicht. Er verlangte die Gegenleistung nicht, er ueberließ mir die Entscheidung.

Also tat ich das selbe, ergriff die beiden Aufmarschplaene und begann sie miteinander zu vergleichen.
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 26. November 2012 21:47

Aufmarschplan fuer die 1. Alpenjaegerdivision vom OKW

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Nach Planung des OKW soll die 1. Alpenjaegerdivision im Großraum Oppeln ihren Bereitschaftsraum beziehen. Da diese Region leicht bewaldet und nur mit wenigen topographischen Hoehenunterschieden gesegnet ist, kann ein defensiver Auftrag fuer uns ausgeschlossen werden.
In naeherer Umgebung sind die einzig nennenswerten Gebirgsauslaeufer die aeußeren Westkarpaten, bei Krakau beginnend und die sich daran anschließenden aeußeren Ostkarpaten welche sich bis nach Prezemysl erstrecken. Ein direkter Angriff in Richtung Krakau ist, aufgrund der Ausruestung unserer Nachbardivisionen, unwahrscheinlich. Sinnvoller waere in diesem Zusammenhang ein Hauptstoß nach Tschenstochau. Dieser Hauptstoßrichtung folgend, koennten wir ueber Kielce in die Ostkarpaten einzudringen um Krakau vom Rest Polens abzutrennen.


Aufmarschplan fuer die 1. Alpenjaegerdivision von der Reichsfuehrung

Bild

Nach Planung der Reichsfuehrung soll die 1. Alpenjaegerdivision in Ungarn, in der Naehe der Stadt Presov Stellung beziehen. Da wir uns hierdurch mitten in den Ostkarparten befinden ist unser Auftrag rein defensiver Natur. Fuer offensive Einsaetze fehlt uns in Ungarn die Logistik und Erfahrung. Entsprechend den beigefuegten Unterlagen des ungarischen Heeres und der recht starken ungarischen Truppenkonzentration an der Grenze zu Polen, ist unseren Anwesenheit, meiner Ansicht nach, nicht notwendig.
Tatsaechlich sollen wir den Ungarn eher moralischen Rueckhalt geben. Ungarn befindet sich erst seit einem halben Jahr in einem Militaerbuendniss mit Deutschland und schlittert schon auf einen Krieg zu. Um die deutsche Buendnisstreue zu beweisen sollen wir also als Spezialisten in Ungarn Stellung beziehen und so Flagge zeigen. Die Ungarn selber sollen nach Vorstellung der Reichsfuehrung allerdings aus den Kaempfen heraus gehalten werden, also einen rein defensiven Auftrag ausfuehren.
Abgesehen von der politischen Bedeutung, ist dieser Auftrag reine Materialverschwendung. Dazu kommt noch die Gefahr die sich aus einer moeglichen polnischen Offensive auf Kosice ergibt. Schon bei geringen, kriegsbedingten Stoerungen unserer Nachschubslinien wuerden wir in Presov gelaehmt und schlimmstenfalls sogar Gefahr laufen ebenda eingeschlossen zu werden.

Soweit die Lage der 1. Alpenjaegerdivision in beiden Aufmaerschen. Frage, was nun?

Nach langem, ergebnislosem Hin und Her entschied ich mich fuer eine Spaziergang um den Kopf wieder frei zu bekommen. Ich nahm Hund auf diesen mit und begann ueber die verschiedenen Pfade des Kasernengelaendes zu wandern. Hernach folgte ich dann der Parade entlang in Richtung Exerzierplatz und beendete meinen Weg bei den Sportanlagen. Dort flirrte die Lueft ueber den Tartanbahnen durch die Hitze der Nachmittagssonne. Hund mochte von hier aus nicht mehr weiter, stellte das beschnueffeln aller moeglichen Objekte ein und legte sich anschließend in meinen Schatten um sich etwas abzukuehlen. Ich folgte diesem Beispiel und ließ mich auf dem Rasen nieder, wobei ich dem geschaeftigem Treiben meiner Mannschaften auf dem Platze folgte. So ging es dann eine ganze Weile, bis mich eine bekannte Stimme aus den zusammenhangslosen Gedanken riss: „Generalmajor?“.

Ich wandte mich erschrocken um und blickte dann in das Gesicht von meinem Adjutanten. Er sah mich beinahe teilnahmslos an und machte keinerlei Anstalten mit dem heraus zu ruecken was er wollte. Also hakte ich mit einem langgestrecktem: „Herr Unteroffizier?“ nach.
Sofort streckte er mir eine Nachricht entgegen und erklaerte mir das dieser Schrieb von der Reichsregierung reingekommen und an mich adressiert sei. Ich ueberflog ihn kurz und konnte der, im knappen Telegrammstil geschrieben, Nachricht meine derzeitige rechtliche Situation entnehmen. Weiterhin forderte man mich noch einmal nachdruecklich dazu auf den Weisungen der Reichsregierung Folge zu leisten. Begruendung: Isso.
Ich steckte den Zettel in meine Brusttasche und wandte mich von Dengelmann weg, wieder dem Treiben auf dem Sportplatz zu. Fast beilaeufig begann ich dann allerdings ein Gespraech mit ihm: „Gelesen?“. „Ich kam nicht umhin.“ sagte er leise und lies seinem Tonfall nicht entnehmen ob er die Sache bereue. Also fuhr ich mit meinen Gedanken fort: „Ich stehe vor einer Gewissensfrage. Folge ich den Weisungen des OKW oder denen der Reichsregierung? Auf den Reichskanzler bin ich vereidigt, aber meinen mir uebergeordneten Dienststellen bin ich genauso zur Loyalitaet verpflichtet.“.
„Ich wuerde dem OKW folgen.“ erwiderte Dengelmann dann wie aus der Pistole geschossen. Das er nicht eine Sekunde zoegerte lies mich Erstaunen, also stellte ich sofort die Kardinalfrage: „Warum?“.

Uffz. Dengelmann schwieg daraufhin einen Moment ehe er, nun wieder etwas leiser, seinen Standpunkt erlaeuterte: „Die Reichsregierung besteht nur aus Politikern. Fuer die sind wir nur Figuren auf ihrem Schachbrett der Macht. Die verstehen nicht genug vom Kriege und seinen Gesetzen. Vergessen, das wenn sie einen beginnen, ihn auch zu Ende bringen muessen. Noch weniger verstehen sie allerdings von Menschlichkeit. Die geht bei ihnen voellig unter.“.
Das erste konnte man wohl an so ziemlich jedem Stammtisch in Deutschland hoehren. Dort saßen ja Millionen von Vollblutpolitikern, die, spaetestens nach dem dritten Bier, ganz genau wissen was und wie es zu tun ist. Das er sich allerdings auf Menschlichkeit bezog und es Politikern absprach eine solche zu besitzen, das machte seine Aussage dann aber doch noch interessant. „Wie kommen sie zu dieser Erkenntnis?“.
Freiwilliger im spanischen Buergerkrieg. Ich war dabei. Ich war in La Coruna als alles zu Ende ging. Die Republikaner bedraengten die Stadt von allen Seiten und es gab keine Hoffnung auf eine Besserung der Lage. Der Drops war gelutscht wie man so schoen sagt. Alles worum es uns noch gehen konnte, alles was militaerisch noch Sinnvoll war, musste die Evakuierung sein. Evakuierung ueber den Hafen. Der Hafen. Tag und Nacht kamen dort deutsche Handelsschiffe an und verluden Material. Doch die Mitglieder der Legion Condor wurden nicht evakuiert. Wir mussten einen aussichtslosen Kampf um die Stadt fechten und insbesondere den Hafen um jeden Preis verteidigen. Die Handelsschiffe zu betreten war verboten, die Wachmannschaften hatten Befehl jeden der die Schiffe widerrechtlich betreten wollte den Zutritt zu verweigern. Notfalls sogar mit Waffengewalt.“. Er schwieg daraufhin einen Moment und ich nutzte die Pause sogleich aus.
„Wie sind sie dann entkommen?“.
„Soldatische Tugenden, menschliches Handeln. Ich wurde kurz nachdem ich einen Panzer abgeschossen hatte schwer verletzt. Die Munition im Panzer hat sich wohl selbststaendig gemacht, jedenfalls wurde ich durch zwei Kameraden gerettet und in eines der Notlazarette auf den Kais verbracht. Dort gab es dann eine Notversorgung und im Anschluss lag ich zusammen mit Dutzenden anderen Schwerverwundeten in der spanischen Sommerhitze herum. Ich konnte auf die gegenueberliegende Seite des Hafens blicken wo ebenfalls ein Lazarett war, das aber langsam in die Hauptkampflinie rueckte und dann mit Panzern niedergewalzt wurde, ungeachtet der Menschen die da noch waren. Aber ich war beileibe nicht der Einzigste der diesem Abschlachten zusehen konnte. Manche der mich umgebenden Verwundeten fingen an nach den Sanitaetern zu schreien, sie wollten erschossen werden, wollten nicht so enden. Dabei haette man uns, genauso wie die armen Teufel auf der anderen Seite, nur auf die Schiffe bringen muessen. Die Schiffe waren offiziell Neutral, doch die Schiffe haben statt Verwundeten lieber Schuettgut gebunkert. Ein paar Matrosen haben mir davon spaeter erzaehlt. Blei, Wolfram, Chrom, Nickel, Kobalt und weiss der Teufel was fuer ein Zeug noch. Im Gegenzug luden Sie Waffen und Munition ab. Die Reichsregierung hat Waffen und Munition geliefert und im Gegenzug so viel wie moeglich an Rohstoffen heraus geschafft. Wir Soldaten waren nur dazu da diesen Transfer moeglichst lange aufrecht zu erhalten. An unsere Rettung hatte niemand gedacht.“.
Er schwieg kurz und bei mir fanden derweil ein paar Lose Faeden zueinander. Spanienhilfe! Das Nachschubsproblem! Die verschwundenen Rohstoffe und das Geld das ebenfalls fehlte. Das ergab jetzt alles Sinn, wenn man wusste gegen was man es getauscht hat.
„Die Kaempfe nahmen schließlich auch in der Naehe unseres Lazarettes an Intensitaet zu. Der Oberstabsarzt Wegener ergriff dann die Initiative und ließ ein Handelsschiff stuermen das neben uns am Kai lag. Die Verwundeten wurden Augenblicklich in das Schiff verbracht und die Soldaten warfen alles unnuetze ueber Bord. Gegen Abend legten wir mit ueber 500 Verletzten ab und verließen La Coruna. Von den Kameraden meiner Kompanie habe ich nie wieder etwas gehoert.
Den Oberstabsarzt Wegener haben sie spaeter wegen Befehlsverweigerung, sich totschießen lassen, vor das Kriegsgericht gestellt. Er wurde aber frei gesprochen. Also wenn man mich vor die Wahl stellt, meinen Kameraden zu vertrauen oder der politischen Fuehrung, so wuerde ich immer meine Kameraden bevorzugen.“
.

Das war ein rationeller Grund der auf Lebenserfahrung beruhte. Warum sollte man also seinem Urteil nicht vertrauen? War es nicht die Reichsregierung gewesen die mich in der trueben Bruehe der Spanienhilfe fischen ließ, die Wehrmacht ausquetschte wie eine Zitrone und einen Haufen Leute fuer ihre berechtigte Neugier das Leben versaute?
Was man einmal macht, macht man zweimal, was man zweimal macht, macht man auch dreimal. Also wehret den Anfaengen!
Der Rest war Formsache. Noch am selben Tag schickte ich an das OKW, eine Bestaetigung der Aufmarschanweisung und ließ den Divisionsstab ueber die neuen Aufgaben der Division in Kenntnis setzen. Es gab viel zu tun.

4. Juni 1939, Deutschland, Berlin.

Reichsregierung und OKW gehen auf das Ganze. Beide Seiten pochen auf ihre Weisungsbefugniss. Neben meinen Aufmarschvorbereitungen telefoniere ich viel herum und versuche auch andere Offiziere zu ueberzeugen dem OKW zu folgen. Tatsaechlich war dies kaum Notwendig, da die meisten Wehrmachtsoffiziere sich ohnehin schon zum OKW bekannt hatten.

6. Juni 1939, Deutschland, Berlin.

Die Reichsregierung hat die Machtprobe verloren. Heute wurde von ihr die Aufmarschanweisung des OKW bestaetigt wegen besserer taktischer Ausgangslage. Das hat Generaloberst von Fritsch ja sehr gut hingekriegt. Ob die Reichsregierung uns diesen Sieg aber jemals verzeihen wird?

9. Juni 1939, Deutschland, Salzburg, Franz-Josef-Kaserne.

Heute wurde das neue Feldlazarett durch den Divisionsstab besichtigt. Es gibt einige Detailverbesserungen und viele neue medizinische Geraete die verwundeten Soldaten das Ueberleben sichern sollen. Die Technik dahinter ist schon beeindruckend. Die Sanitaeter und Aerzte sind auch sehr Stolz auf die neue Ausruestung.

13. Juni 1939, Deutschland, Berlin - Salzburg - Oppeln.

Vom OKW ist uns statt einer Artilleriebrigade eine Pionierbrigade zugewiesen worden. Dieses soll im Großraum Oppeln zu uns stoßen. Ein Hinweis dafuer das wir wohl einen Fluss, naheliegend die Weichsel ueberqueren sollen.

18. Juni 1939, Deutschland.

Das Modernisierungsprogramm der Wehrmacht ist offiziell abgeschlossen. Saemtliche Truppenverbaende sind jetzt mit neuester Technik ausgestattet und geschult. Neben den Infanteriewaffen ist erwaehnenswert:

Der Panzerkampfwagen III der Panzerwaffe

Bild

Der Taktische Bomber Heinkel He 111 der Luftwaffe

Bild

Der Abfangjaeger Messerschmidt BF-109 Emil

Bild

9. Juli 1939, Sowjetunion - Japan.

Erneut ist es zwischen beiden Staaten zu einem Grenzkonflikt gekommen, diesmal um Khalkin Gol. Nach den Berichten der Sowjetunion haben die Japaner dabei eine vernichtende Niederlage erhalten. Eine Reaktion der Japaner ist bisher ausgeblieben...
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 27. November 2012 21:56

12. Juli 1939, Sowjetunion - Japan.

Beide Seiten sind offiziell in Verhandlungen getreten um strittige Grenzfragen zu loesen. So gesehen scheint eine ernsthafte Konfrontation zwischen den beiden Laendern auszubleiben. Oberkommandierender der sowjetischen Streitkraefte bei Khalkin Gol soll ein gewisser Schukow gewesen sein.

30. Juli 1939, Deutschland - Polen.

Der Nichtangriffspakt zwischen beiden Staaten ist heute abgelaufen. Bisher macht weder die Reichsregierung noch die polnische Regierung irgendwelche Anstalten eine Neuauflage oder Verlaengerung des Nichtangriffspaktes zu erwirken.

Die Aufklaerungsabteilungen der 1. Alpenjaegerdivision sind im Raum Oppeln eingetroffen und auf bereits vorbereitete Aufmarschraeume gestoßen. Das uns zugewiesene Pionierbataillon ist bereits vor Ort und hat die Zeit offensichtlich genutzt. Unser Aufmarsch soll am 20. August abgeschlossen werden. Persoenlich werde ich am 2. August in unserem Aufmarschraum eintreffen.

3. August 1939, Deutschland, Neuhammer.

Nach meiner gestrigen Ankunft und ersten Besichtigung des uns zugewiesenen Aufmarschraumes, habe ich mich mit Oberleutnant Delinger, dem Kommandeur des uns zugewiesenen Pionierbataillons, getroffen. Heute geht die Reise nun nach Neuhammer, zum Hauptquartier der Heeresgruppe Sued. Dort wurde ich von Oberst i.G. Blumentritt, Ia der Heeresgruppe begruest und wir hielten einen kurzen Schwatz ueber Vergangenes ab. Ich kannte den Oberst noch von der Sudetenkrise her, allerdings nur telefonisch. Er war dort mit Aufgaben in der Koordination der Verbaende betraut und deswegen hatte ich mit ihm des oefteren telefonisch zu tun.
Zusammen mit dem Oberst ging ich anschließend zu dem Kartenraum und nahm an der kleinen Lage teil. Generaloberst von Rundstedt, ein schon aelterer, aber hervorragender und von allen sehr geschaetzter Offizier war ebenfalls anwesend und hoerte dann einer Berichtserstattung eines mir unbekannten Offiziers ueber den Stand des Aufmarsches zu. Das ganze schien sein Missfallen zu erregen, weswegen er alsbald dazu ueber ging den Offizier mit einigen wenigen Fragen zu loechern und ihn im Anschluss mit den Worten: „Der Rest ist fuer Sie wichtig, nicht fuer mich!“ zum schweigen brachte.

Geduld war nicht gerade eine der Staerken von Rundstedt. Er erfasste allerdings alles Wesentliche sofort und gab sich eben auch nur mit dem Wesentlichen ab. Alles Drum und Dran war ihm voellig Gleichgueltig. Er war ein Kavalier der alten Schule, bei dem die Erziehung in der preußischen Kadettenanstalt zu spueren war. Fuer die ihn umgebenen Soldaten war er aber auch etwas mythisches, eine Person aus laengst vergangenen Zeiten dessen innere und aeußere Atmosphaere uns verschlossen blieb. Ein Anachronist mit hoher operativer Begabung.

Nach einigen weiteren Personen war ich dann an der Reihe und lieferte nur einen kurzen Rapport ueber den Stand des Aufmarsches sowie dessen beabsichtigten Abschluss ab. Ich ließ allerdings durchblicken das ich noch Informationen bezueglich der Art unseres Einsatzes braeuchte da ich noch nichts ueber die Verwendung unserer Division wusste. Obwohl ich bei der kleinen Lage keine Antwort erhielt wurde diese Anfrage nicht vergessen. Es gab zu meinem Rapport keine weiteren Fragen und so ging die kleine Lage dann weiter bis zu ihrem Ende und dem sich daran anschließenden Mittagsmahl.
Fuer selbiges hatte man mir viel versprochen, da der zustaendige Koch fuer das Essen ein Mitarbeiter des Muenchener Buergerbraeukellers war. Doch der betreffende Soldat schien eher darauf bedacht zu sein die Vorraete zusammen zu halten, so das es gestreckes Gulasch mit Komißbrot gab. Gerade die aelteren Herren unter den Teilnehmern des Mittagsmahles hatten mit dem Komißbrot doch ziemlich zu kaempfen.

Anschließend ging ich dann mit Oberst von Blumentritt zurueck in den Kartenraum und wir besprachen hernach die operative Lage sowie die Planungen der Heeresgruppe Sued fuer die 1. Alpenjaegerdivision. Generaloberst von Rundstedt kam eine halbe Stunde spaeter dann ebenfalls dazu und folgte unserem Gespraech wortlos.
Nach Abschluss des Gespraeches mit Oberst von Blumentritt stellte der Generaloberst von Rundstedt mir dann eine knifflige Frage: „Wie wuerden Sie Polen verteidigen?“.

Bild

Oberst von Blumentritt breitete daraufhin eine topographische Karte Polens aus und ich betrachtete diese eine ganze Weile lang wortlos. Nach einer Reihe von geistigen Planspielen und einigen Ueberpruefungen der Gelaendetopographie ließ ich meinen Gedanken freien Lauf:
„Die Lage ist schwierig. Die Gebiete um Danzig, Bromberg, Thorn, Posen, Lodsch und Tschenstochau sind fuer Polen wichtig, da hier ein großer Teil seiner Bevoelkerung lebt und auch die Infrastruktur ordentlich ausgebaut ist. Weiterhin darf auch die industrielle Kapazitaet die in diesem Gebiet konzentriert ist nicht unterschlagen werden. Doch die Gebiete sind schwer zu verteidigen, zu exponiert ist die Lage selbiger, zu unguenstig das Gelaende. Folglich sollte in diesem Gebiet lediglich, durch schnelle Verbaende, mit hinhaltendem Widerstand gekaempft werden. Weiterhin sind beim Rueckzug die wichtigen Verkehrsknotenpunkte zu zerstoeren um den Vormarsch des Gegners verlangsamen.
Eine wirkliche effektive Verteidigungslinie sehe ich erst ab Suwalki ueber Lomza, Warschau, die Weichsel entlang bis nach Krakau bzw. Prezemysl. Dort geben die topographischen Verhaeltnisse das meiste fuer den Verteidiger her.
Man koennte die Verteidigung im Sueden Polens allerdings noch etwas weiter nach Westen vorschieben, insofern Ungarn sich aus dem Konflikt heraus haelt, versteht sich. Die Linie Radom - Kielce - Krakau empfiehlt sich fuer eine eine vorgeschobene Verteidigung, wobei diese nur hinhaltenden Charakter hat und die Verteidiger jederzeit in der Lage sein muessen schnell den Weichseluebergang zu schaffen.
Beim Weichseluebergang muss dann die Hauptlast der Kaempfe ausgetragen werden und auf moeglichen Entsatz im Westen gehofft werden. Denn mit dem Verlust seiner westlichen Gebiete hat Polen allein diesen Krieg faktisch verloren.“
.

Generaloberst von Rundstedt nickte nur schwach und maulte etwas enttaeuscht davon das wir alle die selben Ideen haetten. Hernach verabschiedete er sich dann wieder und ich redete mit Oberst von Blumentritt noch einmal ueber die Planungen des OKW. Dazu bekam ich noch die eine oder anderen Information bezueglich des tiefen Streits zwischen der Reichsregierung und dem OKW.
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 5. Dezember 2012 22:03

Die Heeresgruppe Nord

Bild

Gliederung:
    Hauptquartier Heeresgruppe Nord (Bloomberg)

      1. Korps (von Bock)
        61. Infanterie-Division + PW
        62. Infanterie-Division + PW
        63. Infanterie-Division + PW
      2. Korps (v. Wietersheim)
        1. Infanterie-Division + Pio (v. Wietersheim)
        2. Infanterie-Division + Pio (Angelis)
        3. Infanterie-Division + Pio (Leeb)
      3. Korps (v. Kuechler)
        7. Infanterie-Division + Pak
        8. Infanterie-Division + Pak
        9. Infanterie-Division + Pak
      4. Korps (Blaskowitz)
        6. Infanterie-Division + Art (Blaskowitz)
        4. Infanterie-Division + Art (Jacob)
        5. Infanterie-Division + Art (Behlendorf)
      5. Korps (Brandt)
        10. Infanterie-Division + Pak (Brandt)
        11. Infanterie-Division + Pak (Hell)
        12. Infanterie-Division + Pak (Geyr v. Schweppenburg)
      6. Korps (v. Kressenstein)
        86. Infanterie-Division (v. Kressenstein)
        82. Infanterie-Division (v. Arnim)
        83. Infanterie-Division (v. Busch)
      7. Korps (Feige)
        34. Infanterie-Division + Pio (Feige)
        35. Infanterie-Division + Pio (Hansen)
        36. Infanterie-Division + Pio (Keiner)
      8. Korps (Feige)
        13. Infanterie-Division + Art (Heinrici)
        14. Infanterie-Division + Art (v. Falkenhorst)
        15. Infanterie-Division + Art (von dem Bach- Zelewski)
      KG Hoth (Hoth)
        4. Panzer-Division + SA-Art
        3. mot. Infanterie-Division + SA-Art
      KG Dietl (Dietl)
        1. Marine-Sturm-Division + SA-Art
      KG Schoerner (Schoerner)
        1. Fallschirmjaeger-Division + Art

Aufgaben: Die primaere Aufgabe der Infanteriekorps in Ostpreußen, Hinterpommern und Kuestrin ist es, polnische Angriffe auf deutsches Territorium abzuschlagen. Ein Schwerpunkt der schnellen Kraefte wird im Großraum Elbing gebildet. Zusammengefasst werden diese Kraefte in der Kampfgruppe Hoth. Die Aufgabenstellung dieser Kampfgruppe ist es, schnellstmoeglich nach Thorn vorzudringen, die Weichselbruecken zu besetzen und so den polnischen Kraeften im Großraum Bromberg den direkten Weg hinter die Weichsel zu verstellen.
Der Angriff der KG Hoth wird durch Kraefte des 1.-4. Korps unterstuetzt. Die KG Dietl folgt der KG Hoth und wird nach Thorn aufschließen.
Sobald erste Kraefte der HG Sued die Weichsel bei Thorn erreichen, muss die Stadt Lomza besetzt werden um Warschau vom Norden her einzuschließen. Um eine schnelle Okkupation der Stadt zu gewaehrleisten wird der HG Nord hierzu die KG Schoerner unterstellt. Als letztes hat sich die Heeresgruppe Nord um die Eroberung von Bromberg, Lodsch und Posen zu kuemmern. Bei letzten beiden erhaelt die HG Nord Unterstuetzung durch die Heeresgruppe Sued.


Die Heeresgruppe Sued

Bild

Gliederung
    Hauptquartier Heeresgruppe Nord (v. Rundstedt)

      1. Korps (v. Kluge)
        31. Infanterie-Division + Art
        32. Infanterie-Division + Art
        33. Infanterie-Division + Art
      2. Korps (Halder)
        44. Infanterie-Division + Art
        45. Infanterie-Division + Art
        46. Infanterie-Division + Art
      3. Korps (List)
        16. Infanterie-Division + Art
        17. Infanterie-Division + Art
        18. Infanterie-Division + Art
      4. Korps (v. Witzleben)
        50. Infanterie-Division + Pak
        52. Infanterie-Division + Pak
        56. Infanterie-Division + Pak
      5. Korps (v. Brauchitsch)
        57. Infanterie-Division + Art
        58. Infanterie-Division + Art
        60. Infanterie-Division + Art
      6. Korps (v. Reichenau)
        69. Infanterie-Division + Art
        71. Infanterie-Division + Art
        72. Infanterie-Division + Art
      7. Korps (Hammerstein-Equord)
        25. Infanterie-Division + Art (Hammerstein-Equord)
        26. Infanterie-Division + Art (Brand)
        27. Infanterie-Division + Art (Braemer)
      8. Korps (Cochenhausen)
        22. Infanterie-Division
        23. Infanterie-Division
        24. Infanterie-Division
      9. Korps (Heitz)
        19. Infanterie-Division (Heitz)
        20. Infanterie-Division (Hilpert)
        21. Infanterie-Division (Volkmann)
      10. Korps (Becker)
        28. Infanterie-Division + Pio
        29. Infanterie-Division + Pio
        30. Infanterie-Division + Pio
      KG Breslau
        1. Alpenjaeger-Division + Pio (Nachtwandler)
        1. Gebirgsjaeger-Division + Pio (Student)
        2. Gebirgsjaeger-Division + Pio (Cloessner)
      KG Hausser
        3. Panzer-Division + schw. Pz.
        60. mot. Infanterie-Division + Sa. Art
        20. mot. Infanterie-Division + Sa. Art (v. Manstein)
      KG Kleist
        1. Panzer-Division + schw. Pz.
        29. mot. Infanterie-Division
        13. mot. Infanterie-Division (Rommel)
      KG Guderian
        2. Panzer-Division + schw. Pz
        2. mot. Infanterie-Division + Sa. Art (Eicke)

Aufgaben:
Primaere Aufgabe der Heeresgruppe Sued ist es aus dem Großraum Tschenstochau mit den gepanzerten schnellen Kraeften (KG Hausser, KG Kleist, KG Guderian) einen Durchbruch durch die polnischen Linien zu erzwingen und schnellstmoeglich bis zur Weichsel im Raum Radom - Thorn vorzustoßen. Im Zusammenwirken mit dem Kraeften der KG Hoth sind Brueckenkoepfe westlich der Weichsel zu bilden und Warschau ist einzuschließen.
Die Infanteriekorps aus Breslau schließen nach Durchbrechen der polnischen Linien auf, sichern Tschenstochau und besetzen im Anschluss Radom und Kielce. Danach gehen sie weiter gegen Warschau vor oder unterstuetzen die HG Nord bei der Besetzung von Posen und Lodsch. Weitere Ziele sind die Besetzung von Prezemysl und Krakau.

Die KG Breslau bildet die operative Reserve der HG Sued
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 10. Dezember 2012 21:47

Die Heeresgruppe West

Bild

Gliederung
    Hauptquartier Heeresgruppe West (v. Kaupisch)

      1. Korps (Hasse)
        10. Infanterie-Division + Art
        11. Infanterie-Division + Art
        12. Infanterie-Division + Art
      2. Korps (Fischer)
        1. Infanterie-Division + Pio
        2. Infanterie-Division + Pio
        3. Infanterie-Division + Pio
      3. Korps (Geyer)
        78. Infanterie-Division
        79. Infanterie-Division
        81. Infanterie-Division
      4. Korps (v. Leeb)
        4. Infanterie-Division + Pak (v. Leeb)
        5. Infanterie-Division + Pak (Paulus)
        6. Infanterie-Division + Pak (Model)
      5. Korps (Gruen)
        87. Infanterie-Division
        88. Infanterie-Division
        93. Infanterie-Division
      1. Armee (v. Fritsch)
        7. Infanterie-Division + Pak
        8. Infanterie-Division + Pak
        9. Infanterie-Division + Pak
        13. Infanterie-Division
        14. Infanterie-Division
        15. Infanterie-Division
        73. Infanterie-Division + Pio
        75. Infanterie-Division + Pio
        76. Infanterie-Division + Pio
      West Reserve (Keitel)
        1. Kavallerie-Division

Aufgaben: Aufgabenstellung der Heeresgruppe West ist es, den Oberrhein gegen eine moegliche franzoesische Reaktion zu sichern. Der Westwall ist hierzu als Verteidigungslinie vorbereitet und wird durch deutsche Festungstruppen besetzt. In den Gebieten wo der Westwall noch nicht fertig gestellt ist, wird durch regulaere Kraefte die Verteidigung organisiert.
Da die franzoesischen Streitkraefte noch nicht teilmobilisiert sind, geht das OKW davon aus das ein ernsthafter Angriff der franzoesischen Streitkraefte nicht mehr in diesem Jahr erfolgt. Daher steht als Reserve im Großraum Muenchen lediglich die 1. Kavallerie-Division zur Verfuegung.
Die 1. Armee hat die Aufgabe einen franzoesischen Angriff auf das Ruhrgebiet zu unterbinden.

Luftraum West:
Im Westen des deutschen Reiches befindet sich in Kassel das 3. Abfangjaegerkorps (4 Geschwader) unter Generalmajor von Greim. Dieses hat die primaere Aufgabe Luftangriffe auf das Ruhrgebiet und auf den Westwall zu bekaempfen. Im Anbetracht der exorbitanten britischen Jaegerruestung ist die Erringung der Luftueberlegenheit erst nach Abschluss der Kaempfe im Osten moeglich.

Luftraum Ost- und Mitteldeutschland:
In Berlin ist das 1. Fliegerkorps (2x taktische Bomber) unter Generalmajor v. Richthofen stationiert. Ihm obliegt die Aufgabe die polnischen Flugfelder in Lodsch zu bekaempfen. Danach stehen die Geschwader fuer Unterstuetzungsangriffe bereit.

In Breslau ist das 1. Abfangjaegerkorps (4 Geschwader) unter Generalmajor Loerzer stationiert. Hauptaufgabe ist es ueber Westpolen die Lufthoheit zu erkaempfen und feindliche Bomber ueber Mitteldeutschland abzufangen.
Die III. Luftflotte (4x taktische Bomber) unter Generalleutnant Kesselring ist ebenfalls in Breslau stationiert und muss, wie das 2. Fliegerkorps, in erster Linie Angriffe gegen die gegnerischen Flugfelder und Heeresunterstuetzung fliegen.
Das II. Fliegerkorps (2x Sturzkampfbomber) unter Generalmajor Udet ist auch in Breslau stationiert. Es hat die Aufgabe die Bodentruppen zu unterstuetzen.

In Koenigsberg ist das 2. Abfangjaegerkorps (4 Geschwader) unter Generalmajor Felmy stationiert. Ihm obliegt die Aufgabe die Luftherrschaft ueber Zentralpolen zu erringen. Mit dem Fall Warschaus wird dieses Korps umgehend nach Westen verlegt.
Auch in Koenigsberg ist die II. Luftflotte (4x taktische Bomber) unter Generalmajor Sperrle stationiert. Primaeraufgabe ist die Zerstoerung des Warschauer Flughafens, danach wird Heeresunterstuetzung geflogen.
Das I. Fliegerkorps (1x Transporter) unter Generalmajor Sommé wird fuer die 1. Fallschirmjaeger-Division in Bereitschaft gehalten und kann erst nach erringen der Lufthoheit eingesetzt werden.

Die Kriegsmarine (12 Kriegsschiffe) unter Vizeadmiral Saalwaechter verlegt derzeit nach Koenigsberg. Ihr Einsatzgebiet ist spaeter die Bucht von Danzig, um ein Auslaufen von polnischen Kriegsschiffen zu unterbinden.
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 11. Dezember 2012 22:23

4. August 1939, Deutschland, Waldenburg.

Heute haben wir einen toten Soldaten zu beklagen. Gegen Neun Uhr morgens ist es in Waldenburg zu einem Unfall in einer Nachschubabteilung gekommen. Bei einem Materialtransport nach Oppeln fiel dort, aus bisher ungeklaerter Ursache, der Gefreite Schieferstoelzl von der Ladeflaeche eines Opel „Blitz“ herunter und schlug auf der Straße auf. Der Gefreite wurde anschließend von einem nachfolgenden, auch in der Kolonne fahrenden, Opel „Blitz“ ueberrollt und war auf der Stelle tot. Mitarbeiter der Militaergerichtsbarkeit haben die Ermittlungen vor Ort aufgenommen um den genauen Hergang des Todesfalles zu rekonstruieren.

Der Kommandeur der Nachschubsabteilung hat jetzt die undankbare Aufgabe die Verwandten ueber den Tod dieses jungen Mannes zu informieren. Ich kenne die Buerde die man damit auf sich nimmt und auch die Luegerei der haeufig man sich damit haeufig aussetzt. Die meisten Soldaten sterben naemlich nicht mit einem gejubeltem „fuer Deutschland!“ auf den Lippen. Gestorben wird im Kriege zwar mannigfach, aber nur die wenigsten sind dabei noch in der Lage etwas auszurufen das man verstuende. Noch weniger, ich moechte fast sagen niemand an den ich mich erinnern kann, hat dabei die Heimat in den letzten Worten erwaehnt. Im Regelfalle schrien die Sterbenden nach jenen Menschen die ihnen eine Linderung ihrer Qual oder eine Rettung ihres Lebens ermoeglichen sollten. Sanitaeter...Sanitaeter... oh wie die Menschen in ihren letzten Zuegen zu Bestien werden. Erst als sie ihr Leben verloren begannen sie darum zu kaempfen.
Noch haeufiger galten die letzten Worte allerdings der Mutter. Jenem großen Menschen die ihnen einst das Leben schenkte das gerade verging. Vielleicht der Versuch das Rad noch einmal zurueck zu drehen?
Kann man das den Verwandten Schreiben? Kann man ihnen Schreiben das seine letzten klagenden Rufe der geliebten Mutter galten? Das die Muehen und Hoffnungen der Eltern hier elendig im Schlamm und Dreck krepierten?

Ja elendig gehen sie zu Grunde. Nur die Gluecklichen sind auf der Stelle tot, was ihnen das Rufen nach dem Heimatland allerdings vergaellt. Sterben kann man auf alle moeglichen Arten. Vom lebendig begraben werden, ueber das verstuemmeln mit Schrapnellen bis zum Bauchschuss ist alles dabei. Manchmal schlagen wir uns auch mit Spaten und Morgensternen den Schaedel ein. Wo bleibt da die Zeit nach der Heimat zu rufen? Ach immer diese Hektik... .
In der Offiziersausbildung hat man uns erzaehlt die Soldaten wuerden bei toedlichen Verletzungen einen Schock erleiden und den Schmerz nicht mehr wahrnehmen. Ich war froh das zu hoeren, allerdings fragte ich mich insgeheim warum die Versteummelten und Zerschundenen im großen Krieg haeufig so animalisch herum bruellten. Vor Freude etwa? Juchee, die Beine sind weg, nie wieder Naegel schneiden? War ihnen der Name der Heimat entfallen nach der sie zu rufen gedachten? Wollten sie ihre Kameraden ein letztes mal necken?
Despektierliche Fragen die ich im Offizierslehrgang lieber nicht stellte. Interessanter waren da meine Gespraeche mit Sanitaetern und Aerzten. Die waren der Meinung das, durch den Kampf auf Leben und Tod, die Soldaten emotional so aufgepeitscht sind das der Schockzustand bei einer Verletzung sich nicht einstellt. Der Ueberlebenstrieb sei so stark das die Koerper eigene Schutzfunktion nicht mehr durchdringen kann und so nehmen die verwundeten Soldaten die Schmerzen bei vollem Bewusstsein bis zum bitteren Ende war. Kann man das den Verwandten schreiben? Nein? Ja warum sollen wir ihnen denn schreiben? Damit wir nicht vergessen das es Menschen sind die wir befehligen.

Was soll man jetzt zu dem Tod vom Gefreiten Schieferstoelzl schreiben? Das der Soldat evtl. betrunken von der Ladeflaeche eines Lastkraftwagens gefallen ist und von einem nachfolgenden Latskraftwagen, natuerlich mit einem „fuer Deutschland“ auf den Lippen, ueberrollt wurde? Nein, das darf man den Verwandten nicht schreiben. Also werden wir kreativ, sehen uns den Lebenslauf noch einmal an und denken uns Sachen aus die mit der Wirklichkeit gar nichts mehr gemein haben.

Sehr geehrte Frau Schieferstoelzl,

es ist meine traurige Pflicht als Vorgesetzter ihres Mannes Siegfried Schieferstoelzl, Ihnen mitteilen zu muessen das ihr Mann am heutigen Tage, den 4. August 1939, bei einem tragischen Unglueck zu Tode gekommen ist.
Bei einem wichtigen Materialtransport kam es im kleinen Staedtchen Waldenburg zu einem tragischen Unfall als der Soldat durch ein nachfolgendes Fahrzeug erfasst wurde. Es wurden sofort Rettungsmaßnahmen eingeleitet doch es kam leider jede Hilfe zu spaet und so verstarb der Soldat noch am Unfallort. Er hatte keine Schmerzen zu erleiden.
Wir alle trauern um einen tapferen und wagemutigen Soldaten, der auf solch tragische Weise, viel zu frueh aus dem Leben schied. Unsere Trauer, unsere Gedanken und unser Mitgefuehl sind in diesem Moment bei Ihnen.

Ihnen in Trauer vebunden
Ein Luegner


So oder so aehnlich koennte die Trauernachricht klingen. Nein, zu beneiden war der Abteilungskommandeur wirklich nicht.
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 16. Dezember 2012 14:49

7. August 1939, Deutschland, Raum Oppeln.

Heute ist der Vorbericht der Militaergerichtsbarkeit zum Tode des Gefreiten Schieferstoelzl's eingetroffen. Es werden mehrere Fragen aufgeworfen die auf Disziplinlosigkeit in der Nachschubsabteilung deuten.
Als erstes ist die Frage aufgeworfen worden was der Gefreite Schieferstoelzl auf der Ladeflaeche des Opel „Blitz“ zu Suchen hatte. Der Opel transportierte diverse Ausruestungsgegenstaende fuer unser Pionierbataillon, welche Ordnungsgemaess befestigt worden waren. Es wird daher davon ausgegangen das der Gefreite aus Leichtsinn bzw. Uebermut heraus auf dem Opel mitfuhr.
Als naechstes stellt sich die Frage warum keiner seiner Kameraden oder Vorgesetzten eingriff als erkennbar war das auf der Ladeflaeche ein Soldat bzw. eine Person war. Hierbei bezieht sich die Militaergerichtsbarkeit explizit auf den nachfolgenden Opel „Blitz“ welcher ja sehen musste das sich jemand auf der Ladeflaeche des vorderen Fahrzeuges befand obwohl dies verboten war.

Der Unfallhergang ist danach kurz und knapp zusammen gefasst. Der Fahrer des Opel „Blitz“, auf dessen Ladeflaeche sich der Gefreite Schieferstoelzl befand, hat, verursacht durch das Kreuzen der Fahrbahn von einem Saeugetier, Mausefalle, vierbeinig, pelzig, grau und beweglich, ein abruptes Ausweichmanoever ausgefuehrt. Der Gefreite Schieferstoelzl verlor hierbei das Gleichgewicht und viel von der Ladeflaeche herunter auf die Fahrbahn. Der Fuehrer des nachfolgenden Kraftfahrzeuges leitete ein Brems- und daran gekoppeltes Ausweichmanoever ein, ueberrollte den Gefreiten aber mit dem rechten Vorderrad in Hoehe der Oeberschenkel und nachfolgend mit dem rechten Doppelhinterrad den Brustkorb des Gefreiten. Es konnte hernach nur noch der Tod des Soldaten festgestellt werden.

Ich habe aus diesem Unfallhergang bereits ein paar Dinge abgeleitet und Maßnahmen fuer die gesamte Division ergriffen. Als erstes werden die Mannschaften, Unteroffiziere und Offiziere ueber den Unfallhergang informiert und noch einmal eindringlich auf die Einhaltung der Dienstvorschriften hingewiesen. Auch Unfaelle koennen toedlich sein und gerade Maschinen verzeihen keine Fehler. Desweiteren werde ich die Nachschubsabteilung in naher Zukunft noch einmal unangekuendigt inspizieren.

Die Militergerichtsbarkeit hat derweil gegen den Vorgesetzten des Gefreiten und die beteiligten Soldaten in den beiden, am Unfall beteiligten, Fahrzeugen Verfahren wegen Verletzung der Dientsaufsicht und Verstoßes gegen die Dienstvorschriften eingeleitet. Ein Zeichen fuer den Fleiß der Heeresbeamten, denn in diesem Falle leiten mehrere Beamte des militaerischen Gerichtswesens das Verfahren. Die Motivation dieser Beamten ist dabei die selbe wie bei den Soldaten, auch wenn viele Offiziere das damals, bei der Vereidigung der ersten Heeresbeamten, nicht glauben wollten. Der Dienst an Volk und Vaterland.
Die Behauptungen das die Beamten faul seien oder nur ob der Ihnen eingeraeumten Privilegien diese Arbeit ergriffen haetten geht bei mir ins Leere. Ich habe anno 1919, bei den Kaempfen in Oberschlesien mitansehen muessen wie ein kriegsversehter Postbeamter seinen Dienst versah obwohl rings um ihn herum Kaempfe tobten. Auf spaetere Nachfrage warum der Postbeamte nicht zu Hause geblieben seie, sagt dieser nur das dies seine Aufgabe seie. Das der Postbeamte schon mehrere Monate ohne Gehalt geblieben war sagte er nicht.

Dies mag auch ein Grund sein warum zu der Zeit der Hyperinflation nicht das Staatswesen zusammenbrach. Die Beamten versahen weiterhin ihren Dienst und das aus Gruenden die nichts mit Materialismus sondern mehr mit Nationalstolz, Pflichterfuellung und Treue gegenueber dem Volk zu tun hatten. Da zeigte sich ganz offen was wir an diesen Leuten hatten. Das selbe gilt auch fuer unsere Heeresbeamten die uns einen nicht unwesentlichen Teil der Verwaltungsaufgaben abnahmen und so die Offiziere entlasteten, so das diese sich ganz auf ihr Handwerk konzentrieren konnten. Dies schaetzt inzwischen auch ein Großteil des Offizierskorps auch wenn ein bisschen Frotzelei nie ganz ausbleiben wird.

Ich hoffe instaendig das die Beamten sich immer auf diese Grundsaetze besinnen und nicht dem Materialismus und der Gier erliegen, wie es viele Politiker der Weimarer Republik getan haben.
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 16. Dezember 2012 15:29

23. August, 1939, Deutschland, Raum Oppeln.

Ich hatte soeben ein laengeres Telefongespraech mit Oberst Blumentritt. Hauptgegenstand unseres Gespraeches war eine Besprechung des Reichskanzlers mit der Generalitaet bezuglich der polnischen Frage am 21. August auf dem Obersalzberg. Hierzu war unser Ob.d.H.Gr.. Generaloberst von Rundstedt zusammen mit seinem Stabe geladen worden. Der Tenor des ganzen war, das der Reichskanzler absolut entschlossen sei die deutsch-polnische Frage zur Entscheidung zu bringen. Der Reichskanzler wuerde sich diesbzeuglich auch das „ius ad bellum“ (das Recht zum Krieg) vorbehalten.
Sollte Polen allerdings den Forderungen (Danzig und Korridor) im letzten Moment nachgeben, so wuerde eine militaerische Intervention ausbleiben.
Fuer den Fall eines militaerischen Konfliktes mit Polen glaubt der Reichskanzler das die Westmaechte, wie auch schon in der Tschecheifrage, nicht militaerisch eingreifen werden. Er begruendete diese Ansicht besonders eingehend. Hauptpunkte dabei waren die zu schwache franzoesisch-britische Ruestung und die hohen Blutopfer die ein Entlastungsangriff des Westens am Westwall verlangen werde. Dazu kommen noch die Spannungen im Mittelmeer die, den Bewegungsradius von Groß Britannien stark einschraenken und die innenpolitische Lage in Frankreich.
Unser Telefonsgespraech endete dann mit einigen launigen Anekdoten ueber die Zustaende auf dem Obersalzberg und der praechtigen Kostuemierung Goerings mit Zierdolch, was von Manstein wohl mit dem Ausspruch quittierte: „Der Dicke soll wohl den Saalschutz uebernehmen.“.

Nach dem Telefongespraech beschaeftigte ich mich noch eine Weile mit der Situation vor der wir standen. Ueber Polen und die Westmaechte hatten wir gesprochen, doch was ist eigentlich mit der Sowjetunion? Was machen eigentlich die Bolschewisten die ganze Zeit ueber?
Auch ihnen duerfte nicht entgangen sein wie sich die Lage in Europa zuspitzt und ihre Sicherheitsinteressen sind unmittelbar davon betroffen, wenn im Falle eines militaerischen Konfliktes mit Polen das deutsche Reich an ihre Grenzen draengt. Wird die Sowjetunion seelenruhig dabei zusehen wie ein, fuer sie wichtiger Pufferstaat, besetzt wird? Was kann der Reichskanzler damit gewinnen aus einem Zweifrontenkrieg, Polen-Westmaechte, in einen neuen moeglichen Zweifrontenkrieg, Westmaechte-Sowjetunion, zu geraten?

Das deutsche Reich und die Sowjetunion standen sich seit 1933 eher feindlich gegenueber, was sich unter anderem im Anti-Kominternpakt ausdrueckte. Die Propaganda beider Seiten zielte immer negativ auf die jeweils andere und von daher war es nicht unwahrscheinlich das die Sowjetunion im Falle eines Konfliktes von Deutschland und den Westmaechten auf Seiten letztgenannter intervenieren wuerde. Hatte nicht auch die Komintern getoent das der Weg zur Weltrevolution nur ueber Deutschland fuehren koenne? Fragen die auch am 25. August nicht beantwortet wurden.

25. August 1939, Deutschland - Sowjetunion.

Beide Staaten proklamierten heute oeffentlich einen Vertrag ueber sowjetische Rohstofflieferungen und, Achtung festhalten, einen Nichtangriffspakt.

Bild

Nach dem ich das vernahm war ich mehr als ueberrascht und hatte mich den halben Tag damit beschaeftigt den Sinn hinter diesem Abkommen zu entdecken. Da ich meine Fragen nicht zufriedenstellend beantworten kann richtete ich an das OKW eine Denkschrift ueber die neue Lage vor der wir standen. Vielleicht umsonst, vielleicht nahm aber auch jemand meine Anregungen auf.

Denkschrift zum Nichtangriffspakt mit der Sowjetunion.

Lage deutsches Reich: Die Regierung des deutschen Reiches ist bestrebt Teile der verlorenen Ostgebiete in Polen zurueck zu gewinnen. Hierzu behaelt sich die Reichsregierung das „ius ad bellum“ vor. Im Falle eines Krieges kann es zu einem Konflikt mit den Westmaechten kommen. Um diesen Konflikt zu gewinnen ist es notwendig Polen schnellstmoeglich zu schlagen um die freiwerdenden Kraefte an die Westfront zu werfen und dort eine Entscheidung zu suchen. Nach der Niederlage Polens steht das deutsche Reich im Osten aber nicht einem neutralen Staat gegenueber sondern der Sowjetunion die uns bisher offen feindlich gesinnt war. Folglich haetten wir einen Teil unserer Kraefte im Osten belassen muessen um die dortige Grenze zu decken. Dies haette uns gehindert im Westen eine Entscheidung zu suchen und zu einem Abnutzungskrieg gefuehrt den Deutschland nicht gewinnen kann.

Lage Sowjetunion: Die Sowjetunion ist wie das deutsche Reich bestrebt nach dem 1. Weltkrieg verlorene Gebiete wieder zurueck zu gewinnen. Diese gleichen Interessen wuerden das deutsche Reich und die Sowjetunion zu natuerlichen Partnern machen, weil die Gebiete die beide Laender beanspruchen sich im historischen Kontext bewegen und keine gegenseitigen Ansprueche bestehen. Allerdings sind in der Sowjetunion bolschewistische Kraefte an der Macht dessen erklaertes Ziel die Weltrevolution gewesen ist. Faschisten/Nationalsozialisten und Bolschewisten stehen sich offen feindlich gegenueber was auch die Propaganda beider Seiten offenkundig beweist.

Unter Kalinin und Stalin hat die sowjetische Regierung den Kurs geaendert, das Land Industrialisiert und der Weltrevolution vorgeblich abgeschworen um im ehemaligen russischen Staatsgebiet bereits das bolschewistische Arbeiterparadies zu schaffen. Hierzu wurde der Terminus „friedliebende Sowjetunion“ geschaffen. Dem Ziel, der Rueckgewinnung ehemaliger russischer Staatsgebiete wurde zwar nicht abgeschworen, aber das Thema kam nicht wieder an die Tagesordnung.

Auswirkungen des Nichtangriffspaktes:
1. Deutschland hat mit diesem NAP die Gewissheit die Ostgrenze des Reiches entbloessen zu koennen um im Konfliktfalle im Westen eine Entscheidung zu suchen.
2. Die Sowjetunion erhaelt mit dem NAP die Gewissheit das ihre Westgrenze sicher ist und das sie weiterhin die „friedliebende Sowjetunion“ ist.
3. Mit den Rohstofflieferungen der Sowjetunion kann eine moegliche englische Seeblokade umgangen werden. Deutschland erhaelt so die Moeglichkeit den Krieg im Westen auch laengerfristig fuehren zu koennen.

Gedanken zu den Auswirkungen des NAP:

1. Wozu braucht die Sowjetunion einen NAP mit dem deutschen Reich?
Beide Staaten besitzen keine gemeinsame Grenze die es zu sichern gilt. Einen NAP benoetigt man wenn eine gemeinsame Grenze vorhanden ist. Ein NAP ohne Grenze legt daher folgenden Terminus zu Grunde: „Wenn wir eine gemeinsame Grenze haben, dann... .“.
Der kuerzeste Weg zu einer gemeinsamen Grenze fuehrt durch Polen. Folglich wird beiden Seiten ein Freifahrtsschein zur Ausschaltung Polens geliefert.
Wenn die Sowjetunion wirklich friedliebend ist muesste sie nur die Integritaet Polens garantieren. Einen Zweifrontenkrieg kann das deutsche Reich nicht gewinnen. Dementsprechend muesste die Reichsregierung von einem militaerischen Konflikt mit Polen Abstand nehmen.

2. Warum liefert die Sowjetunion dem deutschen Reich Rohstoffe?
Bei einem moeglichen Konflikt mit dem Westen kann durch die sowjetischen Rohstofflieferungen die deutsche Kriegswirtschaft am laufen gehalten werden. (Stichwort friedliebende Sowjetunion)
Die Sowjetunion gibt damit fuer das deutsche Reich unmittelbar die Stoßrichtung vor. Es geht gegen den Westen und dazu liefert sie dem deutschen Reich das Ruestzeug den Westen wirklich militaerisch zu besiegen. D.h. Eine diplomatische Einigung mit den Westmaechten muss nicht um jeden Preis angestrebt werden.

3. Was kann die Sowjetunion mit der Niederschlagung des Westens gewinnen?
Sie verliert einen ideologischen Feind (Kapitalisten) und einen moeglichen Verbuendeten im Konfliktfalle mit dem deutschen Reich.

Ich stelle die oben genannten Fragen weil ich mir diese nicht zufriedenstellend beantworten kann.
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 16. Dezember 2012 22:16

26. August 1939, Deutschland, Raum Oppeln.

Es herrscht große Unruhe bei den Mannschaften. Das Ok.d.H.Gr. hat uns angewiesen die Zufahrtsstraßen zu raeumen um durchziehende Truppen nicht aufzuhalten. Die Soldaten befuerchten offensichtlich das schlimmste, aber diese Angst teile ich nicht. Ich weiss schließlich von nichts. Mir ist zwar nicht entgangen das die gesamte Heeresgruppe in Bewegung geraten ist, aber offensichtlich bedarf man unserer Hilfe nicht.
Den Indizien nach zu urteilen, befohlenen Funkstille, durchmarschierenden, motorisierten Verbaenden, Konzentration der Artillerie und ihren Versorgungsfahrzeugen, scheint ein Angriff noch fuer diesen Abend bevor zu stehen.
Doch nichts genaues weiss man nicht. Ich habe meine Funk- und Kommunikationsabteilung gebeten mal ein wenig in den Aether zu lauschen, aber außer angestrengtem Rauschen ist dort auch nicht viel in Erfahrung zu bringen.

Erst ab ca. 21 Uhr ist im Aether sprichwoertlich der Teufel los. Das bruellende Nichts wurde durch heiseres Geschrei aus allen Richtungen ersetzt. Das Ok.d.H.Gr. versucht verzweifelt die im Marsch befindlichen Divisionshauptquartiere zu erreichen, kaempft aber mit den Unzulaenglichkeiten der befohlenen Funkstille. Trotz der ernsten Lage koennen Oberst Oestenmarsch und ich uns ein haemisches Grinsen nicht verkneifen, schließlich kommt uns die Situation sehr bekannt vor. Nachdem was wir uns aus diesem Chaos so zusammen stueckeln konnten hat die Reichsfuehrung wohl einen geplanten Angriff mal wieder in letzter Minute abgebrochen. Repita non placent.
Kurz vor Mitternacht bekommen wir von unserem Pionierbattaillon noch eine schlimme Meldung herein. Durch eines ihrer Feldlager ist ein Zug Panzer gefahren und hat erhebliche Schaeden verursacht. Ueber Tote oder Verletzte haben wir noch keine Informationen.

27. August 1939, Deutschland, Bereitschaftsraum Pionierbattaillon, 1. Alpenjaegerdivision.

In den fruehen Morgenstunden habe ich das Pionierbattaillon erreicht und den Schauplatz des Geschehens besichtigt. 4 Panzer III sind einmal Quer durch das Quartier der Truppe gewalzt und haben dabei eine Reihe Zelte nieder gemacht. Dank dem sehr aufmerksamen und gescheiten Wachsoldaten Hackl konnte allerdings Personenschaden vermieden werden. Er loeste, nachdem er die Fahrtrichtung der Panzer erkannt hatte, einen Luftalarm aus. Alle Soldaten kamen so noch rechtzeitig aus den Zelten und konnten sich vor den Panzern absetzen.
Der Sachschaden belaeuft sich auf 15 zerstoerte Zelte, einer Anzahl von Schlafdecken, zerstoerten Privatsachen und einer zermanschten Feldkueche. Ersatz wurde schon bestellt und durch den Versorgungsstab fuer den Vormittag zugesichert.

Nach einem deftigen Anschiss fuer den Zugfuehrer unserer verirrten Panzerfahrer und Androhung von Kriegsgericht ließ ich mich mit einem mueden Oberst Blumentritt verbinden. Ich aeußerte meinen Unmut darueber was hier des Naechtens und auch am Vortage geschehen ist. Die Gefaehrdung meiner Soldaten durch Befehle die ich nicht kenne ist fuer mich als Divisionskommandeur nicht zu ertragen und auch nicht zu tragen. Als Antwort erhielt ich nur das man in der H.Gr. auch nicht gerade Gluecklich ueber die letzte Nacht seie.

Eintragung im Divisionstagebuch: „Der Gefreite Hackl des XVI Pionierbattaillons erhielt heute fuer sein kluges und umsichtiges Handeln in den Nachtstunden am Vortage, bei einem Einbruch eines befreundetes Panzerzuges in das Quartier der Pioniere, eine Belobigung vor der Truppe.“

28. August 1939, Deutschland, Raum Oppeln.

Besuch durch Oberst Blumentritt und Generalmajor Guderian im Divisionshauptquartier. Ersterer brachte neue Befehle, letzterer hatte die Schaeden im Pionierbattaillon besichtigt und sich fuer die Vorkommnisse entschuldigt. Ich habe meine Androhung von Kriegsgericht fuer den Zugfuehrer des Panzerzuges daraufhin zurueck gezogen. Im weiteren Verlauf des Tages gab es Abstimmungen zwischen seinem und unserem Stabe dabei fiel auf das in den Karten des Ok.d.H.Gr. der Standort des XVI Pionierbattaillons nicht eingezeichnet gewesen ist. Dies fuehrte neben einem Fahrfehler des Zugfuehrers vermutlich zu dem naechtlichen Zwischenfall. Das Ok.d.H.Gr. wurde durch uns auf diesen Mißstand hingewiesen.

Die neuen Befehle setzen ab sofort die gesamte Division in Marschbereitschaft. Im Falle eines Konfliktes bildet das KG Breslau nicht mehr die Reserve sondern soll geschlossen im Sog der mechanisierten Kraefte vorruecken. Vorbereitungen diesbezeuglich laufen augenblicklich an.

29. August 1939, Deutschland, Raum Oppeln.

Meldung eingetroffen: „Fall Weiß, 1. y = Tag = 30. 8., Uhrzeit 4.45“

Aufmarsch eingeleitet, Divisionshauptquartier wird mobilisiert. Ich habe mich dazu entschlossen die Pioniere in die erste Reihe zu setzen und dort mit einem SdKfz. 221 den Bewegungen zu folgen. Oberst Oestenmarsch uebernimmt derweil das Kommando im Divisionshauptquartier.

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Alles geht sehr schnell, die Truppe ist gut auf einander abgestimmt und arbeitet ohne notwendige Korrekturen. Wir schließen im Schutze der Abenddaemmerung zur polnischen Grenze auf und versuchen alle noch einmal eine Muetze voll Schlaf zu nehmen. Den aelteren Soldaten gelingt dies recht Problemlos, doch die Juengeren bleiben Wach. Es herrscht Grabesruhe.

30. August 1939, Deutschland, nahe der polnischen Grenze.

4. Uhr, bin durch Uffz.Dengelmann geweckt worden. In der Naehe ist Motorenlaerm zu vernehmen. Ein Blick gen Himmel zeigt Kondensstreifen einer Staffel Flugzeuge welche die Grenze ueberquert haben. Es wird keinen Abbruchsbefehl mehr geben. Selbst wenn, er kommt jetzt ohnehin zu spaet.
Uffz. Dengelmann und der Funker OG Heiners machen gerade das SdKfz. 221 fahrbereit waehrend ich noch einmal die Funktion meiner Langen Pistole 08 ueberpruefe.

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Das sie funktioniert bezweifle ich nicht, denn es handelt sich hierbei noch um ein echtes Stueck deutscher Wertarbeit. Ich habe sie 1917 bei einem Sturmangriff franzoesischer Kolonialsoldaten erbeutet. Mein damaliger Vorgesetzter war der eigentliche Besitzer dieser Waffe, starb aber als die Kolonialsoldaten in den Graben eindrangen. In dem wilden Gemenge mit den Negern explodierte im Graben eine Handgranate und schleuderte mich in einen Unterstand. Da dieser augenblicklich anfing in sich zusammen zu fallen kroch ich wieder heraus und blickte in 15m Entfernung in das Gesicht eines Negers. Vor Schreck wie gelaehmt musste ich mit ansehen wie er seinen Karabiner hochriss und auf mich anlegte. Ich zog daraufhin meinen Kopf ein, versuchte ihn mit meinen Haenden zu schuetzen und schloss meine Augen. Es folgte der Schuss der mich toeten sollte, aber es klang gedaempft, wie ein Huelsenreißer. Ich riss daraufhin meinen Kopf mit offenen Augen hoch und sah in das erschrockene Gesicht des Negers. Hatte der Idiot tatsaechlich daneben geschossen?
Er wurde hektisch und fingerte hilflos an seinem Karabiner herum. In diesem Moment erwachte ich aus meiner Schockstarre und erblickte knapp zwei Meter von mir entfernt die Lange Pistole 08 die, von einer blutigen Hand verkrampft umklammert, aus dem Brei empor gehalten wurde. Sprung nach vorne, entreißen der Waffe und anlegen waren eins.
Der Neger ruettelte immer noch hilflos am Verschluss seines Karabiner umher als ich die letzten drei Schuss, die noch im Magazin waren, auf ihn abfeuerte. Die erste Kugel war eine Fahrkarte, die zweite ging in den Bauch und die dritte durchschlug seinen den Hals. Er lies daraufhin seine Waffe fallen und kippte mit einem Gurgeln nach hinten um. Ich krabbelte durch den blutigen Matsch zum Neger herueber und sah dann seine weit aufgerissenen, braunen, gebrochenen Augen. Von ihm ging keine Gefahr mehr fuer mich aus. Als naechstes ergriff ich seinen Karabiner und loeste den Verschluss, wobei eine leere, aber verbrannte Patronenhuelse heraus fiel. Anschließend pruefte ich noch den Lauf und war den Bruchteil einer Sekunde der Meinung darin ein Projektil zu sehen. Da knallte es mit einem Male laut, der Lauf war leer, etwas traf mich am Kopf und ich wurde zu Boden geschleudert. Ein paar Sekunden konnte ich noch den Himmel ueber mir sehen ehe ich das Bewusstsein verlor.

Als ich wieder zu mir kam lag ich immer noch im Schuetzengraben, neben mir der Neger und vor mir sein Karabiner der sich mit dem Lauf in den Schlamm gebohrt hatte. Ich war koerperlich aber immer noch, bis auf ein paar Schrammen und eine Platzwunde am Kopf unverletzt. Vielleicht habe ich das mit dem Projektil im Lauf nur getraeumt doch etwas in mir ist damals im Schuetzengraben gestorben, von der Kugel mitgerissen worden. Ich hockte mich neben den Neger und schloss seine Augen, da er mich so entsetzt ansah und ich das nicht ertragen konnte.
Der eingeleitete Gegenangriff deutscher Soldaten traf wenig spaeter im Schuetzengraben ein und fand mich dort neben den toten Kaempfern beider Seiten. Die Soldaten blickten mich an als seie ich der Tod persoenlich. Spaeter kam noch ein junger adliger Leutnant der trotz meines Aussehens wohl Gefallen an der Langen Pistole 08 fand. Er forderte daraufhin einen seiner aelteren Soldaten dazu auf mir die Waffe abzunehmen. Dieses Ansinnen wurde aber mit einem: „Selbst ist der Mann, Sie wissen ja wo sie ist.“ quittiert.
Der adlige Schnoesel versuchte anschließend mir diese zu entreißen, machte aber Augenblicke spaeter Bekannschaft mit dem blutigen Grabenboden. Seine Soldaten griffen nicht ein und so zog er wieder ab, nicht ohne die ueblichen Drohungen mit dem Kriegsgericht.

Von da ab war mir diese Waffe ein treuer Begleiter die alle finanziellen Gebote, sie ist inzwischen selten geworden, und Ausmusterungen ueberstanden hat. Dies aber auch nur weil sie die selbe Munition abfeuert wie die modernen Ordonanzwaffen. Den letzten Schuss habe ich damit damals in Schlesien auf einen polnischen Freischaerler abgefeuert. Es ist wohl Schicksal das sie den naechsten vermutlich wieder auf Polen abfeuern wird.

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Zum selben Zeitpunkt hatte Unteroffizier Dengelmann die Vorbereitungen im SdKfz 221 abgeschlossen. Da stieß ihn mit einem Male der Obergefreite Heiners an, deutete zu Nachtwandler herueber und sagte leise: „Kuckmal wie der Alte da steht.“.
Der Unteroffizier folgte der Andeutung und betrachtete den Generalmajor einen Moment lang. Derweil sprach Heiners leise weiter: „Seine Augen leuchten, wie bei einem 1000 Meilen Blick. Woran er wohl gerade denkt?“ „Vermutlich an den Witwenmacher da. Das sieht ja fast Antik aus.“. Dengelmann nickte zur Bestaetigung noch einmal und setzte sich dann den Stahlhelm auf: „Das ist eine Lange Pistole 08 aus dem 1. Weltkrieg. Vielleicht kocht er gerade Erinnerungen aus.“.
Heiners blickte etwas ueberrascht zum Uffz. und sagte: „Ist sowas altes ueberhaupt noch zulaessig?“ „Auf Wunsch glaube ich. Sie verschießt ja dieselbe Munition wie unsere P38 und du weist ja das unsere Offiziere manchmal etwas schrullig sind.“.
Der Obergefreite Heiners rutschte wieder zurueck in den Wagen und versuchte sein Funkgeraet zu aktivieren. Dengelmann selbst achtete noch ein Weilchen auf den Generalmajor und rief diesem schlußendlich zu: „Generalmajor, Zeit 0440.“.

Fenix steckte augenblicklich die Waffe wieder in Holster, kam zum Fahrzeug herueber und stieg ein. Derweil schaffte OG Heiners es endlich dem Funkgeraet einige Toene zu entlocken: „bellum omnium contra omnes“. „Was ist das denn?“ fragte er nur verdutzt.
„Latein, Krieg aller gegen alle.“ erwiderte Fenix noch ehe der Motor aufheulte und das Fahrzeug in Bewegung setzte.
Widerstand ist echt mein Ding! - S. Tapir