[HoI II AAR] The guilty have no pride

AARs zum Zeitpunkte der beiden Weltkriege

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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 17. Dezember 2012 21:34

30. August 1939, Deutschland - Polen Straße nach Tschenstochau.

5 Uhr, Die Speerspitze des Angriffs bilden in unserem Frontabschnitt die KG Hausser, KG Kleist und KG Guderian. Die Panzer der vorgenannten Kampfgruppen haben um 4.45 Uhr die Grenze ueberschritten und seit 4.57 Uhr ersten Feindkontakt. Die Masse der Feindkraefte besteht aus Infanterie die fuer den Kampf gegen die modernen Panzer III unzureichend bewaffnet ist. Dem Funkverkehr ist zu entnehmen das es den polnischen Streitkraeften nicht gelingt den motorisierten deutschen Verbaenden geordneten Widerstand entgegen zu setzen. Wo die Polen sich nicht in unwegsames Gelaende zurueck ziehen werden sie von deutschen Panzern ueberrollt.

Die 1. Alpenjaegerdivision folgt der 2. Panzer Division (Guderian) entlang der Straße nach Tschenstochau. Unser Operationsziel ist die Stadt Skierniewice oestlich von Warschau.

Die ersten Soldaten der 1. Alpenjaegerdivision die um 5 Uhr die polnische Grenze ueberschreiten sind die Pioniere des Pionierbattaillons. Sie treffen hierbei auf keinerlei Widerstand. Gegen 5.24 Uhr erreicht mich eine erste Meldung ueber polnische Soldaten die uns in Gruppen entgegen kommen und bereits kapituliert haben. Da wir den Anschluß an die 2. Panzer Division halten muessen lassen wir die polnischen Soldaten auf die umliegenden Felder ausweichen um dort auf die nachrueckende Infanterie zu warten. Ein polnischer Trupp der wenig spaeter versucht vor uns davon zu laufen wird mit einer MG-Garbe, ueber deren Koepfe hinweg, zum stehen gebracht und ergibt sich im naechsten Moment.

5.44 Uhr, Uns erreicht die Meldung, das in der Ortschaft Kalincie erster zaghafter Widerstand geleistet wird. Ein Zug Pioniere geht daher zum Angriff ueber und versucht die Ortschaft zu nehmen.

6.07 Uhr, Die Fuehlung mit den motorisierten Einheiten der 2 Panzerdivision reist ab. Sie sind fuer uns zu schnell unterwegs und stossen mit hoher Geschwindigkeit weiter gegen den Feind. Die 2. mot. Infanterie Division, die ebenfalls zum KG Guderian gehoert, begleitet den Angriff der Panzer. Die Ortschaft Kalincie ist genommen, drei polnische Soldaten starben, zwei weitere wurden verletzt und 25 weitere haben kapituliert. Ein Gebaeude der Ortschaft hat Feuer gefangen, die polnischen Soldaten wurde angewiesen die Anwohner beim loeschen zu unterstuetzen.

7.15 Uhr, die polnischen Streitkraefte haben sich gefangen und beginnen jetzt Widerstand zu leisten. Aus Waldstuecken beiderseits der Straße wird das Feuer auf unsere Soldaten eroeffnet, was aber ohne Wirkung bleibt. Im schnellen Gegenstoß konnten die Feindstellungen ohne Verluste genommen werden. Ein festgesetzter polnischer Hauptmann beschimpfte uns dafuer aufs Aeußerste und erklaerte, das „Marschall Smigly - Rydz uns noch nach Berlin jagen werde“.
So sehr es der derzeitigen Marschrichtung widerspricht, so auffallend ist doch die Tatsache das wir bisher auf keinerlei nennenswerte Verteidigungsanlagen getroffen sind. Das ist auch einer der wesentlichen Gruende dafuer das unsere Angriffe bisher so erfolgreich sind. An eine Verteidigung schien hier niemand gedacht zu haben, im Gegenteil. Die polnischen Verbaende sind mitsamt ihrem Troß nah an der Grenze konzentriert und stehen sich nun gegenseitig im Weg.
Die Abwehr hat inzwischen mitgeteilt das der polnische Armeekommandeur im Raum Tschenstochau tatsaechlich Marschall Smigly - Rydz ist. Es bleibt abzuwarten wie sich das auf die folgenden Kaempfe auswirkt.

9 Uhr, Guderian meldet das die 2. Panzerdivision die letzten Kampfeinheiten vor Tschenstochau ueberrannt hat und jetzt nur noch Nachschubabteilungen ueberrollt. Der polnische Widerstand bricht daraufhin in sich zusammen. Dem Funkverkehr und den Absetzbewegungen nach zu urteilen versucht der Marschall Smigly - Rydz seine Verbaende vor Radom in einer Verteidigungstellung zu sammeln. Unser Vormarsch kommt, gemessen an unseren Mitteln, zuegig vorran. Wir treffen nur noch auf leere oder ueberrannte Stellungen, von daher fahre ich die Straße wieder zurueck um Kontakt mit dem Divisionshauptquartier herzustellen.

+++ Sondermeldung +++ Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt +++ Sondermeldung +++
Die Verteidigungstellungen der polnischen Streitkraefte im Raum Tschenstochau und Thorn (HG Nord) sind auf breiter Front von durchbrochen wurden. Die polnischen Streitkraefte befinden sich in einem ungeordneten, ja geradezu panikartigen Rueckzug. Ueberall bleibt schweres Geraet liegen, Bruecken werden nicht gesprengt, die Gleisanlagen sind voellig intakt und es ergeben sich Reihenweise polnische Soldaten unseren Streitkraeften.
Der Luftwaffe gelang es am vormittage im Raum Radom die polnischen Jagdflieger in einen heftigen Kampf zu verwickeln und nach Warschau abzudraengen.
Diesen Moment der Unachtsamkeit der polnischen Luftwaffenfuehrung hat die II. Luftflotte unter Generalmajor dem Kommando Sperrle ausgenutzt und heftige Angriffe gegen die polnischen Flakstellungen in und um Warschau geflogen.
Die III. Luftflotte (Kesselring) bombardierte hernach die Flugplaetze Warschaus, wobei starke Schaeden bei den Treibstoffdepots und Landebahnen angerichtet wurden. Die polnische Luftwaffe wird in den weiteren Verlauf der Kaempfe keine Rolle mehr spielen, da der Militaerflughafen bei Lodsch ebenfalls heftig getroffen wurde und der Militaerflugplatz in Brest - Litowks zu weit oestlich liegt.


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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 18. Dezember 2012 21:53

1. September, Polen, Tschenstochau, 1 Uhr.

Die 2. Panzerdivision hat Tschenstochau erreicht und die Stadt kampflos genommen. Die Division setzt ihren Vormarsch nach Radom nun ueber die Straße nach Petrikau fort.

5 Uhr, am Himmel sind deutsche Sturzkampfbomber zu sehen die, nach dem Ausschalten der polnischen Luftwaffe, nun frei agieren koennen. Wo immer wir im Laufe des Tages noch auf polnische Widerstandsnester treffen sind nach wenigen Minuten Stukas zur Stelle und greifen mit fuerchterlichem Sirenengeheul die Stellungen im Sturzflug an. Ob die Stukas dabei etwas treffen oder nicht ist zweitrangig. Die polnischen Soldaten sind nach den Angriffen im Regelfalle wie geschockt und unfaehig unseren Soldaten noch geordneten Widerstand entgegen zu setzen. Nach einem solchen Angriff stellt die Eroberung von feindlichen Stellungen kein ernsthaftes Problem mehr dar.
Dies und eine gehoeroge Portion Glueck sind vermutlich die Ursache dafuer das wir, trotz kleinerer Scharmuetzel, bisher keine Verluste zu beklagen haben.

14 Uhr, die motorisierten Kampfgruppen melden vor Petrikau ein Begegnungsgefecht mit polnischen Kavallerieverbaenden, welche unter hohen polnischen Verlusten abgewiesen werden. Ob die Kavallerieregimenter zur polnischen Armeegruppe gehoeren ist zwar nicht bekannt, allerdings ist ihre Aufgabe in diesem Gefecht die Deckung des polnischen Rueckzugs als Avantgarde. Eine Aufgabe der die Kavallerie nicht mehr gewachsen scheint.
Den Schilderungen nach zu urteilen haben die Kavalleristen versucht, aus Waldstuecken heraus, in kurzer Distanz die motorisierte Infanterie anzugreifen. Doch der sofortige Einsatz von Panzern ließ diesen Vorteil obsolet werden. Die Infanteristen haben, von den LKW's herunter, das Feuer mit Maschinengewehren eroeffnet. Die begleitenden Panzer III drehten sofort ab und fuhren mit hoher Geschwindigkeit und aus allen Rohren feuernd den Kavalleristen entgegen. Dieses Sturmabwehrfeuer wirkte sich verheerend auf die angreifende Kavallerie aus und die wenigen Ueberlebenden suchten ihr Heil in der Flucht.

2. September, Polen, Tschenstochau, 6 Uhr.

Die motorisierten Kampfgruppen haben Radom widerstandslos besetzt und ein Teil hat den Vormarsch auf die Weichseluebergaenge suedlich Warschaus fortgesetzt. Gegen 20 Uhr kommt es dabei an einigen Bruecken zu kurzen Gefechten mit Kavallerieeinheiten welche ebenfalls versuchen die Weichsel zu ueberqueren. Dabei koennen sich die Panzer abermals durchsetzen und die Bruecken noch vor der Sprengung sichern.
Wir hecheln dem Geschehen derzeit nur hinterher.

+++ Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt +++ Sondermeldung +++

21 Uhr Westfront.
Am Oberrhein bei Freiburg versuchen franzoesische Verbaende im Schutz der Dunkelheit den Rhein zu ueberqueren. Hierbei treffen sie auf den erbitterten Widerstand des 4. Korps unter Generalleutnant von Leeb. Brueckenkoepfe des Feindes auf Reichsgebiet werden zu dieser Stunde mit heftigen Gegenangriffen attackiert. Um jeden Meter Boden wird im heldenhaften Abwehrkampf mit dem Feind gerungen.
Die Bevoelkerung in den betroffenen Gebieten ist dazu aufgerufen die Ruhe zu bewahren und die Straßen zu raeumen.


3. September, Polen

10 Uhr Lublin, die KG Guderian meldet die erfolgreiche Einnahme der Stadt Lublin und befindet sich nun oestlich der Weichsel. Durch diesen Schritt konnte die Eisenbahnverbindung Warschau - Lublin - Krakau unterbrochen werden, wodurch der Feind dazu gezwungen ist seinen Nachschub und die Verstaerkungen ueber das schlecht ausgebaute Schienennetz oestlich des Flusses Bug umzuleiten. Dies duerfte die Wehrkraft der polnischen Kampfverbaende im Raum Krakau zusaetzlich schwaechen.
Das Ok.d.H.Gr. Hat daraufhin die KG Guderian angewiesen in Lublin halt zu machen. Tatsaechlich waere doch gerade jetzt ein schnelles Vorstoßen der Kampfverbaende nach Osten notwendig...

12 Uhr Die 1. Alpenjaegerdivision hat endlich Skierniewice erreicht und kampflos besetzt. Zeit zum Erholen ist allerdings nicht, da wir sogleich weiter nach Pruszków, der letzten großen Stadt westlich von Warschau, vorruecken sollen. Gegen 18 Uhr erreichen bereits die ersten Aufklaerungseinheiten die Stadt und besetzen diese. Weiterhin keine Kampfhandlungen.

+++ Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt +++ Sondermeldung +++

Westfront.

Den franzoesischen Streitkraeften ist heute unter hohen Verlusten an Mensch und Material der Ausbruch aus den Brueckenkoepfen am Oberrhein gelungen. Doch dies bedeutet fuer den Gegner kein Gewinn da nun jeder weiterer Meter Boden erkaempft werden muss. Dabei erldeidet der Feind besonders am Westwall starke Verluste.

Ostfront.

Durch die Wegnahme von Thorn und Plock durch motorisierte Verbaende der KG Hoth haben sich heute am Unterlauf der Weichsel deutsche Soldaten der Heeresgruppe Sued und der Heeresgruppe Nord getroffen. Damit konnten die Staedte Posen, Bromberg, Lodsch und Danzig sowie die polnischen Verteidiger der selben vom Rest Polens abgeschnitten werden. Durch diese schnelle Umfassungsoperation sind die polnischen Verteidger von Thorn gezwungen sich nach Lodsch zurueck zu ziehen und koennen nicht mehr in die Kaempfe um die Weichsel und Ostpolen eingreifen.
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 10. März 2013 20:46

20 Uhr, Polen, Pruszków, polnisches Gutshaus.

Dank unserem motorisiertem Gefaehrt gelangte ich noch vor Einbruch der Dunkelheit nach Pruszków. Dort hatte sich, neben den erschoepften Aufklaerungsabteilungen, die San.-Abteilung des I. Bataillons in einem Gutshaus am Stadtrand einquartiert.
Von den Besitzern des Gutshauses war, bis auf die Spuren ihrer hastigen Flucht, nichts zu sehen. Das Gelaende auf dem sich das Gutshaus befand war gut Sechs Hektar groß und umfasste, neben dem besagten zweistoeckigem Gutshaus, ein Gebaeude fuer die Knechte und Maegde, Stallungen fuer Reittiere und ein intaktes Lagergebaeude. Da die Knechte und Maegde nicht mit den Besitzern geflohen waren, hatte die San.-Abteilung sich im unteren Geschoss des Gutshauses Quartier bezogen. Nicht benoetigtes Inventar, sowie die Wertgegenstaende, waren in einen gesonderten Raum im oberen Stockwerk umgelagert und vor der Tuere zwei Posten aufgestellt worden.

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Im unteren Stockwerk hatte man, neben Schlafplaetzen fuer die Mannschaften, in einem Baderaum einen kleinen San.-Bereich mit zwei Liegen eingerichtet, und war bei meinem Eintreffen mit der Versorgung von drei polnischen Soldaten beschaeftigt.
Der Rest der polnischen Kriegsgefangenen war derweil im Stallgebaeude untergekommen, das zuvor von den Knechten auf Vordermann gebracht und mit frischen Stroh ausgelegt worden war. Vor dem Lagerhaus standen dann auch noch ein paar Posten, einerseits um Pluenderungen zu verhindern, andererseits um die Waffen der polnischen Kriegsgefangenen zu bewachen.

Nachdem ich die Anlage begutachtet und die Einhaltung der hygienischen Standards im Stallgebaeude ueberprueft hatte lief ich im Gutshaus unserem Oberleutnant Bergelein ueber den Weg, welcher einen Verband um seine linke Hand trug. Bei dem Oberleutnant handelte es sich um jenen aelteren Offizier der bei der Verkuendung des Kalenderspruches am 1. Januar 1939 einen Schwaecheanfall erlitten hatte. Von Schwaeche war bei ihm aber nichts zu spueren, im Gegenteil, er wirkte eher aufgekratzt, gespannt wie die Saite einer Harfe, bereit beim kleinsten Zeichen auszuschlagen.
Ich brauchte eine Weile um ihn wieder zu herunter zu holen und so kam ich erst ein paar Hoeflichkeitsfloskeln spaeter dazu ihn nach der Ursache seiner Kriegsverletzung zu fragen. Seine erste Antwort war ein gerade zu herzliches Lachen und anschließend erzaehlte er mir dann ganz offen das er sich durch Dussligkeit selbst verletzt hatte. Die Geschichte dazu war tatsaechlich eine die nur das Leben so schreiben konnte. Erst wenn man sich ins Bewusstsein rief das so etwas im Kriege passiert war ahnte man wie surreal das ganze doch war.
Doch der Protagonist hat jetzt das Wort:

„Alles fing ganz harmlos mit einem Defekt an unserem „Blitz“ an. Kurz vor Pruszków quittierte mit einem Male der Motor seinen Dienst und da keine Hilfe in Sicht war entschlossen wir uns den „Blitz“ selbst instand zu setzen. Der Gefreite Schlierbaur machte sich also Kraft seiner Wassersuppe und Bauernschlaeue daran den Defekt im Motorraum zu suchen. Ich attestierte ihn dabei und reichte ihm gelegentlich Werkzeug an und nahm im Gegenzug hin und wieder Teile entgegen. Irgendwann hielt ich dann einen kochend heißen Metallbolzen in meinem Lederhandschuh und flachste mit einem nebenstehenden Soldaten diesbzeuglich herum.
„Scharfe Mutter sucht geilen Bolzen“ oder so aehnlich. Spaeter will Schlierbaur das Ding dann wieder haben und was mach ich Hirni? Grabsch, diesmal ohne Lederhandschuh, ... *zisch*, Wutschrei und das Ding faelt zu Boden. Ich hatte glatt vergessen das er ja noch warm war.

Nun stand ich da also mit einer Brandwunde und suchte nach etwas zu kuehlen. Kuehlen hilft ja ganz gut gegen kleinere Verbrennungen. Da auf unserem „Blitz“, trotz hoehnisch grinsender Soldaten, nichts Erfrischendes zu finden war, entschloss ich mich dazu einem einzeln herum stehenden Bauernhaeusschen einen Besuch abzustatten. Ich vermutete dort eine Wasserquelle. Brunnen, Waschzuber, Viehtraenke, was auch immer.
Ich lauf da also hin, um die Hauswand herum, um die naechste Ecke und, tatsaechlich, da steht eine Schwengelpumpe auf dem Hof samt drei polnischen Soldaten die sich daran ihre Feldflaschen fuellen. An den Krieg hatte ich in diesem Moment gar nicht gedacht.
Da ich die Ordonanzwaffe nicht Griffbereit hatte und auch nicht verbal ausdiskutieren wollte wer nun den Brunnen zuerst benutzen darf bin ich per Hechtsprung zwischen einem Huehnerstall und einer Karnickelbuchte gelandet. Die polnischen Soldaten hatten derweil ihren Fuellvorgang abgeschlossen und begannen dann mit ihren Karabinern auf den Huehnerstall zu schießen.

Allerdings zu hoch, die Kugeln stoben weit ueber mir durchs Holz und bedeckten mich mit Splittern. Als Stellung war der Verschlag nicht zu gebrauchen da er von zwei Seiten aus zugaenglich war und die Gefahr bestand das ich Eingekreist werde. Also fingerte ich meine P38 aus dem Holster und sprang dann auf um auf das Feld hinaus zu laufen. Es krachten noch ein paar Schuesse, die aber auch durch den Huehnerstall gingen wie ich meine und ich konnte weiter laufen. Nach ca. 15 Schritten sah ich dann die Boeschung eines Wassergrabens und rannte darauf zu. Ich wollte mich dort verschanzen, spurte noch einmal richtig und sehe dann, ca. zwei Meter vor mir, einen Stahlhelm mit angeschlossenem Soldaten aus den Graben wachsen. Zum bremsen war keine Zeit mehr, der Soldat sieht mich entsetzt an, ich trete auf dem Helm und springe dann mit lautem „Hurra“ in den Graben.

Noch waehrend ich springe sehe ich noch mehr polnische Soldaten in dem Graben die, sichtlich erstaunt, einen deutschen Offizier in vollem Geroedel in ihre Stellung springen sehen. Ich lande mit beiden Fueßen, rolle mich ab und drehe mich dann mit einem lauten : „HA!“, das so klang als haette ich einen Einbrecher auf frischer Tat ertappt und erhobener Pistole zu den Soldaten um. Auf den ersten Blick ca. 20 Mann, 19 stehen und schauen mich an als ob ich der Weihnachtsmann waehre, einer rutscht jaulend die Boeschung herunter und haelt sich den Kopf.
Nun war es nur eine Nervensache, der Soldat mit Kriegserfahrung gegen die ohne Kriegserfahrung. Ich richte mich also ganz auf, halte weiterhin die Pistole hoch und rufe dann nur: „Pfoten hoch und Waffen weg, los los!“. Ich mache mich dann noch einmal richtig breit und stampf dann entschlossen zu den polnischen Soldaten herueber. Zwei ganz junge Soldaten, fast noch Kinder, rissen dann die Haende hoch und warfen die Waffen weg. Der Rest folgte dann kurzerhands. Die Polen hatten gezwinkert.

Oben sang inzwischen ein MG34 ihr Lied und ich begann damit den polnischen Soldaten die Muntionsgurte zu loesen. Nach einer Handgranatenexplosion kehrte oben Ruhe ein und meine „Gefangenen“ realisierten nun das sie von einem einzelnen Soldaten ueberrumpelt worden waren. Justament riefen oben meine Maenner nach mir und ich rief ihnen kurz meine Position zu. Jetzt erlosch wohl auch der letzte Wille in den polnischen Soldaten. Sie setzten sich seufzend zu Boden und harrten der Dinge die da kommen. Nach ein paar endlosen Sekunden blickte dann der Gefreite Schlierbaur mit gezuecktem Karabiner ueber die Grabenkannte und rief sichtlich erstaunt aus: „Donnerluettchen, drei haben ihnen wohl nicht gereicht Herr Oberleutnant.“

Wir haben die Polen dann hierher mitgenommen und ich hatte vergessen mir die linke Hand zu kuehlen. Das haben nun die Sanis besorgt.“


Oberleutnant Bergelein hatte sich mit diesem ungewoehnlichen Einsatz das EK II und eine neue Unterhose aus der Versorgungsstelle verdient.
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 10. März 2013 22:01

5. Septermber, Polen, Pruszków.

Aufgrund der unerfreulichen Entwicklung im Westen ist durch die Reichsfuehrung massiver Druck auf das OKW ausgebuebt worden. Tenor dieses Drucks war, die unhaltbaren Zustaende an der Westgrenze zu bereinigen und die „Troedelei“ im Osten zu beenden. Von falschen politischen Vorstellungen und Weissagungen zur Kriegsfaehigkeit und -entschlossenheit der Alliierten war hingegen keine Rede.
Zur weiteren Beschleunigung der Entscheidung im Osten waren nun die die Heeresgruppen im Osten umgruppiert und mit neuen Einsatzzielen bedacht worden.

Die HG Nord hat nach Weisung vom 5. September nun die Aufgabe Warschau zu erobern und die HG Sued gegen Angriffe polnische Verbaende aus dem Osten zu decken.

Die HG Sued hat nun die Aufgabe Suedpolen zu besetzen und die eingekesselten polnischen Truppen in Danzig - Bromberg - Lodsch zu zerschlagen.

Da aber beide Heeresgruppen fuer die Aufgabenstellungen unguenstig positioniert sind und erst nach Tagelangen Umverlegungen die Offensive wieder aufnehmen koennten, werden die Zustaendigkeiten bei den einzelnen Divisionen der neuen operativen Lage angepasst. Das fuehrt unter anderem dazu das die HG Nord die motorisierten Kampfgruppen der HG Sued und auch die KG Breslau unterstellt bekommt.

Unabhaengig von alldem ueber uns wurde der gestrige und heutige Tag zur Reorganisation der Truppe genutzt. Einzig die Aufklaerer und Kundschafter waren weiter im Einsatz verblieben und hatten die Stellungen vor Warschau ausgekundschaftet sowie Luftbilder der Vororte ausgewertet. Nachteilig hierbei ist, das die Luftbilder vom 2. September sind und mit der vor Ort angetroffenen Situation nicht viel zu tun haben. Polnische Stellungen in unserem Gefechtsabschnitt die auf den Luftbildern verzeichnet waren sind inzwischen aufgegeben worden.
Offensichtlich plant der polnische Generalstab die Kaempfe im urbanen Gebiet von Warschau auszutragen. Dies wuerde den polnischen Verteidigern einen nicht unerheblichen Vorteil verschaffen und ein Angriff auf Warschau wuerde einen hohen Blutzoll fordern.
Letzten Berichten zufolge sind in Warschau noch gut acht polnische Divisionen stationiert.

Derzeit versucht das zweite Korps unter v. Wietersheim von Allenstein aus das Fluesschen Snardwy zu ueberwinden um die letzte Verkehrsader der Polen bei Lomza zu unterbrechen. Hierbei scheint man bisher auf keinen nennenswerten Widerstand gestoßen zu sein.

6. September, Polen,

6 Uhr. Um Ostroleka westlich von Lomza ist es in der Nacht zu ersten Kaempfen gekommen. Ein polnischer Verband, offenbar in Divisionsstaerke verteidigt die Stadt gegen das zweite Korps. Trotz der nachteiligen Flussueberquerungen koennen Gelaendegewinne erzielt werden die am Morgen zum Rueckzug des polnischen Verbandes gefuehrt haben.

12. Uhr. Von Ciechanów aus ist eine polnische Armee von sechs Divisionen zum Angriff ueber gegangen und versucht das zweite Korps in der Flanke zu packen. Da keine Reserven zur Deckung des zweiten Korps zur Verfuegung stehen weicht der Verband nach Norden aus. Die Umfassung Warschaus ist gescheitert.

18 Uhr. Plock

Aufgrund der unguenstigen Lageentwicklung im Norden hat die Heeresgruppe Nord zu einer kleinen Lage in Plock geladen um die Situation zu eroertern. Als Vertreter des KG Breslau war ich anwesend. Leiter der kleinen Lage war Feldmarschall von Bloomberg. Ebenfalls anwesend war der Oberkommandierende der Luftwaffe und Reichsmarschall Goering. Der hatte da nun auch wirklich noch gefehlt.

Als erstes ging die Frage durch den Raum woher die Polen die Armee aus dem Hut gezaubert haben das dem zweiten Korps in die Flanke gefallen war. Der Vertreter der KG Guderian schwoert Stein und Bein das sie nicht aus dem Suedosten kommen konnte. Das haette man bemerkt und entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet. Aus dem Raum Suwalki konnten die Truppen auch nicht kommen da die Stadt seit 4. September durch das Erste Korps (v. Bock) besetzt ist und die polnischen Verteidiger, durch Wegnahme strategisch wichtiger Knotenpunkte nach Osten abgedraengt wurden.
Bleibt nur noch Warschau selbst. Das klang einerseits logisch, schließlich konnte so der drohende Einschluss Warschaus verhindert werden und das polnische Oberkommando behielt den Fuß in der Tuer sich bei unguenstiger Entwicklung der Lage in den oestlichen Raum zurueck zu ziehen um den Kampf ebenda fort zu setzen. Andererseits...

... was gab es im Osten zu Verteidigen? Die polnischen Truppen hatten sich im offenen Gelaende als zu schwach erwiesen und konnten die deutschen Truppen nicht aufhalten. Das was ihnen im Westen mit wesentlich mehr Truppen nicht gelungen ist wird ihnen im Osten mit wesentlich weniger Truppen noch viel weniger gelingen. Warschau war zudem das polnische Wirtschaftszentrum und Nationalsymbol schlechthin. Ein Verlust desselben wuerde die Moral der polnischen Truppe empfindlich treffen. Auch das Argument „den Kampf im Osten“ fortzusetzen war nur bedingt tauglich, da die polnische Industrie in diesem Raum unterentwickelt und nicht in der Lage ist dort Verbaende zu versorgen.

Zweite Frage. „Kleiner Mann, was nun?“ Ich setzte mich fuer einen direkten Angriff auf Warschau ein. Durch den Ausbruch der polnischen Armee nach Osten war Warschau nur noch schwach verteidigt und konnte so quasi im Handstreich genommen werden. Das wuerde zwar keine Umfassungsoperation die auf Landkarten immer so schoen aussieht, aber es war Effektiv. Allerdings wuerde es dadurch notwendig sein die Polen noch ein zweites Mal zu einem spaeteren Zeitpunkt zu schlagen, dies aber auf guenstigerem Gelaende. Was sprach dagegen eine fruehe Schlacht gegen schwache polnische Kraefte in schwierigem Gelaende und eine spaetere gegen starke polnische Verbaende in geeigneterem Gelaende zu fuehren?
So gesehen haetten uns die Polen durch ihre Preisgabe Warschaus sogar noch einen Baerendienst erwiesen.

Dies rief nun den Reichsmarschall auf den Plan. Er forderte das der Schwerpunkt von Warschau weg nach Osten, zur polnischen Hauptmacht in diesem Abschnitt, gelegt wird um die Truppen dort zu vertreiben. Die fliehenden Truppen wuerde dann seine Luftwaffe zerschlagen. Meinen Einwurf das die Polen sich auch nach Warschau zurueck ziehen koennten und uns dort ein viel schlimmerer Klotz am Bein waeren wischte der Reichsmarschall mit der Bemerkung: „Dann zerstoert meine Luftwaffe eben Warschau wenn das Heer dazu nicht in der Lage ist.“ vom Tisch.
Allerdings von da nicht viel weiter, da von Bloomberg sofort erwiderte daß, das Heer nicht an der Zerstoerung Warschaus sondern an der Besetzung desselben interessiert sei. Sichtlich brueskiert zog sich der Reichsmarschall daraufhin zurueck und Sperrle uebernahm die Position der Luftwaffe.

Auf die Frage der Realisierbarkeit des Planes, von seinem Chef, hin angesprochen war Sperrle schlau genug die Fallstricke zu erkennen und bestaetigte dass, die Luftwaffe in der Lage waere die polnischen Divisionen zu zerschlagen. Allerdings erst in fruehestens zwei Wochen, wenn die Operationen der Heeresgruppe Sued abgeschlossen sind. Dann stuenden naemlich die Luftflotten aus Berlin und Breslau fuer eine Operation gegen Warschau zur Verfuegung. So lange konnten wir aber nicht warten...

Gegen 22 Uhr entschied sich „von Bloomberg“ dann fuer ein direktes Vorgehen gegen Warschau.
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 11. März 2013 21:31

7. September 1939, Polen, Pruszków

7. Uhr, Die Lage im Westen scheint sich weiter angespannt zu haben. Eben gerade kam eine Anfrage direkt vom OKH herein wie schnell wir fuer einen Abtransport nach Westen bereit seien. Oberst Oestenmarsch schreibt hierzu die Antwort.
Ich selbst habe gerade die Lageberichte studiert und warte eigentlich nur noch auf den Angriffsbefehl. Dieser verzoegert sich aber Stunde um Stunde ohne das es dafuer eine ausreichende Erklaerung gibt. Das Ok.d.H.Gr. schweigt sich zu der ganzen Sache auch konsequent aus. Ueberhaupt faellt auf, das Feldmarschall Bloomberg die Sache wesentlich distanzierter als Generaloberst von Rundstedt behandelt. Wo der Generaloberst mit wenigen Worten in der Lage war seine Ziele zu beschreiben und man sich immer in seinen Plaenen wiederfinden konnte, schweigt unser Feldmarschall beharrlich vor sich hin. Bei ihm konnte man das Gefuehl kriegen uns ginge die ganze Sache ja nichts an.
Dieses Verhalten laesst uns zwar im ungewissen, hat fuer ihn aber den Vorteil das ihm nicht staendig jemand mit einem: „Ich hab da auch noch eine gute Idee...“ dazwischen hampelt.

11. Uhr, Eingabe vom Ok.d.H.Gr. „XIV > W < XII“

14. Uhr, der Vormarsch ist in vollem Gange. Den knappen Vorabberichten nach zu urteilen ist es bisher zu keinerlei Kampfhandlungen gekommen. Die Vororte Warschaus die wir durchqueren sind gaenzlich unverteidigt. Es liegt aber Gefechtslaerm in der Luft, also scheint es anderswo nicht so glatt zu verlaufen.

16. Uhr, die Vorausabteilungen naehern sich den Weichselbruecken, welche aber schon von deutschen Fallschirmjaegern besetzt sind. Vormarsch geht mit hohem Tempo weiter.

17. Uhr, das Zentrum von Warschau ist durch Fallschirmjaeger besetzt worden. Wir ziehen durch die Stadt in Richtung des Unterlaufs des Bug um uns fuer die Ueberquerung desselben vorzubereiten. Bisher haben wir keine Verluste zu beklagen, was mir die Sache langsam ein wenig unheimlich macht. Nicht das mich diese Tatsache nicht freuen wuerde, aber meistens kommt dann immer ein ganz dicker Hammer.

Bild
Lage bis 9. September 1939

9. September 1939, Polen, Warschau

7 Uhr, das Ok.d.H.Gr teilt uns mit das sowjetische Truppen die Grenze Polen ueberschritten haben und nach Westen draengen. Waehrend um mich herum noch geraetselt wird was dies zu bedeuten hat, wir haben ja schließlich einen Nichtangriffspakt, ahne ich das Polen zwischen beiden Staaten aufgeteilt worden ist.
Die spaeter am Tage aufkommende Euphorie ueber diesen Schritt der Sowjetunion kann ich allerdings nicht teilen. Die Westallierten werden uns naemlich nicht die Freude machen der Sowjetunion den Krieg zu erklaeren...

10. September 1939, Polen, Warschau

7 Uhr, heute hat Reichsluegenbaron Goebbels, den Namen hat er von Generaloeberst von Rundstedt fuer seine „Frontberichte“ in der Wochenschau verpasst bekommen, mit großem Pathos verkuendet das Muenchen zur Festung erklaert wird. Die „Hauptstadt der Bewegung“ werde nicht in die Haende der Gegner fallen.
Ueber die schwere dieses Schrittes, der sicher ein politisch motivierter gewesen ist, sind sich die Herren in Berlin wohl nicht ganz im klaren. Wenn es naemlich ganz schlecht kommt kann die „Hauptstadt der Bewegung“ naemlich bald ohne das „Stadt“ im Titel auskommen.
Muenchen ist nun im militaerischen Sinne eine Festung und den Franzosen steht es nun frei die Stadt zu stuermen, auszuhungern oder konsequent zu zerstoeren. Die Verantwortung fuer Muenchen traegt naemlich nicht der Angreifer, sondern der Verteidiger.
Ich hoffe instaendig das dies nicht im Sinne „der Bewegung“ ist.

19 Uhr, das Ok.d.H.Gr. Hat den Angriffszeitpunkt fuer die Ueberquerung des Bugs auf morgen um 8 Uhr festgelegt. Da die polnischen Verbaende in diesem Gebiet nur noch offen steht zu kaempfen, ein Rueckzug in das sowjetisch besetzte Territorium steht wohl nicht zur Disposition, bereite ich die Truppe auf einen harten Kampf um die beiden Bruecken in unserem Operationsgebiet vor.

11. September 1939, Polen, Unterlauf des Bug

8 Uhr, nachdem wir die ersten Verteidigungsstellungen der Polen vor den beiden Uebergaengen punktweise umgangen bzw. genommen haben und im schnellen Marsch in Richtung der Bruecken sind, kam es im Funk zu ersten Anfragen der polnischen Gegenseite ueber Verhandlungen. Um meine Maenner zu schonen bin ich darauf eingegangen und verhandele nun mit einem gewissen Oberst Naltschysk ueber die Kapitulation der 33. Infanterie-Division.
Offensichtlich scheint seine Motivation die selbe zu sein, da er nur Forderungen bezeuglich der medizinischen Versorgung und Unterbringung seiner Soldaten stellt. Zudem verlangte er das keiner seiner Maenner gegen seinen Willen nach Ostpolen, in die Haende der Sowjets, abgeschoben wird. Obwohl ich ihm in dieser Frage keine Zugestaendnisse machen konnte, das war schließlich eine Sache der Politik, ließ Oberst Naltschysk es zu das wir die Buguebergaenge ohne Gegenwehr nehmen konnten. Jeglicher Widerstand seitens der polnischen Soldaten wurde eingestellt.

14 Uhr, die polnischen Truppen im Gebiet Lomza haben kapituliert. Der polnische Oberst Naltschysk, Ia der 33. Infanterie-Division, der durch seine gewiss nicht leichte Entscheidung vielen Soldaten beider Seiten das Leben gerettet hat, hat die Konsequenzen aus seinem Handeln gezogen und den Freitod vollzogen. Mir persoenlich erschließt sich dieser Schritt nicht. Jeder Offizier traegt die Verantwortung fuer die Soldaten unter seinem Kommando und hat immer das Wohl und Wehe dieser Maenner bei seinen Entscheidungen zu beruecksichtigen. Einen Verteidigungsbefehl der ohne eine Hoffnung der Lagebesserung oder gar Sieg gegeben wird und auch wirklich Niemandem mehr etwas nuetzt ist abzulehnen. Eine solche Entscheidung, bei so einer Lage, wird auch vor jedem Kriegsgericht akzeptiert und ist nicht Ehrenanruechig.

Oberst Naltschysk ist auf Anweisung des Divisionskommandeurs der 1. Alpenjaeger-Division und nach Abstimmung mit dem Divisionsstab der 33. polnischen Infanterie-Division mit allen militaerischen Ehren beigesetzt worden.

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Lage am 12. September 1939

13. September 1939, Polen, Lomza

Die KG Breslau kontrolliert jetzt das gesamte Gebiet im Raum Lomza westlich der neuen deutsch-sowjetischen Grenze. Bei einer ersten Grenzbegehung vielen mir einige Panzer hinter der Grenze auf. Diese sind offenbar leichten Typs und von der Form her anders gebaut als die unsrigen. Was wesentlich erstaunlicher ist, ist die Tatsache das hier schon sowjetische Panzer sind. Innerhalb von vier Tagen haben die Panzer offenbar ganz Ostpolen durchquert. Dies laesst auf eine sehr hohe Marschgeschwindigkeit oder aber auf einen frueheren Grenzuebertritt der Sowjetunion schließen.

14. September 1939, Polen, Lomza

Die Kaempfe um Krakau und Suedpolen dauern an, verlaufen allerdings sehr einseitig zugunsten unser Streitkraefte. Die motorisierten Kampfgruppen sind inzwischen wieder dem Kommando des Generaloberst von Rundstedt, HG Sued, unterstellt worden und werden nun zur ungarischen Grenze heran fuehrt.

Die KG Breslau ist nach Weisung des OKH dem Kommando der Heeresgruppe Nord entzogen und der Heeresgruppe West unterstellt worden. Wir bereiten derzeit alles fuer den Abtransport nach Westen vor.
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 11. März 2013 22:01

16. September 1939, Polen, Krakau.

11 Uhr, die letzten polnischen Truppen im Raum Krakau haben kapituliert. Bei Unterzeichnung der Kapitulationsurkunde sagte der polnische General nur „Ein Rad dreht sich.“. Offensichtlich hegt er noch immer die Hoffnung dass die Westmaechte den Konflikt auch ohne weitere polnische Unterstuetzung zu Gunsten Polens entscheiden konnten.
Als Randnotiz sollte erwaehnt werden das eine offizielle Kapitulation der polnischen Regierung oder des Generalstabes ausblieb. Tatsaechlich war es so das die fuehrenden Koepfe untergetaucht waren, etwas das ich gerade bei Politikern erwartet habe. Solange es nicht die eigenen Knochen sind haelt man sie ja gerne hin.
Das aber die Mitglieder des polnischen Generalstabes nicht fuer die durch Sie zu verantwortende militaerische Niederlage einstehen wollen und statt dessen die Ihnen untergebenen Offiziere vors Loch schieben, finde ich aus soldatischer Sicht enttaeuschend.
Viele fuehrende Generaele tauchten spaeter wieder in Frankreich auf. Die Vermutung liegt nahe das sie ueber Rumaenien oder gar Ungarn entkommen konnten.

18. September 1939, Deutsches Reich, Frankfurt am Main

Die 1. Alpenjaeger-Division wird auf Weisung der Heeresgruppe West, die unter dem Kommando von Generaloberst von Kaupisch steht, in den Großraum Stuttgart verlegt. Welche Aufgaben uns da erwarten ist bisher nicht klar.

8 Uhr, Die Verlegung laeuft sehr chaotisch ab. Zwar gelingt es dem Divisionsstab permanent Verbindung zu allen Regimentern zu halten aber die Nachrichten die herein kommen sind, gelinde gesagt, enttaeuschend. Unser Zug z.B. befindet sich Momentan seit zwei Stunden auf einem Abstellgleis. Dies heißt aber nicht das die Haupttrasse ueberlastet ist. Im Gegenteil außer uns ist Niemand auf weiter Flur zu sehen. Auch der Lokfuehrer weiss nicht warum wir uns hier befinden. Zu allem Unglueck ist jetzt auch noch Fliegeralarm ausgeloest worden. Das erste Mal in diesem Kriege das ich einen Fliegeralarm erlebe, das zeigt ja doch wie gut unsere Luftwaffe in Polen den Luftraum beherrscht hat.

Da wir uns auf dem Bahnhofsgelaende befinden habe ich angeordnet das die Zuege zu verlassen und geeignete Unterstaende aufzusuchen sind. Da trat aber der naechste Mangel zu Tage. Wir fanden weder Luftschutzunterkuenfte noch einen Luftschutzbeauftragten. Es erscheint mir schier unglaublich, das ein so wichtiger strategischer Ort wie ein Rangierbahnhof ueber keine Luftschutzunterkuenfte verfuegt. Als letzte Maßnahme blieb uns nur noch die Zerstreuung auf einem moeglichst großen Gebiet außerhalb des Bahnhofsgelaendes.

Ich beobachtete den Verlauf des Luftangriffes von dem Unterstand eines Kohlescheffels aus und musste feststellen das unser Gegner offenbar noch unlogischer vorging als wir. Anstatt den, auf dem Praesentierteller gereichten, Bahnhof anzugreifen versuchte der franzoesische Bomberverband eine Fabrik am Stadtrand anzugreifen was aber trotz mehrfacher Anfluege nur unzureichend gelang. Entweder die Bomben gingen vor oder hinter der Fabrik herunter. Der einzig nennenswerte Schaden auf den Fabrikgelaende selbst war die Zerstoerung einer Verladerampe. Richtig Leben in das hilflose Gezirkel am Himmel kam zudem erst als um 11 Uhr deutsche Jagdflugzeuge in die Kaempfe eingriffen. Die Verluste die der franzoesische Bomberverband dabei erlitt sind mit horrend noch wohlwollend umschrieben. In einer spaeteren Bekanntmachung viel die Aussage der Bomberverband seine komplett aufgerieben worden.

Als um 13 Uhr der Luftalarm aufgehoben wurde bot ich der Polizeikommandantur zwei Kompanien an die bei der Festnahme von franzoesischen Piloten Unterstuetzung leisten sollte. Wir hatten ja ohnehin nichts besseres zu tun. Dies wurde aber dankend abgelehnt. Ein anwesender Feuerwehrhauptmann bat wiederum um Unterstuetzung bei der Beseitigung von Schaeden und Flugzeugwracks. Er erhielt diese umgehend.

Gegen 18 Uhr kehrten die Soldaten, durch die Einheimische Bevoelkerung mit allerlei Spezereien fuer die Hilfe bedacht, wieder zu unserem Zug zurueck. Bei einem nachfolgenden Gespraech mit den Kompaniefuehrern wurde klar das die Bevoelkerung den Soldaten Hochachtung entgegen brachte, aber die Reichsfuehrung, welche fuer die Luftangriffe verantwortlich gemacht wurde, massiv an Ansehen eingebueßt hatte.

22 Uhr Endlich erfolgt die Abfahrt nach Stuttgart.

25. September 1939, Deutschland, Stuttgart, Ok.d.H.Gr. West

Aufgrund der unklaren Truppenverwendung und Stationierung wurde heute im Ok.d.H.Gr. West eine große Lage abgehalten die ueber die bisherigen Ereignisse und die zukuenftigen Planungen informieren sollte. Auf Betreiben des Stabes von Generaloberst von Rundstedt, dessen Heeresgruppe Sued die KG Breslau zwischenzeitlich wieder unterstellt worden war, nahm ich ebenfalls an der Besprechung Teil.

Hierbei destillierte sich folgendes heraus.

Lage West:

Nach der Kriegserklaerung der Alliierten gegen das deutsche Reich kam es am 2. September 1939 um 21 Uhr im Westen zu einem Angriff franzoesischer Streitkraefte aus der Maginot-Linie heraus. Der Angriff war gegen das rechte Rheinufer gerichtet und konnte trotz heftiger Gegenwehr durch das HG West 4. Korps (v.Leeb) nur bis zum Tagesanbruch aufgehalten werden. Hierbei griffen auf franzoesischer Seite auch Panzer in die Kaempfe ein. Fuer deren Bekaempfung ist unsere Infanterie nur unzureichend ausgeruestet. Die Befestigungen des Westwalls erwiesen sich im uebrigen als zu schwach um irgendwelchen nennenswerten Einfluss zu haben.
Um weitere Verluste zu vermeiden zog sich das 4. Korps daraufhin, aus unhaltbarer Lage, in einem geordnetem Rueckzug in Richtung Friedrichshafen zurueck.

Am 7. September griffen dann franzoesische Streitkraefte das HG West 5. Korps (Gruen) vor Friedrichshafen an und konnte dieses, dank großer Uebermacht aus den Stellungen werfen. Das 4. Korps war durch den Rueckzug noch geschwaecht und konnte nicht in die Kaempfe eingreifen sondern zog sich umgehend in den Großraum Muenchen zurueck. Ein Entlastungsangriff aus Stuttgart gegen die rechte Flanke der Franzosen blieb aus um die Verteidigung des Industriezentrums nicht zu schwaechen.

Danach nutzten die Franzosen den gewonnen Schwung nicht mehr aus, sondern zogen weitere Verstaerkungen aus dem Westen heran. Da diese nach Informationen der Abwehr ueberwiegend im Großraum Freiburg zusammengefasst wurden, rechnet die Heeresgruppe West mit einem Konzentrierten Angriff aus der Maginot-Linie, Freiburg und Friedrichshafen auf Stuttgart um die dort angesiedelte Schwerindustrie unter Ihre Kontrolle zu bringen.
Nach dem Eintreffen der ersten Divisionen aus Polen, was auch den Franzosen nicht entgangen sein duerfte, kann allerdings damit gerechnet werden das dieser Plan inzwischen fallen gelassen wurde.

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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 14. März 2013 21:10

Das war eine kurze Zusammenfassung der voran gegangenen Ereignisse. Bis zum heutigen Tage hat sich daran nichts mehr geaendert, so dass, nach dem Eintreffen der Verstaerkungen aus Polen, wir am Zuge waren. Die Reichsregierung hatte dies, in einem Schreiben an Generaloberst Kaupisch persoenlich, auch gefordert. Man draengt auf eine Entscheidung im Westen noch in diesem Jahr.

Doch da ergab sich jetzt ein elementares Problem. Die Reichsregierung hatte bis September ein Eingreifen der Westmaechte als extrem unwahrscheinlich bezeichnet. Selbst bei einer Kriegserklaerung durch Frankreich rechnete man damit, das die Franzosen nicht vor Oktober offensiv werden koennten. Das OKH, das fuer die Planung von militaerischen Operationen des Heeres zustaendig war, hatte wiederum keine Kapazitaeten (und auch keinen Auftrag gehabt) fuer die tiefergehende Ausarbeitung einer Offensive im Westen. Schließlich galt es ja, ebenda, nur das Reichsgebiet zu halten. Von daher war jetzt der Chef der Heeresgruppe West gefordert. Er musste das aus der Schublade zaubern was andere versaeumt hatten, denn auch das war eine seiner Aufgaben. Genau das tat er nun in dieser Runde auch. Seine Gedanken drehten sich um die Rueckgewinnung des verlorenen Reichsterritoriums, nur leider nicht viel weiter...

Generalmajor von Manstein sah die Sache wohl aehnlich kritisch und war dazu einer der wenigen der seine Meinung auch kund tat. Wenn auch in einem diplomatischeren Ton als ich es je vermocht haette. Doch der Generaloberst winkte nur ab. Es gebe keinen Auftrag fuer einen direkten Angriff auf Frankreich und außerdem ist da noch Maginot „und da kaeme nicht einmal eine Laus durch, geschweige denn wir.“.
Die Ziele die Generaloberst von Kaupisch formulierte waren auf die Rueckeroberung des Oberrheins und die Einkreisung der franzosischen Truppen oestlich davon begrenzt. Alles andere wuerde danach entschieden werden.

Im Laufe des weiteren Tages wurde ein Plan ausgearbeitet der eine schnelle Rueckgewinnung der ostrheinischen Gebiete sicher stellen sollte. Die motorisierten Kampfgruppen sollten im Zusammenspiel von Luftwaffe und Infanterie schnell an die Rheinuebergaenge stoßen. Aufgrund des anzutreffenden Gelaendes viel ein Einsatz der Kampfgruppe Breslau erst einmal aus.

Als mir das klar wurde klinkte ich mich aus den Debatten aus und sinnierte mit mir selbst herum warum die Franzosen angegriffen hatten. Die einzige Antwort die ich im inneren Zwiegespraech fand war, das ihnen der Zeitpunkt und die Gegebenheiten gepasst haben, mehr aber auch nicht. Hinter den Handlungen der franzoesischen Armee konnte kein großer Kriegsplan stehen, da der Schwung nach dem erreichen Friedrichshafens spuerbar nachließ und auch das heran fuehren von frischen Truppen nur langsam von statten ging.
Da es die wenigen heran gefuehrten Verbaende auch nur noch bis nach Freiburg schafften, ist davon auszugehen das der franzoesische Generalstab von der Offensive auf die Defensive eingeschwenkt war und nur noch daran dachte das Gewonnene zu halten oder sich die Tuer fuer einen Rueckzug in die Maginot-Linie offen zu halten.

Bei einigen Gespraechen mit anderen Offizieren nach der großen Lage praesentierte ich Ihnen das vorlaeufige Ergebnis meiner Selbstdiskussion, zugegebenermaßen noch ein wenig ungeschliffener formuliert, und fand in soweit Bestaetigung das auch Ihnen sich nicht der Sinn hinter dem Angriff erschloss. Meine Schlussfolgerung das Frankreich auch direkt angegriffen werden musste fand zwar durchaus Unterstuetzung, allerdings endete diese ueblicherweise mit den Worten: „Nicht hier und auch nicht jetzt.“.

27. September 1939, Deutschland, Divisionsstab 1. Alpenjaeger-Division.

Heute traf, inzwischen wieder Oberstleutnant, von Biewalski mit einer Zusammenfassung der franzoesischen Armeedoktrin im Divisionsstab ein. Darin war auch Kartenmaterial der Maginot -Linie enthalten. Bei der Auswertung desselben musste ich leider festzustellen das die Franzosen ihre Werke wirklich meisterlich angelegt hatten und nur durch Niederkaempfen ausgeschaltet werden konnten. Da ein solcher Angriff aber hohe Verluste mit sich bringen wuerde mussten diese umgangen werden. Suedlich der Maginot-Linie lag die Schweiz mit ihren mehr als unguenstigen Hoehenzuegen und noerdlich davon Belgien. Belgien war vom Gelaende her gesehen einfacher zu durchqueren, sah sich selbst allerdings als neutral. Die Frage war nur wie lange es das noch sein wuerde und ob wir es ueberhaupt als neutral betrachten sollten. Schließlich hatte eben jenes Belgien sich auch ohne zu zoegern an der seinerzeitigen Besetzung des Ruhrgebiets beteiligt. Andererseits waren wir schon so oft durch Belgien nach Frankreich marschiert das man langsam sagen konnte: „Repita non placent“.
Also doch durch Maginot? Von Biewalksi und ich nahmen uns also ein paar Spielsteine und zirkelten damit auf der Karte umher, immer in der stillen Hoffnung einen Weg durch diese Linie zu finden. Aber wo wir es auch versuchten, immer landeten wir im Kreuzfeuer oder blieben vor den feindlichen Stellungen liegen. Oberst Oestenmarsch, welcher nur ein paar Dinge vorbei bringen wollte, sah uns beiden ein paar Minuten zu und setzten auf einmal drei unserer Spielfiguren mitten in die feindlichen Werke. „Ja da muessen wir aber erstmal hinkommen.“ brummelte von Biewalski, doch Oberst Oestenmarsch grinste nur und verschwand daraufhin wieder.
Ich brauchte ein Weilchen um zu verstehen welchen Wink uns der Oberst da gegeben hatte. Zu Lande wuerde man diese Punkte wohl nie erreichen, aber aus der Luft wuerde es gehen...

28. September 1939, Deutschland, Kassel, Divisionsstab 1. Fallschirmjaegerdivision

8 Uhr, der Kommandeur der 1. Luftlande-Division, Generalmajor Schoerner, erwartete uns schon auf dem Flugplatz in Kassel. Nach dem Austausch der ueblichen Nettigkeiten kamen wir im Divisionsstab bald zur Sache. Wir hatten eine Reihe Fragen an den Generalmajor, wie genau man die Soldaten an ein Ziel bringen koennte woraus die Bewaffung bestand und wie lange die Truppen alleine durchhalten konnten. Nachdem wir die Antworten hatten stellten wir dem Generalmajor unseren Plan vor den wir noch in der Nacht entworfen hatten. Er sah die Aufteilung der Division in seine drei Infanterie-Regimenter vor.
Zwei Regimenter sollten an zwei geunstigen Gelaendepunkten direkt in den Werken von Maginot landen, diese ausschalten und so den Weg fuer schnelle motorisierte Kraefte frei machen. Das dritte Regiment sollte hinter der Maginotlinie, bei der Straße welche nach Djion und Chaumont fuehrte, landen und dort einen Abwehrriegel bilden um die franzoesischen Reserven aufzuhalten.
Generalmajor Schoener bestaetigte uns zwar die Durchfuehrbarkeit einer solchen Operation, verwies aber darauf das er nicht die Erlaubnis habe so etwas eigenmaechtig durchzufuehren. Wo er recht hat, hat er recht.

So in meinen Ueberlegungen bestaetigt wendete ich mich am darauf folgenden Tage an das Ok.d.H.Gr Sued und gab meine Idee in Form einer Denkschrift bekannt. Hierzu arbeitete ich noch weitere Plaene, Einsatzziele aber auch Hindernisse aus die gegen einen solchen Einsatz sprachen. Hierzu zaehlten unter anderen eine starke franzoesische Festungsbesatzung, schlechtes Wetter und Winter.

30. September 1939, Westfront

Der Aufmarsch der Truppen aus dem Osten ist abgeschlossen. Die Homogenitaet der Divisionsstrukturen ist allerdings durcheinander gewuerfelt worden. Verantwortlich hierfuer ist die Heeresgruppe West, welche auf den alleinigen Oberbefehl ueber die Westfront besteht.

2. Oktober 1939, Westfront

Die Heeresgruppe Sued bekommt auf Weisung des OKH die Befehlsgewalt ueber die motorisierten Kampfgruppen und die 1. Luftlande-Division. Die Infanteriekorps verbleiben aber weiterhin unter dem Oberbefehl der Heeresgruppe West. Daraufhin folgte ein heftiger Streit zwischen Generaloberst v. Kaupisch und Generlaoberst v. Rundstedt ueber die weitere Vorgehensweise im Westen. Generaloeberst von Kaupisch positionierte sich entschieden gegen eine weiterfuehrende Planung eines Einsatzes der 1. Luftlande-Division gab aber irgendwann keinen Widerspruch mehr ein.
Die 1. Luftlande-Division wird nun in Bereitschaft gehalten. Auf Bitten des OKH reise ich am 5. Oktober 1939 nach Kassel ab um bei einem der Luftlande-Regimenter als Berater die Vorbereitungen fuer die Operation zu unterstuetzen. Oberst Oestenmarsch uebernimmt solange die Fuehrung der 1. Alpenjaeger-Division.

10. Oktober 1939, Westfront

Der deutsche Wetterdienst meldet einen starken Wintereinbruch bei Lech. Das Zeitfenster fuer einen entscheidenden Waffengang im Westen wird kleiner.
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 25. März 2013 20:42

11. Oktober 1939, Westfront,

7. Uhr, nach kurzer Artillerievorbereitung und Schluesselpunktbombardierung durch die Luftwaffe gehen die motorisierten Korps der Heeresgruppe Sued, im Bereich des Oberrhein, zum Angriff ueber. In diese Bewegung gehen auch zwei Infanteriekorps der Heeresgruppe West mit und halten mit der Artillerie das feindliche Feuer nieder. Gegen 8 Uhr greift dann die zweite Welle der Luftwaffe in die Kaempfe ein, wobei sich deren Kraefte hauptsaechlich gegen erkannte Nachschubs-, Entsatz- und Nachrichtenabteilungen entfalten.
Durch den permanent, hohen Druck auf die feindliche Logistik und Kommunikation konnten an mehreren Stellen die Verteidigungslinien durchbrochen werden. Dabei wurden mehrfach feindliche Verbaende von den Nachschublinien abgeschnitten und eingeschlossen. Im Vorfeld des Kaiserstuhl kam es dann auch zu einem ersten offenen Schlagabtausch zwischen deutschen und franzoesischen Panzern. Hierbei konnten die franzoesischen Panzer ausmanoevriert und gegen den Rhein gedrueckt werden. Die Panzer mussten durch die Panzerbesatzungen aufgegeben werden.
Bei spaeteren Vergleichstest stellte sich aber heraus, das der Somua S-35 dem Panzer III ebenbuertig, bei der Panzerung sogar ueberlegen war. Allerdings konnte die deutsche KWK 38 den Souma S-35 aus jedem Winkel effektiv bekaempfen so dass, insbesondere durch unsere Masse, dieser Vorteil wieder aufgewogen werden konnte.

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Gegen 16 Uhr geben die Divisionskommandeure der motorisierten Korps bekannt dass, die feindlichen Linien durchbrochen worden sind. Die franzoesischen Streitkraefte versuchen hernach verzweifelt sich nach Westen, zu den Rheinuebergaengen hin abzusetzen, allerdings wird dieses Unterfangen immer wieder durch deutsche Panzerspitzen und Luftangriffe behindert.

12. Oktober 1939, Westfront, Freiburg

Da die deutschen Panzerspitzen die wichtigen Rheinuebergaenge als erste mit schwerem Geraet erreicht haben, setzen die im Osten eingeschlossenen franzoesischen Verbaende zu einem Ausbruchsversuch nach Westen an. Unterstuetzung bekommen sie dabei wiederum von franzoesischen Truppen die ueber den Rhein hinweg angreifen. Diese missliche franzoesische Situation ausnutzend gehen bei Tagesanbruch die deutsche Truppen aus Nuernberg, Muenchen und Lech zum Generalangriff auf die franzosischen Truppen in Friedrichshafen ueber und koennen diese in der Flanke packen. Die heftigen Verluste in ihrem Ruecken zwingen die franzoesischen Streitkraefte dazu ihren Ausbruchsversuch nach wenigen Stunden einzustellen, so sie nicht in kurzer Zeit von hinten aufgerollt werden wollen. Danach wird auch der Angriff der deutschen Truppen auf Friedrichshafen abgebrochen um die eigenen Kraefte zu schonen.

13. Oktober 1939, Westfront

7. Uhr, die Maginotlinie wird, nach Informationen der Abwehr, im Raum Muehlhausen nur von einer Division, die auf alle Werke in diesem Abschnitt verstreut ist, verteidigt. Da es keinen Frost/Schlechtwetter gibt und auch die Rheinuebergaenge sich in deutscher Hand befinden sind saemtliche Dinge die einem Einsatz der 1. Luftlande-Division entgegen stehen obsolet geworden. Das Ok.d.H.Gr Sued befiehlt daher die Vorbereitungen fuer den Fall „Roesselsprung“ anlaufen zu lassen. Die gesamte 1. Luftlande-Division begibt sich in die bereit stehenden Flugzeuge auf den Startbahnen und wartet nur noch auf die finale Freigabe durch das Ok.d.H.Gr. Sued.

8. Uhr, Generaloberst von Kaupisch, OK.d.H.Gr. West, meldet das seine Truppen nicht fuer die Deckung eines Rheinueberganges bereit seien.

Um 8.22 Uhr gibt es ein fernmuendliches Gespraech mit der HG Sued. Da Feldmarschall Bloomberg von der HG Nord, welche den Angriff auf Friedrichshafen koordiniert, sich im Stande sieht jeden erneuten Ausbruchsversuch der Franzosen zu vereiteln befiehlt Generaloberst von Rundstedt den Fall „Roesselsprung“, mit den Worten: „Los, ohne Ihn!“, anlaufen zu lassen.

9. Uhr, die letzte Maschine befindet sich in der Luft. Als Transportflugzeuge werden hierbei die JU52/3m mit teilweise angehaengten Lastenseglern verwendet. In ihnen sind neben wichtiger Ausruestung teilweise ganze Trupps untergebracht, die so gezielt an einem bestimmten Ort herunter gebracht werden koennen.
Der Nachteil des Fallschirmsprungs besteht naemlich darin das Einheiten oft zerstreut werden und sich erst lange Suchen muessen ehe sie aktiv werden koennen. Selbstverfreilich war auch das fliegen mit einem Lastensegler nicht ohne Risiko. Man brauchte hierfuer sehr erfahrene Piloten da man nur einen Landeanflug hatte und auch die Gefahr einer Bruchlandung war gegeben.
Ein nicht unerheblicher Vorteil der Lastensegler besteht allerdings darin das diese in der Lage sind laengere Strecken gleitend zurueck zu legen und man so ein Gebiet erreichen kann das mit dem Motorflugzeugen nicht ueberflogen werden konnte. Hierdurch sind wir dazu in der Lage dem Gegner einige unschoene Ueberraschungen zu bereiten.
Das dritte Luftlande-Regiment das hinter der Maginot-Linie eingesetzt werden sollte war komplett in Lastenseglern DFS 230 untergebracht worden damit es unmittelbar nach der Landung seine volle Schlagkraft entfalten konnte. Dem Luftlande-Regiment wuerde naemlich, mit der Abwehr von franzoesischem Entsatz aus Westfrankreich, die schwerste Aufgabe in diesem Kampf zufallen.

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12. Uhr, Die Fallschirmjaeger sind abgesetzt und die motorisierten Korps gehen jetzt unter starker Luftdeckung und Artillerieunterstuetzung ueber den Rhein. Der Kampf um Maginot hat begonnen.

14. Oktober, Frankreich, Elsass

Die deutschen Streitkraefte stoßen ueber drei vorher geplante Hauptrichtungen vor. Zwei der Stoßrichtungen fuehren durch den Oberelsass in Richtung Mühlhausens, waehrend die dritte weiter Noerdlich zum Oberlauf der Mosel fuehrt. Dort ist naemlich das dritte Luftlande-Regiment im Einsatz und soll entsetzt werden. Den Durchbruch an dieser Stelle soll das KG Guderian durchfuehren. Allerdings hier mit dem Nachteil, das keine Fallschirmjaeger gegen die Werke eingesetzt wurden. D.h. Das KG Guderian muss sich den Weg alleine freikaempfen.
Um den Vormarsch und die Bunkerbekaempfung zu erleichtern werfen deutsche Mittelstreckenbomber Nebelbomben in Talsenken. Gleichzeitg werden unentwegt schwere Waffen zur Bunkerbekaempfung ueber den Landezonen der Fallschirmjaeger abgeworfen. Darunter befinden sich unter anderem geballte Ladungen und schwere Brandsaetze. Dazu sind auch noch Stukas im Einsatz welche unentwegt Angriffe gegen gemeldete Feindstellungen und Bunkeranlagen fliegen.

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Nachrichten von den Luftlanderegimentern gibt es nur wenige, doch meldet die Abwehr das die franzoesischen Streitkraefte Probleme haben ueber die Mosel zu gelangen. Angeblich bleibt der Entsatz der Franzosen in heftigem MG Feuer haengen.

15. Oktober, Frankreich, Elsass

Die 2. mot. Infanterie-Division (Kommandeur: Eicke) welche zur KG Guderian gehoert wird aus dem Gefecht genommen. Die KG Guderian, welche ab jetzt nur noch aus der 2. Panzer-Division + schw. Pz.Abt. unter Generalmajor Guderian besteht, setzt seinen Durchbruchsversuch allerdings fort. Die anderen Kampfgruppen kommen besser voran. Zwar erleiden auch Sie immer wieder Rueckschlaege durch ploetzlich auftauchende Werke und Stellungen doch koennen sie aufgrund der Luftueberlegenheit diese Stellungen schnell neutralisieren. Gegen Abend wird gemeldet das man die Vororte Muehlhausens erreicht hat.

Nachrichten vom 3. Luftlande-Regiment bleiben aus. Der Kampfeinsatz geht jetzt schon in die dritte Nacht in Heeresgruppe und Divisionsstab bangt man um die Soldaten.

16. Oktober, Frankreich, Elsass

3 Uhr, die Stadt Muehlhausen ist, nachdem die Stadt um Mitternacht eingeschlossen worden war, an die Deutschen uebergeben worden.

5 Uhr, Die Panzerspitzen der 2. Panzer-Division sind in den heftig umkaempften letzten Sperriegel des 3. Luftlande-Regiments gefahren und beginnen umgehend die franzoesische Infanterie, welche sich dem Sperriegel bereits auf 30m genaehert hat, zurueck zu werfen. Die franzoesischen Soldaten werden durch den Einsatz von Panzern in diesem Gebiet offenbar voellig ueberrascht und ziehen sich nach dem Zusammenwirken deutscher Panzer und Fallschirmjaeger panikartig zurueck. Der gemeldete Durchbruch durch die Maginot-Linie, mit dem Beweis das deutsche Panzer westlich der Linie operieren, fuehrt zum Abbruch franzoesicher Entsatzbemuehungen.

Maginot ist gefallen!

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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 26. März 2013 20:20

Dieser erstaunlich schnelle Erfolg ueber Frankreich schlug klar auf die Stimmung der Truppe und auch der Bevoelkerung durch. Schon wenige Stunden nach der offiziellen Verlautbarung, das die Maginotlinie durchbrochen seie, kursierten bei den Mannschaften die ersten Wetten welche ein ein Kriegsende noch in diesem Jahr zum Inhalt hatten.
Diese Stimmung wollten die Mitglieder des Generalstabes nicht zerstoeren, sondern darauf aufbauen. Also ermahnten wir in unseren Tagesbefehlen die Soldaten weiterhin ihre Pflicht zu tun, denn ein Krieg ist erst nach Unterzeichnung eines Friedensvertrages wirklich zu Ende. Dahin mussten wir die Westmaechte allerdings erst noch bringen und dies wuerde uns noch einiges Abverlangen denn...

... die Freude im Ok.d.H.Gr. Sued ueber den Durchbruch durch die Maginotlinie wich bald dem blanken Entsetzen. Es stellte sich naemlich nach einigen Hin und Her mit dem OKH und dem Ok.d.H.Gr. West heraus, das der Oberkommandierende der letztgenannten keinerlei Vorbereitungen fuer einen Rheinuebergang in den Vogesen getroffen hatte. Er hatte schlicht nicht an den Erfolg eines solchen „waghalsigen“ Vorgehens geglaubt.
Die Quintessenz dieses Nichthandelns war nun dass, der groeßte Teil der Infanterie welche unter dem OK der Heeresgruppe West stand, keine Marschbefehle erhalten hatte und so fuer weiter fuehrende Offensiven im Westen nicht zur Verfuegung stand. Wir hatten nun also Mühlhausen erobert, waren aber nicht in der Lage diesen Erfolg nun weiter auszubauen. Die Soldaten der Kampfgruppen waren am Ende ihrer Kraefte angelangt und die frischen Reserven drehten oestlich des Rheins Daumen.
Da diese frischen Kraefte uns nicht zur Verfuegung standen verstrich so eine großartige Gelegenheit das Ende des Krieges zu beschleunigen. Also mussten wir jetzt warten.

Durch diesen erwzungenen Halt erhielten die Franzosen nun ihrerseits die Moeglichkeit frische Kraefte heran zu fuehren und so eine neue Verteidigungslinie zu bilden welche zu einem spaeteren Zeitpunkt niedergekaempft werden musste.
Das OKH zog aus dieser „Panne“ innerhalb eines Tages dann die Konsequenzen und unterstellte der Heeresgruppe Sued wieder die urspruenglichen Infanteriekorps welche sich nun unverzueglich nach Westen in Bewegung setzten. Dazu gehoerte auch die 1. Alpenjaeger-Division im Verband der KG Breslau.
Unser Ziel westlich des Rheins war hierbei die Ortschaft Altkirch welche suedlich von Muehlhausen liegt und von deutschen Panzerspitzen kampflos besetzt worden war.

19. Oktober 1939, Rheinuebergaenge,

Bei meinem heutigen Rheinuebergang wurde kurz der Ablauf unterbrochen, um eine Kolonne von Opel „Blitz“ Lastkraftwagen durchzulassen welche mit Nachschubguetern beladen waren. Offensichtlich waren die motorisierten Kampfgruppen das Ziel dieses Konvois, so das diverse Gueter vor unserer Nase die Bruecken ueberquerten. Auf einem der Lastkraftwagen fielen mir hierbei eine Reihe Treibstoffbehaelter auf welche mit kyrillischen Buchstaben beschrieben waren. Oberst Oestenmarsch, der seinerzeit in Russland gekaempft hatte, klaerte mich darueber auf das auf den Faessern nichts geringeres als „Ottokraftstoff“ bzw. Schmieroel stand. „Offensichtlich fahren unsere Panzer wohl mit sowjetischen Ottokraftstoff.“ meine er lakonisch und schaute sich dann Wortlos das weitere Procedere an.

Desweiteren wurde heute in der kleinen Runde bekannt gegeben, das es Abwehr wohl gelungen ist einen neuen britischen Zersteoerertyp zu identifizieren. (Verbesserter Zerstoerer)

20. Oktober 1939, Frankreich, Gemaux

Da es den mechanisierten Verbaenden nach kurzer Reorganisation gelungen ist erneut Offensiv vorzugehen, konnte die Stadt Dijon kampflos besetzt werden und ein franzoesischer Vorstoß auf das selbe Gebiet abgeschlagen werden. Von daher haben sich unseren Befehle geaendert, so das wir als neues Ziel die Ortschaft Gemaux noerdlich von Dijon erhalten haben. Dieses haben wir heute mit den Kampftruppen erreicht und richten uns derzeit darauf ein die noerdliche Flanke unserer mechanisierten Korps gegen Angriff aus dem Raum Chaumont zu decken. Die 1. Gebirgsjaegerdivision unter Generalmajor Student ist dabei oestlich von uns rund um die Ortschaft Beze in Stellung gegangen waehrend die 2. Gebirgsjaegerdivision unter Generalmajor Cloessner ist in Saint-Julien suedlich von uns als Reserve in Bereitschaft steht.
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 2. April 2013 22:07

24. Oktober 1939, Frankreich, Gemaux

Oberst Blumentritt hat mich heute im Divisionsstab heimgesucht und kurz die Lage durchgesprochen. Nach Ansicht des Oberkommandieren der H.Gr. Sued, dem OKH und dem OKW soll trotz des nahenden Winters weiter Offensiv vorgegangen werden. Hierbei sei das erste Ziel den Raum fuer einen deutschen Aufmarsch massiv zu vergroeßern, da die Franzosen aufgrund der erlittenen Verluste nicht in der Lage sein duerften einen langen, unbefestigten Frontabschnitt zu decken. Da die Franzosen aber noch in Besitz der Maginot-Befestigungen noerdlich von Muehlhausen sind, stehen wir derzeit vor dem Problem das sie dort, trotz schwacher Truppenpraesenz, starken Widerstand leisten und die Masse ihrer freien Kraefte im Westen einsetzen koennen.
Daher wird das Ziel verfolgt die Frontlinie westlich der Maginot-Linie voran zu schieben und die Verbaende innerhalb der Maginot-Linie von ihrem Nachschub abzuschneiden. Um dies zu Erreichen soll von Dijon ueber Chaumont bis Reims ein Keil nach Norden bis zu Grenze der neutralen Staaten Belgien und Luxemburg geschlagen werden. Der Initiator dieses Plans, der spaeter „Sichelschnitt“ genannt wurde, und auch die treibende Kraft zur Ausfuehrung ist der bis dato dem Ausland noch recht unbekannte Generalmajor von Manstein der als Generalstabschef in der HG Sued fungierte.

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Die KG Breslau wird in dieser raeumlich begrenzten Offensive ebenfalls eingesetzt, da sich das Oberkommando der Heeresgruppe, durch die spezielle Waldkampfausbildung der Gebirgsjaeger, einige Vorteile fuer die Umsetzung der Offensive verspricht. Zusaetzlich zu der KG Breslau sollen drei weitere Infanterie-Korps in die Offensive auf Chaumont gehen, welche aus dem Aufmarschraum nordwestlich Muehlhausens angreifen, hierbei allerdings den Fluss La Saône als natuerliches, erschwerendes Hinderniss zu ueberwinden haben.
Als Quintessenz aus den Ausfuehrungen des Oberst hat der Divisionsstab die einzelnen Regimenter angewiesen die Truppen von Defensive auf Offensive umzugliedern. Auch haben wir die Aufklaerung des vor uns liegenden Gelaendes aggressiv verstaerkt.

26. Oktober 1939, Frankreich, Gemaux

5. Uhr, Die Vorbereitungen fuer den Angriff laufen auf Hochtouren. Neben der Aufklaerung der Feindkraefte gab es in den letzten Stunden mehrere Konsultationen mit verschiedenen Elsaesserdeutsch sprechenden Einheimischen die uns ueber die Topgraphie des vor uns liegenden Gelaendes aufklaerten. Desweiteren wurden die Nachschubsabteilungen des Naechtens vorgeschoben um den Kampftruppen unmittelbar nach Beginn des Vormarsches zu folgen. Ebendies gilt auch fuer die Artillerieabteilungen die mit den Gespannen kurz hinter den Infanterieabteilungen in Stellung gehen um mit Beginn des Angriffes einen moeglichst tiefen Raum abdecken zu koennen.

Unser vorlaeufiges militaerisches Ziel ist die Stadt Bar-sur-Aube, rund 30 km westlich von Chaumont. Durch diese Stadt fuehrt neben dem Fluss L'Aube eine wichtige Eisenbahnlinie von Chaumont aus nach Westen, die derzeit, hoechstwahrscheinlich, fuer die Nachschubstransporte der Maginot-Linie verwendet wird.
Von unseren Ausgangsstellungen aus gesehen sind es bis Bar-Sur-Aube rund 120km Straße die wir zurueck legen muessen. Die Straßen auf dem Weg dorthin sind recht gut ausgebaut, fuehren allerdings durch mehrere verschiedene Ortschaften , die wir im Gegensatz zu den motorisierten Verbaenden nicht alle umgehen koennen. Das macht die Sache fuer uns somit auch nicht gerade einfacher.

7. Uhr, Der Angriff hat begonnen. Die Ortschaft Til Châtel welche fuenf km vor unseren Ausgangsstellungen lag haben wir bereits genommen und sind dabei auf keinerlei Widerstand gestossen. Die Bruecken im Norden der Stadt sind uns unversehrt in die Hand gefallen.

9. Uhr, vor der Ortschaft Vaux-ous-Abingy sind die Mannschaften des IV. Bataillons erstmals in einen Artilleriehinterhalt geraten und haben hierbei schwere Verluste erlitten. Da der Bataillonskommandeur Major von Zwickenstein so etwas wohl noch nicht erlebt hatte befahl er hastig den Rueckzug seines Bataillons und verlangte massive Verstaerkungen fuer ein weiteres Vorgehen. Diese Verstaerkungen erhielt er in Form meiner Person. Da es sich noch um einen recht unerfahrenen Major der Reserve handelte entschloss ich mich, nachdem ich ihn mit ein bisschen „Ueberredung“ von seinem Rueckzugsbefehl abbringen konnte, ihn beim Vorgehen auf diesen Ort zur Seite zu stehen.
Nach einer kurzen, aggressiven Feindaufklaerung, die durch einen Artillerieueberfall, sowie einen kleinen Sprint ueber 250m Ackerfurche versueßt wurde und den Feind einen vorgeschobenen Beobachter durch einen unserer Scharfschuetzen kostete, teilten wir die Artillerieabteilungen des Bataillons in zwei Gruppen ein. Eine wurde direkt suedlich der Ortschaft, hinter den Infanteriestellungen und die zweite mit infanteristischer Deckung suedoestlich des Ortes, außer Sichtweite der franzoesischen Soldaten, in Vaux-ous-Abingy, in Stellung gebracht.
Nachdem sich die Soldaten in den Infanteriestellungen, im Waeldchen suedlich der Ortschaft, vom ersten Schock erholt und reorganisiert hatten gingen wir nun konzentriert gegen die Feindkraefte in der Stadt vor. Hierbei rueckten mehrere Zuege auf den Ort vor waehrenddessen die Scharfschuetzen den Gegner in Schach hielten. Sobald eine Feindstellung entdeckt wurde gab die hinter uns gelegene Artilllerieabteilung Einzelfeuer auf das gemeldete Ziel ab. Mein Hintergedanke dabei war das die Soldaten lernen sollten Artillerieziele auch unter Gefechtsbedingungen zu identifizieren, zu melden und erfolgreich zu bekaempfen. Dies konnten wir uns, trotz der feindlichen Artillerie, nur leisten weil die gegnerischen Soldaten schon durch unsere Scharfschuetzen arg beschaeftigt waren.

In der Zwischenzeit gelang es einer Aufklaerungsabteilung die Ortschaft durch ein westlich gelegenes Waldstueck zu umgehen. Dabei entdeckte die Abteilung mehrere feindliche Batterien in Bereitstellungen in einer Waldlichtung Nach einen kurzen und heftigen Feuerueberfall unserer Artillerie und anschließenden Infanterieangriff, der zur Ausschaltung dieser Batterien fuehrte hatten die Franzosen ihre Artillerie im gesamten Kampfraum verloren, so das wir nun einen gewaltigen Vorteil hatten.
Der Angriff auf den Zentrum des Ortes gewann hierdurch weiter an Fahrt so das gegen 11 Uhr die ersten franzoesischen Soldaten versuchten, sich ueber die Straße nach Norden abzusetzen. Unsere Aufklaerungsabteilung, die inzwischen das gesamte Gelaende noerdlich der Stadt aufklaeren konnte, meldete diese Bewegungen allerdings so das die zweite Artillerieabteilung suedoestlich Vaux-ous-Abingy's dererlei Bestrebungen mit Salvenfeuer blutig zerschlug. So ging das schreckliche Spiel bis 11.30 Uhr weiter. Waehrend unsere Infanteristen sich im Schutze von Artilleriefeuer, gegen heftig verteidigte Feindstellungen, durch die Ortschaft kaempften, kartaetschte die zweite Artillerieabteilung die daraufhin wie paralysiert, fluechtenden, franzoesischen Soldaten noerdlich der Stadt auf freiem Felde zusammen.

Ein weiterer Versuch der franzoesischen Soldaten die Ortschaft gegen 11.45 Uhr zu verlassen endete dann in einer Katastrophe. Offensichtlich versuchten einige der verbliebenen Soldaten eine Lokomotive auf dem Bahnhofsgelaende zu kapern um mit dieser nach Norden auszubrechen. Da, das Bahnhofsgelaende aber inzwischen aufgeklaert werden konnte und unter Scharfschuetzenfeuer lag blieb dies nicht unbemerkt so das eine Salve 10,5cm Granaten kurz darauf im Bahnhofsgleaende einschlug. Hierbei wurde offensichtlich ein Munitionsdepot getroffen das unmittelbar nach den Einschlaegen detonierte. Dabei wurden weite Teile des Bahnhofs zerstoert und auch viele zivile Haeuser durch Truemmer und Schrapnelle stark in Mitleidenschaft gezogen.

Daraufhin endeten die Kaempfe um die Ortschaft abrupt und die franzoesischen Soldaten gliederten sich hernach in zwei Gruppen. Ein Teil fluechtete nach Norden ins Artilleriefeuer der zweiten Artillerie-Abteilung, wohingegen ein zweiter, offensichtlich ortsansaessiger Teil, die Waffen streckte, und auch fuer uns gut sichtbar Bergungsarbeiten einleitete. Wie sich spaeter heraus stellte befand sich unter dem Bahnhofsgebaeude ein altes Kellergewoelbe das als Zivilschutzraum benutzt wurde und in dem sich zu diesem Zeitpunkt ein großer Teil der Stadtbewohner befand. Nachdem wir dies in Erfahrung bringen konnten ließen wir den Einheimischen, wie auch den franzoesischen Soldaten jede uns moegliche und entbehrliche medizinische Hilfe zukommen. Die Heeresgruppe die ueber diese Umstand ebenfalls informiert wurde schickte spaeter Pioniere die sich aktiv an den Bergungsabteilungen beteiligten.

Nachdem die Ortschaft in unserer Hand war und ich noch unsere Verwundeten bei den Sanitaetern besuchte um mich nach ihrem Befinden erkundigen, wobei ich durch den soldatischen Geist und die Leidensstaerke meiner Maenner zugegebenermaßen tief beruehrt wurde, gab ich dem Bataillonskommandeur Major von Zwickenstein zum Abschied noch die besten Wuensche, zusammen mit der Losung: „Nicht meckern, machen!“ mit auf den weiteren Weg.

Bis in die Abendstunden hinein trieb unsere Division die franzoesischen Truppen vor sich her, bis es um 18 Uhr um die Stadt Langres, 33km suedlich von Chaumont erneut zu heftigen Gefechten kam. Hierbei konnte unsere Truppe die frisch gewonnen Erfahrungen gut umsetzen und umging teilweise, unbemerkt von den Franzosen, die Stadt hinter einem westlich gelegenen Waldstueck. Als der Angriff auf das Zentrum dann von Norden und Sueden aus ins Rollen kam zeigte sich die franzoesische Fuehrung unfaehig sich auf die neue Lage einzustellen oder wollte sie nicht zur Kenntnis nehmen. Offensichtlich glaubte man das man von Norden her von eigenen Truppen aus beschossen wurde. Immer wieder kamen somit vereinzelte franzoesische Soldaten die dieses „Missverständnis“ aufklaeren sollten. Diese wurden alle gefangen genommen.
Erst nach einer guten Stunde, gegen 19 Uhr kam ein franzoesischer Offizier in vollem Lametta anmarschiert der aber im Gegensatz zu seinen Soldaten schnell erkannte wer dort noerdlich von Langres Stellung bezogen hatte. Da er einer Aufforderung zur Kapitulation nicht folge leistete sondern versuchte sich zurueck in die Stadt zu fluechten wurde er Opfer eines unserer Scharfschuetzen.

Gegen 20 Uhr endeten die Kaempfe um die Stadt und die Franzosen begannen sich im Schutze der Dunkelheit nach Osten abzusetzen. Der Divisionsstab bezog fuer die Nacht in den noch vorhandenen Gebaeuden der Zitadelle Langres Quartier.

Summasumarum koennen wir mit dem heutigen Ergebnis zufrieden sein. Trotz erster Verluste zeigte sich das die Truppe eine sehr gute innerer Festigkeit besaß und sich schnell auf Lageaenderungen einstellen konnte. Auch konnten die neuen Kommunikationsmittel erstmalig ihre ganze Wirksamkeit entfalten, sodass wir auch ohne eine direkte Verbindung groeßere Truppenverbaende im Gelaende operieren lassen konnten und trotzdem eine gute Uebersicht ueber die Gesamtlage hatten. Schlussendlich muss noch erwaehnt werden das die Aufklaerungseinheiten der Division am heutigen Tage ueber 72km kaempfend zurueck gelegt hatten. Fraglich war hierbei nur wie lange ein solches Tempo aufrecht erhalten werden konnte.
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 8. April 2013 19:43

27. Oktober 1939, Frankreich, Zitadelle Langres

Heute Nacht sind die Temperaturen erstmalig unter den Gefrierpunkt gesunken und fuehrten zur teilweisen Reifbildung auf Gehoelzen und Graesern. Soweit, so aergerlich, als sich dann im Laufe des Morgens aber die Sonne ueber den Horizont schob und uns ihr Licht spendete, wies ich den Fahrer an den Wagen anzuhalten und auszuschalten. Vor uns ereignete sich gerade etwas einzigartiges Normales, etwas das die Umstaende in denen wir uns befinden voellig ignoriert. Der Boden, die Fluesse, die Graeser, alles was wir in dem Begriff Natur einordnen scheint mit Tagesanbruch den Todeshauch des Herbstes auszuatmen. Nebelschwaden steigen wie aus dem nichts auf und unsere ganze Umgebung scheint darin zu verschwinden.
Der Herbst hauchte vor meinen Augen den letzten Rest seines Lebens aus um den Winter, jener Jahreszeit der Kaelte und Klarheit, dem Grundkontrast zu der Verspieltheit des Sommers, Platz zu machen. Dieses Naturschauspiel war in in seiner Schlichtheit so bezaubernd das ich mich Minutenlang darin verlor. Wenn ich koennte wuerde ich gerne den ganzen Morgen hier verweilen um die optischen Eindruecke und Gerueche in mich aufzusaugen.
Am meisten beeindruckte mich dabei der Nebel, jener verhasster und geliebter Kamerad der mich einst bei so vielen Kaempfen hier in Frankreich begleitet hatte. Er erscheint mir manchmal wie die Sichtbarmachung der Energie der Natur, die sonst nur im verborgenen wirkt. Die Atmosphaere die sich bildet wenn man im Morgennebel im laendlichen Raum wandern geht ist einzigartig und sie wird es immer bleiben.
Herrscher, Reiche, Geld, Frieden und Kriege werden kommen und gehen, aber das hier, diese unbaendige Kraft der Natur, die jedes Geschoepf auf diesen Planeten im Innersten beruehrt und mit Ruhe und Kraft erfuellt, das wird es Ewig geben.

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Nach einer guten halben Stunde Untaetigkeit und Stille quaekt es dann aus dem Funkgeraet und anhand der hektischen Betriebsamkeit die sich daraufhin breit macht scheine ich nicht der einzige zu sein der fuer einen Moment in diesem optischen Farbenspiel versunken ist.

Unser Vormarsch nach Bar-sur Aube fuehrt ueber die Ortschaften Arc-en-Barrois, Châteauvillain, und Bavel. Gefechte gibt es, bis auf das Zerschlagen von einigen feindlichen Nachschubseinheiten keine. Es ist auch keine nennenswerte Zerstoerung der Infrastruktur zu beklagen. Es scheint zwar Vorbereitungen fuer Brueckensprengungen gegeben zu haben aber nichts dergleichen wurde zu Ende gebracht. Wir bewegen uns offensichtlich im feindlichen Niemandsland.
Erst als wir gegen Abend Bar-sur-Aube erreichen gibt es ersten Widerstand. Geleistet wird er allerdings von einigen tapferen Polizeibeamten hinter einer Straßensperre, die aus einigen gefaellten Baeumen besteht. Die tapferen Beamten huepfen immer wieder aus dem Straßengraben heraus, feuern ihr Magazin auf eine viel zu große Distanz leer ohne Schaden anzurichten und ducken sich dann wieder in den Straßengraben weg.
Ein MG-Zug beendet dieses surreale Schauspiel dann mit zwei Salven aus dem MG-34 und einem Sturmangriff unter lautem Hurra-Geschrei. Verletzte gibt es auf beiden Seiten keine.

Wir nehmen in einigen verlassenen Verwaltungsgebaeuden gegenueber der Kirche Saint-Maclou Quartier und beschließen noch am selben Abend diese Kirche zu besichtigen. Der oertliche Geistliche scheint darueber aber nicht sehr erfreut und nach einem Blick in das Kirchenschiff erklaert sich auch warum. Dort sind viele Frauen und Kinder die in diesem heiligen Haus Schutz und Trost suchen und der Geistliche fuerchtet offensichtlich das wir uns an ihnen vergreifen koennten. Eine spaete Nachwirkung der Greuelpropaganda des ersten Weltkrieges.
Um die Stimmung nicht weiter anzuheizen brechen wir unser Vorhaben daraufhin ab und lassen noch eine kleine Spende im Klingelbeutel zurueck.

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Kirche Saint-Maclou

Tagesmarschleistung der Division, ca. 80km. Mehr rennen als kampf, das rennen als kampf?

28. Oktober, 1939, Frankreich, Bar-sur-Aube

Heute morgen ist ein Befehl von der HG Sued eingetroffen. Wir wurden angewiesen den Vormarsch einzustellen, da die nachrueckenden Divisionen wohl Probleme haben Schritt zu halten. Einerseits bin ich auf so eine Leistungsanerkennung schon ein wenig Stolz, andererseits lasse ich ungern Zeit verstreichen, die der Feind nur dazu nutzen wird eine neue Verteidigungslinie aufzubauen. Ich entschließe mich daher den Tag zu nutzen um den Papierkram, der uns schneller folgt als die nachrueckenden Truppen, zu erledigen.
Nach einer kleinen Lagebesprechung des Divisionsstabes am Vormittag und in Abstimmung mit den Regimentskommandeuren entschließe ich mich unter dem Begriff „Vorwaertsverteidigung“ das Gebiet noerdlich Bar-sur-Aubes „aufzuklaeren“. Dagegen kann man ja auch bei der HG Sued nichts haben.

Ab 1. November, 1939, Frankreich, Vitry-le-Francois

Die Offensive zur belgischen Grenze hin beginnt, ganz leise, ohne einen einzigen Schuss, dafuer aber mit viel Schnee. Waehrend die Infanteristen offensichtlich Probleme mit der neuen Situation haben, ruecken meine Gebirgsjaeger auf Ski und in Wintertarn weiter vor. Probleme gibt es bis auf ein paar Gefechte um einige Straßensperren, nur mit dem Troß, der sich als zu langsam erweist. Oberst Oestenmarsch ist daher ausgerueckt um die „Leut a bissle“ zu motivieren, wie er es nennt. Da es wohl auf der gesamten Front keinen nennenswerten Widerstand gibt loest die HG Sued gegen Mittag die Zuegel fuer uns und wir erhalten die Anweisung Reims noerdlich zu umgehen und schnellstmoeglich zur belgischen Grenze durchzustossen. Nach Aussage von Oberst Blumentritt wuerden wir dem Generaloberst von Rundstedt eine große Freude machen wenn wir bei Sedan die belgische Grenze erreichen koennten.

Offensichtlich moechte da jemand die Franzosen richtig demuetigen...

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Operationsplan der Schlacht von Sedan, 1870
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 8. April 2013 20:46

9. November 1939, Frankreich, Vouziers

1 Uhr, ich bin des Naechtens durch meinen Adjutanten Uffz. Dengelmann geweckt worden. Er ist voellig aufgeloest und redet zusammenhangsloses Zeug so dass ich zuerst vermutete der Mann haette zuviel Lysol genascht. Nachdem ich dies aber durch eine Geruchsprobe ausschließen konnte zog ich mich um und begab mich zu den Raeumlichkeiten des Divisionsstabes in die er mich unbedingt bringen wollte. Dort waren neben dem Ia Oberst Oestenmarsch noch Ic Oberst Andrei Gijgorev und der Funker OG Heiners anwesend. Alle miteinander machten einen ziemlich mitgenommen Eindruck und mir wurde dann angedeutet das der Ok.d.H.Gr. Sued, Generaloberst Rundstedt, mich sprechen wolle. Der Obergefreite Heiners wandte sich hernach dann Fernsprecher zu um noch einige Einstellungen vorzunehmen.
Auf meine Nachfrage was hier los sei und was das daemliche Getue solle erhielt ich keine Antwort sondern nur betretene Mienen. Schlussendlich verließen OG Heiners und Uffz. Dengelmann den Divisionsstab, so das ich den Fernsprecher uebernahm. Der Ia und der Ic nahmen beide jeweils ein Paar Kopfhoehrer um dem Gespraech ebenfalls zu folgen.

Gen.Major Nachtwandler: „1. Alpenjaeger-Division, Divisionstab vertreten durch Ia, Ic und Divisionskommandeur, Generalmajor Nachtwandler macht Meldung.“
Gen.Oberst von Rundstedt: „Oberkommandierender der Heeresgruppe Sued, Generaloberst von Rundstedt. Generalmajor, ich hoffe Sie sitzen?!“
Gen.Major Nachtwandler: „Ja, äh... doch, was gibt es so wichtiges Generaloberst das wir um diese Uhrzeit...?“
Gen.Oberst. vonRundstedt: „Es hat einen Anschlag auf den Reichskanzler gegeben, Generalmajor.“
Puff.... Stille in der Leitung, ich hoerte das gleichmaeßige Atmen des Generaloberst auf der anderen Seite der Leitung und schloss meine Augen. Tausend Gedanken schossen mir justament durch den Kopf und fuer einen Moment wurde ich unfaehig mich weiter zu artikulieren. In einer, hoffentlich, beruhigenden wirkenden Geste wischte ich mir mit der rechten Hand ueber die Stirn und hielt anschließend die Sprechmuschel zu. Danach atmete ich noch einmal tief durch und sprach zischend zu dem Ia und Ic.
Gen.Major Nachtwandler: „Wie lange wissen Sie das schon meine Herren?“
Ia: „Seit zwei Stunden laeuft es unablaessig auf den Radiofrequenzen der Westmaechte...“
Gen.Major Nachtwandler: „... und wenn schon, Anschlaege hat es in den Weimarer Chaosjahren mehr als genug gegeben...“
Ic: „Die Westmaechte behaupten der Reichskanzler seie tot.“
Gen.Major Nachtwandler: „Tausend mal hab ich euch gesagt Ihr sollt keine Feindsender abhoehren. Das ist Feindpropaganda, die Jungs von der anderen Feldpostnummer werden fuer den Unsinn bezahlt, deren einzige Aufgabe ist es unsere Truppenmoral zu unterminieren und nicht euch Objektiv ueber die Geschehnisse im Reich aufzuklaeren. Gibt es Meldungen von unserer Aufklaerung hierzu?“
Ic: „Keine.“
Gen.Major Nachtwandler: „Dann existiert das Thema fuer mich nicht! Wir fuehren hier einen verdammten Krieg und ich will nichts von Feindpropaganda wissen! Das letzte was ich brauchen kann ist eine demoralisierte Truppe die mich mit Fragen zum Befinden unserer Staatsfuehrung loechert anstatt den Westmaechten die Hammelbeine lang zu ziehen!“
Ich atmete noch einmal tief durch und nahm dann wieder die Hand von der Sprechmuschel.
Gen.Major Nachtwandler: „Wir gehen weiter auf Sedan vor, Generaloberst?“
Fuer einen Moment herrschte erneut Stille im Aether, bis der Generaloberst mit einem ueberraschten Unterton einwarf.
Gen.Oberst von Rundstedt: „Wenn es ihnen moeglich ist geschlossen den Verband voran zu treiben, bitte ich um nichts anderes.“
Gen.Major Nachtwandler: „Bis Sedan sind es nur noch 45 km, ich lasse sofort aufbrechen, das schaffen wir bis Mittag.“
Gen.Oberst von Rundstedt: „Sehr gut. Benachrichtigen Sie mich bitte unverzueglich sobald ihre Division Sedan genommen hat.“
Gen.Major Nachtwandler: „Mache ich hoechstpersoenlich. Gibt es sonst noch etwas?“
Gen.Oberst von Rundstedt: „Wie werden sie mit den Informationen zu dem Anschlag weiter verfahren?“
Gen.Major Nachtwandler: „Da unsere Aufklaerung bis jetzt keine Informationen heraus gegeben hat ignoriere ich das Thema. Alles was von drueben kommt ist Feindpropaganda und wird ignoriert.“
Gen.Oberst von Rundstedt: „Gut. Ich wuensche Ihnen und Ihren Maennern viel Erfolg. Fuer das deutsche Volk und Vaterland!
Gen.Major Nachtwandler: „Fuer das deutsche Volk und Vaterland!“

Danach endetet die Verbindung und ich legte kommentarlos den Kopfhoehrer sowie die Sprechmuschel zur Seite. Nach einem kurzen Moment des Nachdenkens wandte ich mich zu meinem Ia und Ic um: „Oberst Gijgorev, weisen Sie die Artillerieabteilung des II. Regiments an fuenf Minuten Sperrfeuer auf das, vor unseren Spitzen liegende, Gelaende abzugeben. Danach haben die Abteilungen Funkstille zu wahren und werden nur noch bei Bedarf angefordert. Oberst Oestenmarsch, Sie koordinieren die nachrueckenden Verbaende und uebernehmen die Fuehrung ueber das I. und das III. Regiment. Weisen Sie zudem die Propagandaabteilungen der Division an, bis zu einer Bekanntmachung durch die Reichsfuehrung den ganzen Tag nur noch gequirlten Quark in den Aether zu senden. Verstanden meine Herren?“.
Die Beiden antworteten zwar mit einem donnernden „Jawoll...“, allerdings hakte Oberst Oestenmarsch noch mit einem „... und was machen Sie ab jetzt?“ nach.
Diese Frage war allerdings leicht zu beantworten: „Nun ja, da der Feind mitten in der Nacht einen Artillerieueberfall auf die Kraefte des II. Regiments versucht hat und zudem durch anhaltende Feindpropaganda zu befuerchten ist das die Moral der Truppe absinkt, setze ich mich an die Spitze des II. Regiments um dieses nach Sedan zu fuehren, die feindliche Artillerie zu stellen, zu vernichten und mein Muetchen mit einer großen heroischen Tat zu kuehlen.“.
Ich konnte mir in diesem Moment ein gehaessiges Grinsen nicht verkneifen und griff anschließend an den Holster meiner „langen 08“. Ohne eine Rueckantwort zu erhalten verließ ich den Raum, schnappte mir meinen Uffz. Dengelmann sowie den OG Heiners und machte mich dann unverzueglich auf den Weg zu dem zweiten Regiment. Es galt keine Zeit mehr zu verlieren denn diese arbeitete von nun an gegen uns.

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„This is london court, here is a news flash. The german radio has just announced, that Hitler is dead. I repeat that, the german radio has just announced, that Hitler is dead...“
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 17. Juni 2013 18:52

4 Uhr, Frankreich, Novion-sur-Meuse

Gegen 4 Uhr hat die Aufklaerungsabteilung des II. Regiments die Vororte der Ortschaft Novion-sur-Meuse, 10km westlich von Sedan, erreicht und versucht den Fluss Le Meuse ueber die Straßenbruecke des Ortes zu ueberqueren. Als man bis auf 200m an die Bruecke heran gekommen war wurde diese dann gesprengt und von der anderen Flusseite schlug unseren Soldaten heftiges Abwehrfeuer entgegen. Um dem zu entgehen schwenkte die Abteilung nach Norden ein und versuchte 500m weiter noerdlich, ueber eine Eisenbahnbruecke, die Le Meuse zu ueberqueren.
Diese Bruecke war zwar ebenfalls zu Sprengung vorbereitet worden, allerdings konnten die Zuenddraehte durch schnelles Vorgehen unserer Soldaten unbrauchbar gemacht werden. Daher gelang unseren Kraeften der Uebertritt an dieser Stelle und es entwickelte sich ein blutiger Nahkampf. Bei diesem erlitten die Franzosen teils heftige Verluste durch die zwei MG34 die ueber die Bruecke gebracht werden konnten. In der Folge davon setzten sich die Franzosen in Richtung des Zentrums ab, nur um wenige Minuten spaeter mit einem Pak-Geschuetz erneut anzuruecken. Eine erste Befuerchtung das mit diesem Geschuetz der Brueckenkopf ausgeschaltet werden sollte erwies sich als unbegruendet. Statt dessen schossen sich die Franzosen, in Deckung ihres Schildes, auf die Bruecke ein. Da zwei Volltreffer ohne Wirkung blieben aenderte sich daraufhin die Zielsetzung und man versuchte die Sprengladungen im direkten Schuss zu zuenden.
Hier bewaehrte sich aber ein weiteres Mal der Einsatz von Scharfschuetzen in unserer Division. Die Geschuetzmanschaft konnte naemlich auf diese Weise ausgeschaltet und jeder Versuch einer Neubesetzung vereitelt werden. Da jeder weitere Kampf um die Bruecke hiermit aussichtslos wurde, zogen sich die verbliebenen Verteidiger daraufhin in das Zentrum der Stadt Novion-sur-Meuse zurueck. Die Aufklaerungsabteilung konnte die Bruecke so bis zum Eintreffen der Kampfeinheiten halten.

Nach dem Eintreffen der Infanteristen ging es dann aus dem Brueckenkopf, an der Ortschaft Novion-sur-Meuse vorbei, weiter ueber Vivier-au-Cort nach Saint-Menges, wo sie sich mit den ihn entgegen kommenden Spitzen der 31. Infanterie-Division vereinigten. Gegen 7 Uhr war Sedan dann komplett eingeschlossen und die Kapitulation der Verteidiger wurde durch Generalleutnant von Kluge, der Korpskommandeur der 31. Infanterie-Division war, verlangt. Erwartungsgemaess wurde dieses abgelehnt und von Sueden her setzten darauf Kampfhandlungen gegen den Sedankessel ein um den Widerstand zu brechen. Gleichzeitig begann aus Richtung der Stadt Charleville-Mèziéres ein Entlastungsangriff der Franzosen auf Noivion-sur-Meuse, um den Sedan wieder freizukaempfen. Die Franzosen setzten hierbei eine bunt zusammen gewuerfelte Infanterietruppe sowie einige Somua S35 Panzer ein.

Die Hauptlast bei der Verteidigung gegen diese Angriff musste hierbei das II. Regiment tragen und in den Waeldern vor Novoin-sur-Meuse und Vivier-au-Cort entwickelte sich ein blutiger Kampf bei dem bis Mittag keine Seite die Oberhand gewinnen konnte. Die franzoesischen Infanteristen erlitten beim anrennen gegen unsere provisorischen Stellungen abermals blutige Verluste und wurden ein ums andere Mal zurueck geworfen. Dies wurde durch die schlechte Ausruestung der franzoesischen Soldaten verursacht, die ohne Wintertarn und Ski in dem verschneiten Gelaende ein nicht zu verfehlendes Ziel boten. Der Kampfgeist der Franzosen wurde aber nicht gebrochen, so das sie immer wieder versuchten durch unsere Stellungen zu kommen.
Wesentlich komplizierter wurde das ganze bei den Souma S35 Panzern welche fuer uns nahezu unverwundbar waren, da es uns an effektiven Panzerabwehrwaffen mangelte. Unsere 37mm Pak konnte, egal aus welcher Richtung und selbst bei kuerzester Kampfentfernung so gut wie nichts ausrichten. Auch die zwei mitgefuehrten Panzerbuechsen waren gegenueber der Panzerung des S35 wirkungslos.

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Von daher blieb unseren Maennern nichts anderes uebrig als mit ihrem Mut und ihrem Improvisationstalent die Feindpanzer zu bekaempfen. In den Waldstuecken durch die, die Panzer vorrueckten mussten konnten so, durch beherzte Angriffe mit Baumstaemmen in die Laufwerke, drei Feindpanzer Manoevrierunfaehig gemacht und anschließend mit Granaten und Nahkampfmittel bekaempft werden. Im offenen Gelaende wurde das ganze ungleich schwieriger so das man dort, nach einigen Versuchen mit der 37mm Pak, dazu ueberging mit Artilleriebeschuss die Feindpanzer zu vernichten. Erst gegen 13Uhr wandte sich dann das Blatt zu unseren Gunsten da einer der Feindpanzer bei einem Infanterieangriff gekapert werden konnte. Der Panzer wurde umgehend wieder flott gemacht und zur Bekaempfung der franzoesischen Panzer eingesetzt. Da wir die Tarnung nicht aufgaben, konnte unser Panzer sich in Volltarn den Feindpanzern, die in der Regel Einzelfahrer waren, bis auf 100m naehern ehe er sie mit einem gezielten Schuß ausschaltete.
Mit der Ausschaltung des letzten Feindpanzers gegen 14 Uhr konnten wir dann weitere Verstaerkungen heran fuehren und alle weiteren franzoesischen Angriffe bis 16 Uhr abweisen.

Um 17 Uhr erreichte mich dann die Meldung das die 31. Infanterie-Division Sedan genommen hatte. Dies fuehrte zum Abbruch weiterer franzoesischer Angriffe in unserem Gefechtsabschnitt und wir erhielten Zeit unsere Aufstellung zu veraendern, neue Stellungen auszubauen und Nachschub heran zu fuehren.

Trotz unseres heutigen Erfolges sackte die Stimmung in der Truppe gegen Nacht mehr und mehr in sich zusammen. Die Feindpropaganda, sowie dass ausbleiben einer konkreten Aussage zu dem Ergebnis des Anschlages im Buergerbraeukeller seitens unserer Staatsfuehrung lastete schwer auf der Moral der Truppe. Da ich keine unbestaetigten Informationen weitergebe reagierte ich auf Anfragen seitens meiner Soldaten ablehnend und zog mich in den Regimentsstab zurueck. Hier ließ ich mich mit dem Divisionsstab verbinden und holte mir Informationen zu der Lage in unserem restlichen Frontabschnitt ein. Da es weder von dort, noch aus dem Reich schlechte oder neue Nachrichten gab, entschloss ich mich dazu erst am naechsten Tage zum Divisionsstab zurueck zu kehren und ließ stattdessen den Abend mit einem laengeren Gespraech ausklingen. Mein Gspraechspartner war der Regimentskommandeur Major Kinsberg der sich nebenher fuer unsere Scharfschuetzenausbildung zustaendig zeigte.

Der Mann war ein sehr erfahrener Haudegen, der im ersten Weltkriege als Scharfschuetze gedient hatte und seine Erfahrungen voll in seine Lehrgaenge hatte einfließen lassen. Doch hatten sich viele Dinge inzwischen geaendert. Als er 1916 in den Dienst trat war die Ausbildung der Scharfschuetzen primaer auf den Grabenkrieg und die Bekaempfung gegnerischer Scharfschuetzen ausgerichtet gewesen. Eine Bewegliche Kriegsfuehrung wie wir sie bis jetzt gehabt hatten gab es nicht, so das wir faktisch in vielen Dingen bei Null anfingen und neue Erfahrungen sammeln mussten. So taten sich fuer unsere Soldaten einige Probleme auf.
Sich z.B. in der Defensive zu tarnen war recht einfach, doch wie tarnt man sich in der Offensive?
Die Antwort lieferten die Improvisationstalente unter den Soldaten, die mit verschiedentlichen Gegenstaenden, z.b. Holz und Drahtgestellen ihre Deckung verbesserten. Um an diesem Erkenntnissen teilhaben zu koennen hatte der Regimentskommandeur verfuegt das ihm nach Gefechten mit Scharfschuetzeneinsatz die Stellungen selbiger gezeigt werden mussten. So konnten diese neuen Erfahrungen an andere weitervermittelt werden.
Was ihn aber noch mehr stoerte war, das nicht wenige Scharfschuetzen in eine Art Jagdfieber verfielen und durch haeufiges Feuern aus ihrer Stellung selbige verrieten. Nach Meinung das Majors haette er, wenn er Scharfschuetze beim Gegner gewesen waehre, eine Reihe unserer Soldaten so ausschalten koennen. Da muesse in der Ausbildung weiter angesetzt werden. Er regte daher an Manoever durchzufuehren in dem unsere Scharfschuetzen aus der Deckung heraus „Jagd“ auf normale Infanteristen machen sollten. Als kleines, geheimes Extra wuerde ein weiterer erfahrener Scharfschuetze „Jagd“ auf die „Jaeger“ machen, um ihre Fehler durch einen „Scheinabschuss“ zu bestrafen. Dadurch, so hoffte er, wuerden sie in Zukunft solche Fehler vermeiden.

Unter dem Strich waren wir aber mit unseren Scharfschuetzen recht zufrieden. Mehr als einmal hatten sie ihre Faehigkeiten in kritischen Momenten ausgespielt und uns so einen Vorteil verschafft. Das war auch anderen Truppenteilen nicht verborgen geblieben, so das immer wieder Anfragen zu unseren Scharfschuetzen herein kamen. Ich konnte nur hoffen dass, das OKH davon Notiz nahm und uns auch in technischen Dingen Unterstuetzung zukommen lassen wuerde. Denn speziell daran haperte es noch. Die Zielfernrohre hatten wir aus den Bestaenden der tschechischen Armee bekommen und waren nicht mit der Qualitaet der Optiken von Carl-Zeiss vergleichbar. Dort bestand dringender Aufholbedarf.


10. November, Frankreich, Sedan, 8 Uhr

+ + + Sondermeldung des großdeutschen Rundfunks + + +

... Besser frisch gestrichen als nie da gewesen. @ Anm. d. Ver. ...

Heil dem deutschen Volke und der deutschen Nation!

+ + +


Das war die offizielle Bekanntgabe des Reichsministerium fuer Volksaufklaerung und Propaganda die in den fruehen Morgenstunden gesendet wurde. Das Propagandaministerium hatte sich damit wirklich Muehe gegeben, aber das Drachenbad ließ Siegfried mit einer verwundbaren Stelle zurueck die sein Verhaengnis werden sollte. Ob man sich dessen auch bewusst war?
Eine zweite Bekanntgabe gab es fernmuendlich nur fuer die Offiziere des Generalstabes. In ihr wurden weitere Einzelheiten zu dem Anschlag und seinen Auswirkungen bekannt gegeben. In dieser zweiten Bekanntgabe ist die Rede von einem Enthauptungsschlag gegen die deutsche Reichsregierung. Bei dem Anschlag sind naemlich neben dem Staatsoberhaupt noch unzaehlige weitere fuehrende Personen des Staates ums Leben gekommen. Unter anderen der Parteichef der NSDAP Rudolf Heß, dessen Sekretaer Martin Bormann, Alfred Rosenberg und Reichsfuehrer ZZ Heinrich Himmler.
Generalfeldmarschall Hermann Goering ist weiterhin schwer verletzt worden und liegt derzeit im Koma. Das bedeutet eigentlich nichts anderes als dass die Machtfrage im Staate eigentlich ungeklaert ist, da unser neues Staatsoberhaupt nicht regierungsfaehig ist. So beginnen jetzt hinter den Kulissen die Entscheidungskaempfe der fuehrenden politischen Personen und Stroemungen in der NSDAP. Diese bringen sich derzeit in Stellung um im geeigneten Moment die Macht an sich zu reissen. Die Diadochenkaempfe sind somit eroeffnet...

Doch sind dies nicht die einzigen Kraefte die nun auf die Macht spekulieren. In dem Ruhrgebiet erhebt sich Momentan eine laengst tot geglaubte Hydra. Wie aus dem nichts sind dort Gewerkschaften aufgetaucht welche mit Parolen zum Generalstreik aufrufen um politische Ziele durchzusetzen. Dieses ruchlose Pack ruft damit zu nichts geringerem als einem erneuten Verrat der Soldaten im Felde auf, da jedes nicht produzierte Ruestungsgut den Soldaten an der Front fehlt und ihnen somit schadet. Die erste Aufgabe einer neuen Staatsfuehrung muss es daher sein dies zu unterbinden und die Ordnung wiederherzustellen.

Das OKW seinerseits hat sich in dieser Situation entschieden Hermann Goering als neuen Reichskanzler anzuerkennen. Das gibt dem OKW den Vorteil dass sie, solange Goering im Koma liegt, frei ueber die militaerischen Sachfragen entscheiden koennen. Die erste Entscheidung die dabei gefaellt wurde ist eine Vereidigung der Truppe auf Volk und Vaterland. Auf die Person des Staatsoberhauptes wird nicht mehr vereidigt. Die zweite betrifft den Fortgang der militaerischen Operationen. Durch den Wintereinbruch in Frankreich und die ungewisse Lage im Reich werden saemtliche offensiven Einsaetze abgebrochen und strikte Defensive angeordnet bis die Reichsregierung wieder Handlungsfaehig ist.
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 17. Juni 2013 19:17

11. November 1939, Frankreich, Sedan,

bei meiner Rueckkehr in den Divisionsstab war die Umstellung der Division auf Defensive schon im vollem Gange. Um dem Ia bei seiner Taetigkeit nicht weiter im Wege zu stehen machte ich lieber einige Truppenbesuche um unseren Maennern mal „auf den Zahn“ zu fuehlen. Dabei konnte festgestellt werden, das die Moral der Truppe durch den Anschlag und den Tod des Reichskanzlers maechtig gelitten hat. Viele Soldaten blicken mit tiefer Sorge in die Zukunft und sind nicht mehr voll bei der Sache, so das allgemein eine große Unruhe herrscht, was sich auch in der steigenden Zahl der Fehler widerspiegelt..
Offensiven sind in diesem Zustand nur noch begrenzt moeglich.

15. November 1939, Frankreich, Sedan,

die Lage hat sich bei uns stabilisiert. Die Franzosen verhalten sich ruhig und sind kaum zu sehen. Wir haben angefangen ein komplexes Stellungssystem aufzubauen und organisieren Quartiere fuer unsere Soldaten in den groeßeren Ortschaften. Unser Pionierbataillon repariert derweil im Hinterland die zerstoerten Bruecken um die Nachschubslage zu verbessern. Fuer den 25. November ist derzeit die Uebergabe unseres Frontabschnittes an eine regulaere Infanterie-Division vorgesehen. So gesehen nichts interessantes bei uns...

... dafuer gibt es International etwas mehr zu berichten. Wie das OKW mitteilte gab es am 12. November 1939 einen Landungsversuch der Westmaechte in Argentinien. Insgesamt sollen neun britische Infanterie-Divisionen und drei argentinischen Infanterie-Divisionen in der sich daran anschließenden Landschlacht beteiligt gewesen sein. Landungsorte sind nach Angaben des argentinischen Militaers die Staedte Mar-del-Plata, Bahia-Blanca und Viedma gewesen.

Zum Verlauf:
Am 12. November begann die erste Landung in Viedma, welche die argentinischen Streitkraefte voellig ueberrascht hat. Dort konnte relativ schnell ein Brueckenkopf in der Stadt Viedma errichtet werden. Erster Widerstand wurde durch oertliche Polizeikraefte und erst gegen Abend von eintreffenden regulaeren Armeeteilen geleistet.

Am 13. November begann dann parallel in Mar-del-Plata und Bahia-Blanca der naechste Landungsversuch. Dort traf man aber sofort auf harten Wiederstand, so das die britischen Soldaten, trotz Anlandungen in mehreren Wellen, nicht die Oberhand gewinnen konnten. In Viedma blieb die Lage derweil angespannt da die Briten ihren Brueckenkopf sogar noch weiter ausbauen konnten. Zu diesem Zeitpunkt begann auch die Argentinische Luftwaffe in die Kaempfe einzugreifen. Das Ziel ihrer Luftschlaege waren die Landungsgebiete und Versorgungsschiffe.

Am 14. und 15. November wendete sich dann das Blatt endgueltig zugunsten der Argentinier. Die argentinische Marine, die aus Buenos Aires ausgelaufen war, konnte zu diesem Zeitpunkt die britischen Landungsstreitkraefte angreifen und zwang diese nacheinander zur Umkehr. Die Landungsgebiete mussten, unter dem zuruecklassen der schweren Waffen, Evakuiert werden. Der Ueberraschungsangriff der Briten ist somit gescheitert.

Bild

Das zweite wichtige Ereigniss dieser Tage passierte am 14. November 1939, da hat naemlich, nach einer Reihe von Eskalationen und gegenseitigen Schuldzuweisungen, die Sowjetunion Finnland den Krieg erklaert.
Aufgrund der Rahmendaten und der strategischen Lage Finnlands duerfte mit einer Niederlage der finnischen Streitkraefte innerhalb von wenigen Tagen gerechnet werden.
Allerdings glauben die Finnischen Armeefuehrer daran die Sowjets an der Mannerheimlinie, an deren Planung auch deutsche Offiziere beteiligt waren, aufhalten zu koennen. Zumindest so lange bis Unterstuetzung durch anderen Staaten eintrifft. Nur von wem die kommen soll erscheint mir mehr als fraglich. Wir haben derzeit niemanden der so etwas entscheiden koennte und auch sind wir strategisch nicht in der Lage in diesen Konflikt einzugreifen. Wir haben ja nun eine gemeinsame Grenze mit der Sowjetunion und stehen mit der Masse unseres Heeres im Westen Frankreich gegenueber. Ein Krieg mit der Sowjetunion wuerde uns somit endgueltig das Genick brechen.
Die Westmaechte wiederum stecken in einer ganz anderen Problematik. Die Franzosen haben gerade das Gro ihrer Armee verloren und den Feind im eigenen Land. Großbritannien duerfte auch keine Truppen fuer Finnland uebrig haben, da man offensichtlich versucht den deutschen Verbuendeten in Suedamerika auszuschalten. Weiterhin macht ihr Festlandsdegen Frankreich gerade keine gute Figur und haette etwas Hilfe noetig.
Das einzige Land wiederum das bis jetzt Hilfe zugesagt hat ist Italien. Dabei handelt es sich aber hauptsaechlich um Materiallieferungen.
Die Frage ist also nicht ob Finnland diesen Krieg gewinnen kann, sondern wie lange es der Sowjetunion standhalten kann.

Den Zeitpunkt des Krieges hat Stalin klug gewaehlt. Alle europaeischen Großmaechte liegen sich gegenseitig in den Haaren und koennen Finnland auf absehbare Zeit nicht zur Hilfe eilen.
Ist das alles Zufall?
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Re: [HoI II AAR] The guilty have no pride

Beitragvon xxHyFoxx » 19. Juni 2013 21:14

Merkwuerdiges, Allzumerkwuerdiges

16. November 1939, Frankreich, Sedan

Nach der kleinen Lage am Morgen kam um 10 Uhr eine Funkmeldung von einem unserer rueckwaertigen Dienste herein. In dieser wurde im feinstem Landserjargon berichtet das „ein hohes Tier bei uns herum marodiere“. Um wen es sich dabei handelt konnte zwar nicht genau mitgeteilt werden, aber es war auszuschließen das jemand vom Oberkommando der Heeresgruppe auf dem Weg zu uns ist. Mitglieder des Generalstabes pflegten fuer gewoehnlich naemlich nicht in einer Kolonne von vierzehn Horch-Limousinen zu reisen. Offizieller Besuch wiederum war uns aber auch nicht angekuendigt worden, sodass sich im Laufe des weiteren Vormittags Spannung breit machte, wer denn da auf dem Weg zu uns sei.
Kurz vor zwoelf Uhr erreichte dann die gemeldete Fahrzeugkolonne die Wache des Divisionsstabs und es stellte sich nach einigem Hin und Her mit den Wachposten heraus, dass der Fuehrer der Deutschen Arbeitsfront (DAF), Robert Ley, zu einem Truppenbesuch hier sei. Oberst Oestenmarsch war zwar nicht gerade davon begeistert einen Politiker bei uns zu haben, dennoch entschied ich mich ihn auch ohne Vorankuendigung zu empfangen.

Nach ausgiebiger Begruessung des Herrn Ley und seiner Entourage lud ich selbige, aufgrund der Uhrzeit, zu einem Mittagsmahl aus der Gulaschkanone ein. Auf dem Weg dorthin sprach der Herr Ley immer wieder einzelne Soldaten auf besonders „kumpelige“ Weise an und erkundete sich nach ihrem persoenlichen Befinden. Dieses Procedere verzoegerte unsere Ankunft bei der Feldkueche erheblich, so das Oberst Oestenmarsch zwar kochte, die Suppe aber nur noch lauwarm war. Doch dies schien den Herrn Ley nicht zu stoeren, im Gegenteil, er wandte sich lieber unserem Kuechenbullen zu und noetigte ihm ein weiteres Gespraech ueber das heutige Essen auf. Damit kam er bei unserem chronisch schlecht gelaunten (aber sehr guten) Koch nicht gut weg. Auf die Frage hin was es denn heute zu essen gebe antwortete unser Koch nur knapp: „Horst-Wessel-Suppe.“.
Herr Ley hielt daraufhin dem Koch seine Suppenschuessel hin und blickte diesen sichtlich verdutzt an. Nach einem weiteren Moment der Stille kellte der Koch dann auf und ergaenzte lakonisch: „Fleisch, Gemuese und andere gute Sachen marschieren im Geiste mit“. „Na, na, na“ erwiderte ich dem Koch, um ihm aufzuzeigen das er seinen Spielraum nun ausgelotet hatte und schob daraufhin den Herrn Ley zu einem der Tische herueber. Dieser war aeußerlich sichtlich ueber diese Aussage konsterniert, verkniff sich allerdings jede weitere Bemerkung dazu.

Nach dem gemeinsamen Mittagsmahl zogen wir Offiziere dann zusammen mit Herrn Ley und seinem Anhang in einem großen Pulk ueber unser Gelaende und verscheuchten hierdurch so ziemlich jeden Gefreiten in Sichtweite. Niemand wollte wohl dem unweigerlichen Ringelpiez, dem man bei solchen Truppenbesuchen haeufig ausgesetzt war, ueber sich ergehen lassen und daher zogen es die Soldaten wohl vor sich Unsichtbar zu machen. Um diese unmoegliche Situation fuer uns alle zu beenden schlug ich dem Herrn Ley eine Waffenbesichtigung vor. Dies bot sich insofern an da in unser unmittelbaren Naehe eine Artillerieabteilung stationiert war die zur Zeit eine Gefechtsuebung durchfuehrte und Dank ihrer Geraetschaften auch nicht weg laufen konnte.
Gesagt getan, nach einer guten halbe Stunde Fußmarsch erreichten wir die Artillerieabteilung und ließen uns daraufhin durch die Soldaten und einen sehr souveraen agierenden Leutnant verschiedene Exerzieruebungen vorfuehren. Eine Bitte des Herrn Ley doch eine Schießuebung durchzufuehren schlug ich unter der Begruendung der Kosten und der Munitionsverschwendung aus.

Hernach kehrten wir dann, wieder im Fußmarsch, in unseren Divisionsstab zurueck. Herr Ley beabsichtigte nun eine Rede zu halten um die Kampfkraft des Offizierskorps und der Truppe im allgemeinen zu staerken. Davon waren weder wir noch seine Entourage, die inzwischen einen recht abgekaempften Eindruck machte, sonderlich begeistert und nur eine gute Idee konnte uns vor einem laengerem Monolog bewahren. Diese Idee kam mir dann in der Funkstube, wo ich meinen Hund unter die Obhut des OG Heiners gab. Infolge dieser Idee ueberreichte ich dem Herrn Ley unmittelbar nach meiner Ankunft im Lageraum einen kleinen Zettel mit einer handschriftlichen Notiz darauf. Nachdem er diese kurz ueberflogen hatte wich er ploetzlich von seinem Redeentschluss ab. Statt dessen erklaerte er das er noch einen dringenden Termin habe, entschuldigte sich vielmals und reiste dann so schnell wie er aufgetaucht ist wieder ab. Fast ein wenig unhoeflich mochte man meinen.

So sahen wir also der, nach Suenden hin zum Horizont entschwindenden, Fahrzeugkolonne nach und Oberst Oestenmarsch trat an meine Seite. Er sah ebenfalls in die Ferne und schwieg ein bißchen vor sich hin ehe er mit seinen Gedanken heraus rueckte: „Denen haben Sie aber ein ganz schoenes Programm zugemutet.“. Da mir bewusst war das wir einen bleibenden Eindruck auf die Fueße unserer Besucher gemacht haben duerften und Oberst Oestenmarsch solche Feststellungen fuer Gewoehnlich als Einleitung fuer eine laengere Konversation nutzte, antwortete ich nur knapp: „Tjo.“. Es herrschte also einen Moment stille ehe der Oberst einen zweiten Versuch wagte: „Gut das er uns seine Rede erspart hat, da koennen wir den Tag wenigstens noch ein wenig sinnvoll nutzen.“. „Tjo.“
Wieder blieb es einen Moment ruhig ehe der Oberst zum dritten Mal angriff: „Scheint nicht gerade viel zu tun zu haben der Mann.“. Ich wandte mich dann zu dem Oberst um, musterte ihn einen Moment lang und antwortete etwas energischer: „Tjo!“.

Das war nun ein „Tjo“ zuviel. Der Oberst schluckte seinen Frust herunter und fragte schließlich endlich direkt: „Was war denn nun der Grund fuer seinen ploetzlichen Aufbruch?“. Ich wandte mich wieder der Fahrzeugkolonne zu, die immer kleiner wurde und schwieg einen weiteren Moment um meine Antwort mit bedacht zu waehlen. „Eine Falschmeldung. Ich muss ganz offen sagen das ich den Herrn Ley loswerden wollte. Daher habe ich ihm eine Notiz ueberreicht auf der stand, das bei unseren Rueckwaertigen Diensten eine Kompanie der ZZ gesichtet worden sei, die sich nach ihm erkundigt habe.“. „Warum sollte er deswegen so schnell aufbrechen wollen?“
„Nunja, der Mann ist auf der Flucht.“ Der Oberst und ich blickten weiter der Kolonne hinterher und ich setzte nach einer kurzen Pause meine Antwort fort:
„Man achte auf die Feinheiten. Erstens, er kommt unangekuendigt zu einem Truppenbesuch. Zweitens, seine Entourage wird mit jeder Stunde die verstreicht nervoeser. Drittens, seine Entourage besteht aus Leuten die bei der DAF Fuehrungspositionen innehaben, also Vertraute von Herrn Ley sind. Vertraute die Fuehrungspositionen innehaben und wesentlich fuer den eigenen Machterhalt sind, nimmt man nicht alle auf eine Reise mit. Man laeßt sie nicht allein, aber man karrt sie auch nicht alle mit sich durch die Gegend.
Drittens, er hat keine Bewacher dabei. Ueberlegen sie mal, da faehrt ein Politiker zu einem Truppenbesuch in besetztes Gebiet ohne die parteieigene Knueppelgarde dabei zu haben. Entweder hat er kein Sicherheitsbeduerfniss oder aber er vertraut dem eigenen Sicherheitsdienst nicht mehr.“
.
Ich atmete tief durch und fuhr fort: „Das sind alles kleine Puzzlestuecke die fuer sich allein keine Aussagekraft haben. Wenn man sie aber alle zusammen legt ergeben sie ein eindeutiges Bild. Robert Ley, der Fuehrer der DAF misstraut seiner eigenen Partei. Dazu hat er auch allen Grund denn er ist politisch tot. Er ist der Fuehrer der DAF und es war seine Aufgabe die Arbeiter bei Laune zu halten und die Gewerkschaften zu neutralisieren. Doch er hat versagt. Im Ruhrgebiet liegt, aufgrund von „spontan“ gegruendeten Gewerkschaften, die Arbeit darnieder und es wird Druck auf die Regierung ausgeuebt um politische Ziele durchzusetzen. Die Macht der NSDAP erodiert in immer groeßerem Maße und nun sucht die Partei einen Schuldigen, der zudem bei den Diadochenkaempfen mitgemischt haben duerfte. Den hat sie mit Robert Ley gefunden.“.

Der Oberst schwieg still und so standen wir ein paar Minuten wie die Salzsaeulen nebeneinander. Im Hintergrund nahm ich derweil Hundegebell und einige Flueche wahr die aus der Funkstube zu uns herueber drangen. Ich wandte mich in diese Richtung um und sah dann meinen Dackel, der etwas in seinem Maul hatte, aus der Funkstube heraus flitzen. Dem nachfolgend schoss ein weiterer Soldat aus dem Raum hervor und versuchte offensichtlich den Hund zu erwischen. Dem war aber kein großer Erfolg beschienen, da Hund die Herausforderung annahm, sein ganzes koennen als Jagdhund ausspielte und sich ueber die Beschaeftigung sichtlich freute.

Oberst Oestenmarsch, der immer noch in Richtung der verschwundenen Fahrzeugkolonne blickte, fragte mich dann mit leiser Stimme: „Meinen Sie das die NSDAP sich an der Macht halten kann?“. „Ich weiß nicht. Fuer mich sieht das derzeit so aus als ob da zu viele mit einem Mal durch die Tuer wollen. Wie sagt man so schoen? Zu viele Koeche verderben den Brei. Da sich bisher niemand von der NSDAP durchsetzen konnte ist es gut moeglich das jemand Drittes des Weges kommt der nicht die Tuer, sondern das Fenster nimmt.“
„Die freien Gewerkschaften?“ fragte Oberst Oestenmarsch neugierig.
„Nein, diese sind 'frei' und dienen offiziell den Arbeitern. Ich denke da eher an denjenigen der in der Lage ist den Gewerkschaften zu geben was sie verlangen. Das Druckmittel der Arbeitsniederlegung inmitten des Krieges ist nicht zu verachten. Die NSDAP hat sich in internen Machtkaempfen verheddert und nun kann der 'weißer Ritter' kommen, der die 'freien' Gewerkschaften finanziert hat und die Macht uebernehmen. In Zeiten des Krieges will das Volk eine starke Fuehrung und die haben wir derzeit nicht.“
„Machen Sie das doch!“ Nun blickte ich einmal den Oberst unglaeubig an. „Wie kommen Sie denn bitteschoen auf den Gedanken?“
„Tjo“ sagte der Oberst darauf, grinste und blickte dann zu dem Schauspiel zwischen Hund und dem Soldaten vor der Funkstube.
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